Ökologische Landwirtschaft:Klostergut Schlehdorf wird Großgrundbesitzer

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Die Genossenschaft Klostergut Schlehdorf hat die landwirtschaftlichen Flächen rund um den Karpfsee von den Missionsdominikanerinnen erworben. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Genossenschaft hat 46 Hektar Land um den Karpfsee erworben. Die Mitglieder wollen dort ihre Landwirtschaft ausbauen und viele Projekte realisieren: vom Artenschutz über Bildungsangebote bis zum Wohnen auf dem Hof.

Von Alexandra Vecchiato, Schlehdorf

Längst sind landwirtschaftliche Flächen zum Spekulationsobjekt geworden. Laut einer im vergangenen Jahr vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlichten Studie haben sich die Preise für Ackerland in den vergangenen 15 Jahren verdreifacht. Neue Flächen zu kaufen oder zu pachten wird so für Landwirte ein kostspieliges Unterfangen. Das es auch anders geht, belegt ein Beispiel aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Die Genossenschaft Klostergut Schlehdorf hat die landwirtschaftlichen Flächen rund um den Karpfsee von den Missionsdominikanerinnen erworben. Das sei nur möglich, weil der Orden den Kaufpreis nicht ausgereizt habe, sagt Mark Rochlus, einer der drei Vorstandsmitglieder der Genossenschaft. Die insgesamt 3,27 Millionen Euro, die die Fläche kostet, werden über verschiedene Darlehen finanziert.

Es sei schon ein Riesending, was die Genossenschaft da stemme, sagt Manfred Gassner vom Vorstand. Seit 2012 hat das Klostergut die Flächen gepachtet und bewirtschaftet. Von Anfang an gab es ein Vorkaufsrecht. Dieses nutzte die Genossenschaft, im Dezember 2021 ging es zum Notar. Etwa 46 Hektar rund um den Karpfsee gehören nun dem Klostergut. Überwiegend handelt es sich um Grünland. Eine weitere, circa sieben Hektar große Fläche liegt östlich des Eichsees zwischen Schlehdorf und Großweil. Noch nicht erworben hat die Genossenschaft den Karpfsee samt Uferbereich. Das soll im Sommer über die Bühne gehen. Eigens hierfür soll ein Förderverein gegründet werden, der über Spenden und andere Töpfe 100 000 Euro für den Ankauf des Biotops einwerben soll. Die Fläche des Sees samt Umgriff ist etwa neuneinhalb Hektar groß.

Möglich gemacht hat den Deal zwischen Klostergut und Missionsdominikanerinnen eine besondere Form der Finanzierung. Sie ist eine Mischung aus Mitglieder- und langfristigen Bankdarlehen. Mindestens 1,3 Millionen Euro bringen die Mitglieder auf, so der Plan. Gut 170 Mitglieder engagieren sich in der Genossenschaft, die sich der sozial-ökologischen Landwirtschaft verschrieben hat. Die Darlehen laufen über zehn Jahre und haben eine maximale Höhe von 25 000 Euro. Gegenfinanziert wird der Ankauf auch über den Verkauf einer Teilfläche. An dem Areal am Eichsee hat der Landesbund für Vogelschutz Interesse bekundet, um sein Wiesenbrüter-Schutzgebiet auf Großweiler Flur zu erweitern. 500 000 Euro würde der Verkauf bringen.

Der Hofladen des Gutes ist nach Ansicht von Mark Rochlus noch zu wenig bekannt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das sind längst nicht alle Neuigkeiten vom Klostergut. Man habe eine Vielzahl von Projekten in der Pipeline, sagen Rochlus und Gassner. Mit den mehr als 50 Hektar Acker- und Grünland soll nicht nur die Mutterkuh-Haltung am Sommerstall beim Karpfsee ausgebaut werden. Vieles dreht sich um Artenschutz, Bildungsangebote und ökologische Landwirtschaft. Der Anbau von Gemüse etwa soll auf die Maibaumwiese ausgedehnt werden. Was dort geerntet wird, wird im Hofladen feilgeboten. "Es wissen noch zu wenige, dass wir hier einen Bioladen haben", sagt Rochlus. Ein Ziel sei, dessen Öffnungszeiten in diesem Jahr zu erweitern. Die neu erworbenen Flächen werden mit Hecken ökologisch aufgewertet. Das Grünland, betont Gassner, ermögliche es, kein entsprechendes Futter für die Tiere dazukaufen zu müssen. Kürzlich hat die Genossenschaft eine pädagogisch ausgebildete Landwirtin angestellt, die nicht nur etwas von Bewirtschaftung versteht, sondern auch ihr Wissen professionell weitergeben kann.

Ein weiteres großes Vorhaben ist der Bau eines Gemeinschaftswohnhauses auf der Hofstelle neben dem Kloster. Die Genossenschaft hatte das Herzstück der ehemaligen Landwirtschaft der Missionsdominikanerinnen 2020 erworben. In dem Neubau sollen Mitglieder zusammenleben. Wer einziehen darf, werde über ein Bewerbungsverfahren ermittelt, so Gassner. Das Interesse, Landwirtschaft zu erleben, sei groß, betont Rochlus. Das Partizipieren erfreue sich wachsender Beliebtheit. Viele hätten Interesse an der Produktion von Lebensmitteln. Auf dem Klostergut ist das möglich. Im Gemüsegarten mithelfen, die Ställe ausmisten, Kartoffeln setzen - der Hände Arbeit ist vielfältig. Und für Kinder gibt es die "Wildlinge", ein pädagogisches Projekt, das Mädchen und Buben den sorgsamen Umgang mit der Natur nahebringt, wobei der Spaß nicht zu kurz kommt. Nichtmitglieder sind ebenfalls willkommen beim Klostergut Schlehdorf - nicht nur zum Einkauf im Bioladen. "Im Sommer möchten wir das Café wieder regelmäßig öffnen", sagt Rochlus.

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