Schlehdorf:Ein Superstar vor grau-gelben Vorhängen

Schlehdorf: Überwiegend Mädchen kamen zum Auftritt von Aneta Sablik, die Popsongs zum Besten gab.

Überwiegend Mädchen kamen zum Auftritt von Aneta Sablik, die Popsongs zum Besten gab.

(Foto: Wolfsbauer)

DSDS-Siegerin Aneta Sablik kommt an in der Turnhalle der Realschule in Schlehdorf - für einen guten Zweck.

Von Claudia Koestler, Schlehdorf

Kloster Schlehdorf, Ort der Kontemplation und Einkehr. Und seit Freitag auch der Wiederkehr. Denn Aneta Sablik feierte dort ihr Comeback, genauer gesagt in der Schlehdorfer Erzbischöflichen Realschule Sankt Immaculata, die zum Kloster gehört.

Sablik? Zur Erklärung: Die gebürtige Polin war 2014 die Gewinnerin der Castingsendung "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS). Damit war auch der Karrierehöhepunkt erreicht, zumindest bislang. Vor allem aber machte Sablik daraufhin nur noch einmal Schlagzeilen: Weil fast alle Konzerte ihrer Tournee abgesagt werden mussten.

Doch im kleinen Schlehdorf kommt Sablik an, im doppelten Wortsinn: Kopierte Plakate kündigen das Gastspiel an, draußen verkaufen Eltern selbst geschmierte Brötchen und Getränke, altersgerechte Aufgeregtheit schwebt über der Szenerie am Eingang. In der Turnhalle der Realschule, die zur Bühne wird, hängt noch der Geruch von schweißdurchtränktem Polyester und Drogeriemarkt-Deo in der Luft. Auch wenn sich die Halle nur knapp bis zur Hälfte füllte, die Anwesenden sind fest entschlossen, glühende Begeisterung zu zeigen: Schulleiter Manfred Ilitz kündigt einen "Superstar in einer super Schule", an und erklärt auch den Grund für den Auftritt: Sablik habe nach ihrem Sieg gelobt, Gutes tun zu wollen. Im Gespräch mit der Mutter ihres Freundes, die Schülerin in Schlehdorf war, kam die Idee auf, das Projekt der dortigen Missionsdominikanerinnen zu unterstützen und für ihren Auftritt komplett auf Gage zu verzichten.

Der Auftritt der "DSDS"- Sängerin hätte durchaus bizarr wirken können: Etwa, wenn ein Superstar vor grau-gelben Vorhängen in einer schmucklosen Turnhalle überwiegend Coversongs in Halb-Play-back darbietet. Oder wenn neben der Bühne Fotos der Ärmsten aus Südafrika gezeigt werden, während auf der Bühne Sablik die Projektionsfläche für Träume örtlicher Teenager gibt. "Bevor man etwas brennend begehrt, sollte man das Glück dessen prüfen, der es bereits besitzt", hätte einem da François de La Rochefoucauld in den Sinn kommen können.

Doch stattdessen hatte der Abend etwas durchweg Anrührendes. Etwa, wenn eine Schülerin mit zu ihrem Idol auf die Bühne darf und zu weinen beginnt vor Glück. Sablik unterbricht sogar ihren Auftritt, um dem Mädchen einen Stuhl zu besorgen, damit sie sich wieder fängt. Und stimmt ihr zuliebe "Dirty Diana" an, das die junge Dame aber nicht einmal kennt. Nicht weniger rührend, als ein gehandicapter junger Mann das Haus rockt: Auf der Bühne , die der junge Mann mit Down-Syndrom immer wieder entert, springt er wie ein Gummiball vor Glück und singt jedes ihrer Lieder mit.

Nach gerade einmal 30 Minuten Hit-Häppchen, denen Sablik ihre beeindruckend kraftvoll-sichere Stimme drüberlegt, übernimmt Lehrerin Eva-Maria Oberloher das Kommando und moderiert eine Pressekonferenz der Kinder. In höflicher "Sie"-Form stellen sie ihre Fragen, nach Sabliks Alter, ihrem Lieblingsfach in der Schule und nach Hobbys. Nur bei der Frage nach der Gewinnsumme werden die Zügel angezogen: "Über Geld spricht man nicht", würgt Oberloher ab. Sablik singt eine halbe Stunde weiter und am Ende darf quasi halb Schlehdorf zu ihr auf die Bühne zu ihrem Hit, der bezeichnenderweise "the one" heißt. Als Zugabe dient eine Autogrammstunde, die länger dauert als das ganze Konzert. Man habe, bringt es ein Vater am Ende auf den Punkt, schon schlechtere Schulkonzerte gehört.

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