Süddeutsche Zeitung

Schlehdorf:Auf dem Weg zur Koedukation

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Eltern stimmen über die Zukunft der katholischen Mädchen-Realschule ab: Soll sie sich für Jungen öffnen?

Von Suse Bucher-Pinell

Ob St. Immaculata in Schlehdorf künftig generell Jungen aufnehmen wird, darüber haben die Eltern der derzeit 373 Schülerinnen das letzte Wort. Vor einem Jahr sah es noch so aus, als werde die Schule geschlossen, nun sind die Mütter und Väter von 21. bis 23. Oktober aufgerufen, über die Zukunft zu entscheiden: Ob alles beim Alten und St. Immaculata eine reine Mädchenrealschule bleiben soll, oder ob in den von den Missionsdominikanerinnen gemieteten Räumen im Kloster schon bald koedukativ unterrichtet wird und beide Geschlechter in einer Klasse sitzen.

Eine Öffnung für die männliche Schülerklientel soll genügend Schüler gewährleisten, damit St. Immaculata weiterhin zweizügig geführt werden kann. Denn nur solange mindestens zwei Klassen je Jahrgangsstufe zusammenkommen, hat die Schule eine Perspektive. Zu diesem Zugeständnis hatte sich das Erzbischöfliche Ordinariat München nach langem Zögern in Abstimmung mit dem Kultusministerium bereit erklärt. Der Schulbetrieb geht erst einmal weiter, wenn auch nur, solange genug Schüler angemeldet werden.

Wie auch immer die Eltern-Befragung ausgehen wird, das Ergebnis ist bindend für die Zukunft vom Schuljahr 2014/2015 an, sagt das Ordinariat. Vorausgesetzt, es wurden 40 Prozent der Wahlzettel gültig ausgefüllt und abgegeben. Die Elternbeiratsvorsitzende Heidi Hofmann kann sich nicht vorstellen, dass dieses Quorum verfehlt wird. Eine Prognose wagt sie dennoch nicht. Es gebe nicht nur Befürworter, manche sähen die bevorstehende Veränderung auch kritisch. "Es ist ein brandheißes Thema", sagt sie. Dazu mache sich jeder seine eigenen Gedanken. Erinnerungen und Tradition auf der einen Seite, pädagogische Abwägungen und nüchterne Berechnungen auf der anderen, schon mehrmals stand im Bereich des Ordinariats München diese Entscheidung an. Mittlerweile können vier von insgesamt 14 katholischen Realschulen Mädchen und Jungen gemeinsam besuchen. Dass die meisten noch immer reine Mädchenschulen sind, hängt mit deren klösterlicher Vergangenheit zusammen. Sie wurden von Frauenorden gegründet, um Mädchen zu fördern.

Heidi Hofmann erwartet nach einer Öffnung zwar keinen Ansturm von Buben gleich im ersten Jahr. Doch hat der Elternbeirat schon mal einen Fragenkatalog nach München geschickt, dessen Antworten in den Informationsabend am kommenden Mittwoch einfließen sollen. Abgesehen von möglichen Umbauten in der Schule beschäftigt Eltern so manches andere. Wie wird der Sportunterricht künftig abgehalten, welche pädagogischen Element werden aufgenommen? Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern von Schulleitung, Eltern, Lehrern und Ordinariat bereitet den Abend und die Befragung gemeinsam vor. Mangelnde Kommunikation wie nach Bekanntgabe der Pläne zur Schließung will sich das Ordinariat nicht mehr vorwerfen lassen. Für Heidi Hofmann ist das "ein Riesenfortschritt".

Informationsabend Mädchenrealschule Schlehdorf, Turnhalle. Mittwoch, 9. Oktober, 18.30 Uhr, für Eltern der Schülerinnen. Von 20.15 Uhr an für Interessierte, die noch kein Kind an der Schule haben.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2013
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