Schlagfertige Combo:"Am liebsten spiele ich die Sense"

alpindrums

Milchkannen, Sensen, Werkzeugkästen: Vor dem schlagfertigen "Alpin Drums" ist kaum ein Alltagsgegenstand sicher - sie machen einfach Musik draus.

(Foto: Veranstalter/OH)

Hans Mühlegg von den "Alpin Drums" erklärt, dass man praktisch jedem Gegenstand Musik entlocken kann - und dass die Menschen im Oman "erstaunlich Bayern-affin" sind

Von Interview von Petra Schneider, Bad Tölz

Wenn der Berg groovt, dann rauschen die Sensen, säuseln die Brotzeitmesser, donnern die Melkschemel. Zumindest bei den Alpin Drums, die allerhand Alltagsgegenstände als Musikinstrumente zweckentfremden und den Rhythmus der Berge jenseits von Stubenmusik und Alphornbläsern einfangen. Seit 2011 spielt die kreative Krachmacherbande unter der Regie von Toni Bartl zusammen, der auf einer Alm bei Garmisch-Partenkirchen aufgewachsen ist. Am 7. Februar präsentiert das Quartett das zweite Programm "Der Berg groovt" im Tölzer Kurhaus. Warum sie lieber auf Milchkannen trommeln als auf Tomtoms erklärt Alpin-Drummer Hans Mühlegg.

SZ: Herr Mühlegg, Ihr Lieblingsschlagwerkzeug?

Mühlegg: Schwer zu sagen, aber ich glaube, am liebsten spiele ich die Sense. Wir haben ein sehr schönes Sensenlied mit dem Titel "Gmahde Wiesn" gemacht. Da wird gewetzt und mit Wetzsteinen geschlagen, dass es eine Freude ist.

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Unser Regisseur und Produzent Toni Bartl ist ein genialer Instrumenten-Erfinder und auch als Produzent der Formation Knedl & Kraut bekannt. Er hatte die Idee für eine Show mit Werkzeugen und Alltagsgegenständen vor alpiner Kulisse. Wir wollten gängige Kategorien verlassen und etwas anderes machen. Für unser aktuelles Programm haben wir uns 2017 ein Jahr lang in die Werkstatt vom Toni in Peißenberg verkrümelt, gespielt und ausprobiert. Herausgekommen sind auch Instrumente, mit denen man nicht nur Rhythmus, sondern Melodien spielen kann: Die Stabmixergeige zum Beispiel, die Weinflaschenorgel oder ein besonderes Drumset aus 150 Jahre alten Holzfässern. Vor uns ist nichts sicher.

Gibt es ein Werkzeug, das nicht musiktauglich ist?

Nein, das gab's bis jetzt noch nicht. Sogar Akkuschrauber und Meterstäbe gehen.

Wenn man sie spielen kann. Sie und Ihre Kollegen Bodo Matzkeit, Jörg Regenbogen und Raimund Bierling sind ausgebildete Perkussionisten. Ist es schwer, einer Sense Töne zu entlocken?

Auf den verrückten Instrumentenkreationen vom Toni zu spielen, das muss man schon erst lernen.

Ruhige Bergeinsamkeit ist nicht Sache der Alpin Drums. Bei Ihrer Musik steppt der Bär.

Wir spannen den Bogen über alle möglichen Stimmungen. Es gibt auch ruhige Stücke mit Kuhglocken. Das klingt dann fast tibetisch-meditativ.

Die Stücke haben keine Texte, auch auf Jodler verzichten Sie.

Zur Alpenregion gehören ja mehrere Länder; Österreich, Schweiz, Frankreich, Slowenien. Wir klammern uns nicht an das bayerische Gewand. Die Show hat natürlich einen Bezug zu unserer Heimat, wir kommen ja alle aus dem Raum München. Aber wir wollen nicht nur Zwiefache trommeln. Unsere Musik ist international. Wir bedienen uns aus dem weltweiten Fundus: Brasilien, Kuba, Afrika, Asien. Da kann schon mal ein Samba oder eine Rumba reinrutschen.

Die Alpin-Drums haben es inzwischen bis nach Arabien geschafft.

Ja, wir waren beim internationalen Rhythmusfestival im Oman eingeladen. Da kam unsere Musik sehr gut an. Die Omanen sind erstaunlich Bayern-affin. Das liegt vielleicht daran, dass der Sultan oft zu Besuch in Garmisch ist.

Ihr Hit "Blechlawine" aus dem ersten Programm, gespielt auf Werkzeugkästen, wurde rund 30 Millionen mal in den sozialen Netzwerken angeklickt.

"Blechlawine" werden wir auch im Tölzer Kurhaus spielen, das versteht sich. Wir haben bei jeder Show ungefähr 200 Auftritte in ganz Europa und waren kürzlich für den Kulturpreis "Freiburger Leiter" nominiert. Das hat uns sehr gefreut, dass wir unter 100 Gruppen aus ganz Europa ausgewählt wurden.

Die Show funktioniert nicht nur über die Musik. Welche Rolle spielen Bühnengestaltung und Lichteffekte?

Die Rhythmen sind teilweise sehr komplex. Damit die Aufmerksamkeit nicht nachlässt, bieten wir den Leuten ein audio-visuelles Spektakel mit vielen Überraschungen. Zu unserem Publikum gehören alle Altersklassen. Auch Kinder sind dabei, die sich von unseren Instrumenten inspirieren lassen. Da haben dann auch die Eltern ihre Freude, wenn die Kinder zu Hause alles Mögliche zweckentfremden.

Donnerstag, 7. Februar, 20 Uhr, Kurhaus Bad Tölz

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