Streit zwischen Pascal K. (Name geändert) und seinem Vater soll an der Tagesordnung gewesen sein. Nicht nur verbal. Die beiden sollen auch immer wieder aufeinander losgegangen sein. Pascal K. lebte bis Anfang vergangenen Jahres in der Wohnung seines Vaters Karl (Name geändert) in Geretsried. Seit einer Auseinandersetzung am 19. April 2024 ist der 26-Jährige jedoch einstweilig in einer forensischen Abteilung des Isar-Amper-Klinikums in München-Haar untergebracht. Denn an jenem Tag soll Pascal K. versucht haben, seinen Vater mit einem Küchenmesser zu töten.
Für die mutmaßliche Tat muss sich Pascal K. seit Donnerstag vor der 1. Strafkammer am Landgericht München II verantworten. Der 26-Jährige leidet seit Jahren an paranoider Schizophrenie. Da er somit nicht für die mutmaßliche Messerattacke strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, hat die Staatsanwaltschaft bei Gericht keine Anklage-, sondern eine Antragsschrift eingereicht. In ihr fordert sie die zeitlich unbefristete Unterbringung von Pascal K. in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik.
Pascal K. lässt sich behandeln, seit er einstweilig im Isar-Amper-Klinikum untergebracht ist. Auch vor der mutmaßlichen Tat bekam er eine Depotspritze. Die Medikation soll jedoch laut Angaben der Staatsanwaltschaft nicht ausreichend gewesen sein.
Bei seiner Vernehmung durch den Vorsitzenden Richter Thomas Bott sagt Pascal K., dass er die Streitigkeiten zwischen ihm und seinem Vater„ jahrelang immer verdrängt“ habe. Doch am 19. April 2024 „ist alles hochgekommen, wie so ein Vulkan.“ Bereits tags zuvor soll es den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge zu einer heftigen Auseinandersetzung gekommen sein. Pascal K. arbeitet nicht. Er lebte von Bürgergeld und von der finanziellen Unterstützung seines Vaters. Auch am Tag vor der mutmaßlichen Tat soll er seinen Vater, mit dem er allein in dessen Wohnung in Geretsried lebte, um Geld gebeten haben. Karl K. soll sich erst geweigert, dann seinem Sohn aber doch etwas Geld gegeben haben. Zuvor sei es immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen zwischen den beiden gekommen, sodass mehrmals Polizeistreifen anrückten und die Situation beruhigen mussten.
„Ich trete die Türe ein, ich mach's wirklich, ich mach's wirklich.“
Bei einem erneuten Einsatz am 18. April 2024 gegen 21 Uhr wiesen Beamte Pascal K. schließlich aus der Wohnung und sagten ihm, er solle die Nacht in einem ausgebauten Raum im Keller verbringen. Doch der 26-Jährige soll das Haus stattdessen verlassen haben und in eine Diskothek gegangen sein. Gegen 5 Uhr des darauffolgenden Tages ging er laut den Ermittlungen wieder nach Hause und habe seinen Vater gebeten, ihn in die Wohnung zu lassen. Karl K. soll nachgegeben haben. Als er die Türe einen Spalt geöffnet habe, soll sich sein Sohn dagegen gestemmt haben und in die Wohnung eingedrungen sein. Karl K., so die Ermittlungen, flüchtete in sein Schlafzimmer und versperrte die Tür. Pascal K. soll dagegen gehämmert und geschrien haben: „Ich trete die Türe ein, ich mach's wirklich, ich mach's wirklich.“ Die Situation eskalierte.
Pascal K. sei immer mehr in Rage geraten und habe so heftig gegen die Türe des Schlafzimmers getreten, dass diese aus der Schlossverankerung des Türstocks brach. Außerdem habe er mit solcher Wucht gegen die Tür geschlagen, dass ein Loch entstand. Nachdem der 26-Jährige in der Küche ein Messer geholt habe, soll er damit durch die Öffnung in der Tür seinem Vater in den Bauch gestochen haben und in das Schlafzimmer eingedrungen sein. Dort soll Pascal K. weiter auf seinen Vater eingestochen haben, ehe er schließlich flüchtete. Das blutverschmierte Küchenmesser soll er zuvor in die Spülmaschine gestellt haben. Der Prozess dauert an.