Schäftlarner Umfahrung:Werbung für die Waldtrasse

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"Wo ist die Mehrheit des Bürgerwillens?", fragt GU-Sprecherin Maria Kötzner-Schmidt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Gemeinde-Union propagiert Variante durch den Wald nördlich von Hohenschäftlarn

Von Katharina Schmid, Schäftlarn

Post von der Gemeinde-Union (GU) haben die Schäftlarner Bürger kürzlich in ihren Briefkästen gefunden. Die parteifreie Wählergemeinschaft, die mit vier Mitgliedern im Gemeinderat vertreten ist, verteilte eine Stellungnahme zur Gemeinderatsentscheidung "Umgehungsstraße" vom 25. Juli 2018. Damals hatte sich der Gemeinderat nach langer Diskussion mit 14 zu sechs Stimmen dafür ausgesprochen, die ortsnahe Variante B der Umfahrung durch die Hohenschäftlarner Flur weiter voranzutreiben. Vier des sechs Gegenstimmen waren von der GU gekommen. Diese verleiht ihrer Ablehnung der favorisierten Variante in der Stellungnahme Nachdruck und legt erneut dar, warum sie die Variante durch den Wald nördlich von Hohenschäftlarn bevorzugt.

So habe die Fraktion geschlossen gegen die ortsnahe Variante B der Umgehungsstraße gestimmt, weil diese "gravierende Nachteile" bringe. Die GU wolle die Starnberger Straße aber "durch einen Umfahrung entlasten, die möglichst keine Nachteile an anderer Stelle zur Folge" habe. Zu den Mankos der ortsnahen Trasse über die Flur zählt die GU den Verkehrslärm für die Bewohner des nördlichen Ortsrandes von Hohenschäftlarn und die "unwiederbringliche Zerstörung des bislang unberührten Naherholungsgebietes zwischen Ortsrand und Wald". Außerdem mahnt sie die Gefahr der Zersiedelung der Flächen zwischen Ortsrand und der Umgehungsstraße an und beklagt, dass die Zerschneidung landwirtschaftlicher Flächen "Folgeprobleme" nach sich ziehen werde. Weiter heißt es in dem Schreiben, das an alle Schäftlarner Haushalte ging, würden die nötige Flurbereinigung und damit verbundene Enteignungsverfahren "viel Zeit kosten, so dass die Variante B keineswegs so schnell realisiert werden kann, wie von den Befürwortern gerne behauptet wird".

Die Variante BI durch den Wald bewertet die GU dagegen als "bessere, zukunftsträchtige Lösung für die notwendige Umfahrung". Der Verlauf dieser Trasse - von der Autobahnabfahrt Schäftlarn über die sogenannte Milchstraße in Richtung Schorn und weiter im Wald entlang der Gemeindegrenze zur B 11 - berge im Vergleich zur ortsnahen Umfahrung "viele Vorteile", darunter keine Lärmbelästigung für die Bürger, den Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen und des Naherholungsgebiets und die Einsparung kosten- und flächenintensiver Über- und Unterführungen für die Landwirtschaft. Zudem, meint die GU, dürfte der Grunderwerb "deutlich schneller" möglich sein, da viele Waldbesitzer bereits Bereitschaft signalisiert hätten. Auch sei im Wald eine geringere Trassenbreite umsetzbar und der vorhandene Fichtenwald werde durch Ausgleichsflächen mit robusterem, hochwertigerem Mischwald aufgewertet. Auch "das gern zitierte Argumente der höheren Kosten für die BI-Variante" hält die GU "für eher vage".

Der Gemeinderat hatte seinen Beschluss im Juli auf die Ergebnisse der Prüfung von Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit gestützt. Beide Gutachten favorisieren die ortsnahe Variante B. Sie zeigen auf, dass die ortnahe Umfahrung Habitate in einem geringeren Maß zerschneide und Arten weniger störe als die beiden anderen geprüften Varianten durch den Wald und am Waldrand. Die Gutachten kommen auch zu dem Schluss, dass die Variante B die geringsten Kosten verursache und die Ortsdurchfahrt voraussichtlich am stärksten entlaste.

Die GU ist trotz der Ergebnisse der Gutachten weiter überzeugt: "Die Argumentation, dass eine Trasse durch den Wald nicht möglich sei, ist nicht haltbar." Andere Gemeinden hätten bewiesen, so GU-Sprecherin Maria Kötzner-Schmidt, dass die beharrliche Verfolgung einer "guten Idee" auch zum Erfolg führen könne. Sie sehe die Ergebnisse der Untersuchungen nicht als "komplettes Veto, sondern dass es halt nicht einfach ist". Zum weiteren Vorgehen ihrer Fraktion in Sachen Umgehungsstraße sagt Kötzner-Schmidt: "Die nächsten Beschlüsse, die dazu im Gemeinderat gefasst werden, werden wir nicht unterstützen." Die Sprecherin der GU ist außerdem der Meinung, dass die Bürger über den endgültigen Trassenverlauf entscheiden sollten. "Wo ist die Mehrheit des Bürgerwillens?", fragt Kötzner-Schmidt.

Um das herauszufinden, wollte die GU bereits im Juli ein Ratsbegehren initiieren. Dieses war allerdings vom Gemeinderat abgelehnt worden. Lediglich durch ein Bürgerbegehren hätten die Schäftlarner nun noch die Möglichkeit, ihre "Mehrheitsmeinung" zum Ausdruck bringen, so die GU-Sprecherin.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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