Süddeutsche Zeitung

Schäftlarner Konzerte:Als bei Mozart der Blitz einschlug

Dirigent Benno Forster wird 80 Jahre alt: Im SZ-Gespräch erinnern sich er und sein Sohn Michael an Höhepunkte und kleine Pannen bei der Musikreihe

Interview von Reinhard Szyszka, Schäftlarn

Man sieht ihm sein Alter nicht an: Benno Forster wird an diesem Donnerstag 80 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht; auch in diesem Jahr wird er wieder zweimal am Dirigentenpult in der Schäftlarner Klosterkirche stehen. Seit einigen Jahren teilt er sich die Leitung der Konzerte mit seinem Sohn Michael. Die SZ befragte Vater und Sohn Forster über ihre persönlichen Vorlieben, hauptsächlich aber über Vergangenheit und Zukunft der Schäftlarner Konzerte.

SZ: Sekt oder Selters?

Benno Forster:  Sekt.

Michael Forster:  Sekt.

Schweinsbraten oder Leberkäs?

Benno Forster: Schweinsbraten.

Michael Forster: Schweinsbraten.

Skifahren oder Bergwandern?

Benno Forster: Jetzt nur noch Bergwandern.

Michael Forster: Skifahren.

Schach oder Schafkopf?

Benno Forster: Wenn schon, dann Skat.

Michael Forster: Keines.

Bach oder Mozart?

Benno Forster: Eigentlich beide.

Michael Forster: Wenn du dich aber entscheiden musst?

Benno Forster: Mozart.

Michael Forster: Bach.

Instrumental- oder Vokalmusik?

Benno Forster: Instrumentalmusik.

Michael Forster: Instrumentalmusik.

Holz- oder Blechblasinstrumente?

Benno Forster: Holzblasinstrumente, schon weil Michael ja Oboist ist.

Michael Forster: Natürlich Holzblasinstrumente.

Wie hat das damals angefangen mit den Schäftlarner Konzerten?

Benno Forster: Angefangen hat es 1968, als wir die Erlaubnis bekommen haben, in der Klosterkirche zu musizieren. Ich bin ja schon hier zur Schule gegangen, gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Und später, nach dem Studium, kam ich 1966 als Lehrer für Musik und Deutsch ans Gymnasium. Da habe ich mich gleich darum bemüht, dass wir die Konzerte machen dürfen. Als wir dann angefangen haben, hatten wir auch gleich Publikum. Und 1972 waren unsere Konzerte Bestandteil des Kulturprogramms der Olympischen Spiele. Das hat uns allgemein bekannt gemacht.

Wie viele Konzerte hat es seither schon gegeben?

Benno Forster: Ich habe sie nie gezählt. Anfangs hatten wir nur zwei Konzerte im Jahr, später waren es fünf, und dann eine Zeitlang sogar acht. Jetzt sind wir wieder auf fünf Konzerte pro Jahr gegangen. Wir können ja nur zwischen Ende April und Oktober in der Kirche musizieren, weil es in den Wintermonaten dort zu kalt ist. Früher haben wir regelmäßig in der Weihnachtszeit das Weihnachtsoratorium von Bach aufgeführt, was sehr gut besucht war, fast überlaufen. Wegen der Kälte haben wir es dann aber doch aufgegeben.

An welche besonderen Ereignisse erinnern Sie sich?

Benno Forster: Da muss ich Maurice André nennen, der gleich in der Anfangszeit vier- bis fünfmal bei uns aufgetreten ist.

Hat es auch mal Pannen gegeben?

Benno Forster: Natürlich. Einmal sollte der Pianist Rudolf Buchbinder kommen, aber wir hatten ihn für das falsche Datum eingeladen. Da mussten wir kurzfristig umdisponieren und haben statt des Klavierkonzerts ein Flötenkonzert gemacht, mit einem Flötisten aus München.

Michael Forster: Und der Stromausfall, wo dann bei Kerzenlicht gespielt werden musste! Davon wird heute noch gesprochen.

Benno Forster: Richtig! Wir hatten gerade mit dem Klarinettenkonzert von Mozart angefangen, da schlug irgendwo der Blitz ein, und es wurde dunkel. Unsere treuen Helfer haben schnell die Kerzen von den Seitenaltären geholt und angezündet, dann ging es weiter. Mozart bei Kerzenschein, das war sehr poetisch.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde: welche Musiker würden Sie holen?

Benno Forster: Ach, wissen Sie, wir sind nie so nach den großen internationalen Namen gegangen. Das Reservoir der Münchner Musiker ist groß genug.

Und wenn Sie längst verstorbene Musiker der Vergangenheit per Zeitmaschine holen könnten? Wen würden Sie nach Schäftlarn einladen?

Benno Forster: (überlegt) Schubert.

Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen Ihnen beiden aus?

Benno Forster: Michael dirigiert drei Konzerte, ich zwei.

Michael Forster: Ich sorge für neue Programmkonzepte, zum Beispiel Bach mit Tango, oder auch das Blechbläserensemble Wes10brass, das immer wieder kommt.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Benno Forster: Mozart und Haydn sind weiterhin der Programmkern, den wir mit unbekannten, aber interessanten Werken aus Klassik und Vorklassik kombinieren. Wir arbeiten auch mit dem ARD-Wettbewerb zusammen und laden oft junge Solisten ein.

Welche Interessen pflegen Sie außerhalb der Musik?

Michael Forster: (lacht) Keine.

Benno Forster: Segeln. Wir haben ein Segelboot am Starnberger See, das macht uns viel Freude.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Benno Forster: Wir sind dem Kloster dankbar, dass wir in dieser wunderbaren Kirche musizieren dürfen. Das ist alles andere als selbstverständlich. Das ist jetzt der fünfte Abt, seit wir mit den Konzerten angefangen haben, und alle haben uns immer volle Unterstützung gewährt.

Michael Forster: Und wir müssen den vielen ehrenamtlichen Helfern danken, deren Leistung man oft gar nicht sieht. So ein Konzert ist mit unglaublich viel Arbeit verbunden: Stühle aufstellen, Einlass kontrollieren, Musiker verpflegen, und, und, und. Das eigentliche Musizieren macht da nur 20 bis 30 Prozent der Arbeit aus.

Schäftlarner Konzerte 2016: 30. April: Repräsentation und Herzensfreude, 4. Juni: Höfische Musik und gesellschaftliche Unterhaltung, 16. Juli: Musik aus tiefstem Herzensgrund, 17. September: Improvisation durch die Jahrhunderte, 15. Oktober: Mozart und Haydn in klassischer Vollendung; Beginn jeweils 19 Uhr. Karten bei München Ticket und an der Abendkasse; Abonnements bis 10. April bei Schäftlarner Konzerte, 82067 Kloster Schäftlarn, Fax 08178/61 03.

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Quelle:
SZ vom 31.03.2016
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