Süddeutsche Zeitung

Schäftlarn:Wohnraum wächst, Rücklage schmilzt

Die Gemeinde hat ihren Haushaltsplan für 2021 vorgestellt

Von Marie Heßlinger, Schäftlarn

Wer in Schäftlarn ein Grundstück besitzt, wird in diesem Jahr mehr Grundsteuer zahlen müssen. Denn Corona macht sich auch im dortigen Gemeindehaushalt bemerkbar: Die Steuereinnahmen fielen im vergangenen Jahr niedriger aus als erwartet. Während die Gemeinde 2019 noch 4,8 Millionen Euro Einkommenssteuer einnahm, waren es im vergangenen Jahr nur rund 4,5 Millionen Euro - dabei hatte die Kämmerei eigentlich mit einer Steigerung gerechnet. Ähnlich sieht es mit der Gewerbesteuer aus. Der Finanzausschuss des Gemeinderats fand zwar Lösungen, die Ausgaben für die laufende Verwaltung zu senken, im Vermögenshaushalt klafft bei den Investitionen jedoch ein Loch. Deshalb stimmte das Gremium dafür, als Abhilfe die Grundsteuer anzuheben.

Der Hebesatz der Grundsteuer B wird aus diesem Grund heuer 340 Prozent statt 310 Prozent betragen. Zusammen mit der Gemeinde Ottobrunn habe die Gemeinde Schäftlarn damit den höchsten Hebesatz im Landkreis München, sagte Kämmerer Thomas Kiendl. Wer ein Einfamilienhaus besitze, werde im Schnitt heuer ungefähr 550 Euro statt bisher 500 Euro an Grundsteuer B bezahlen. Der Gemeinde beschere das Mehreinnahmen von rund 69 000 Euro. Und diese seien nötig, um einen alten Kredit abzubezahlen.

2014 sanierte Schäftlarn die Grundschule und baute eine Kinderkrippe. Noch bis 2034 wird die Gemeinde den dafür nötigen Kredit abbezahlen. In diesem Jahr hätten rund 70 000 Euro für den Kredit gefehlt, sagte Kiendl. "Das Problem war: Wir haben die Überschüsse nicht zusammen bekommen." Darum nun auch die Erhöhung der Grundsteuer. Die Verwaltung spare bei den eigenen Ausgaben bereits, wo immer möglich. Wichtig sei dem Haupt- und Finanzausschuss zudem gewesen, keine freiwilligen Leistungen zu kürzen, wie beispielsweise die Unterstützung der Vereine.

Auch die Gemeindewerke haben höhere Aufwendungen als Erträge im Erfolgsplan. Das liege unter anderem am Abbau des alten Flachbrunnens an der Isar und an der Sanierung des Hochbehälters. Eine Kreditaufnahme sei aber nicht nötig.

Insgesamt plant die Gemeinde im Verwaltungshaushalt heuer mit rund zwölf Millionen Euro, im Vermögenshaushalt stehen rund neun Millionen Euro. Um die geplanten Investitionen tätigen zu können, ist eine Kreditaufnahme von 1,3 Millionen Euro eingeplant. So soll im Frühling der Bau der sozialen Gemeindewohnungen in der Auenstraße beginnen. Beim Bau des Feuerwehrhauses und des Bauhofs rechnet die Kämmerei mit weiteren zwei Millionen Euro Baukosten pro Gebäude - beide sollen in diesem Jahr fertig werden.

Kämmerer Kindl betont: "Investitionen sind immer wichtig, sie bringen uns weiter." Das zur Anschaffung vorgesehene Feuerwehrauto komme der Gemeinschaft zugute, ebenso die günstigen Wohnungen in der Auenstraße. Letztere seien überdies rentierlich: Nach 20 Jahren habe die Gemeinde den Kredit mithilfe der Mieteinnahmen getilgt. Vorerst hilft aber nur der Griff in die Rücklagen, diese sinken heuer auf drei Millionen Euro, bis 2024 auf 800 000 Euro.

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SZ vom 29.01.2021
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