Umweltschutz im Landkreis:"Jeder kleine Schritt zählt"

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Die Renaturierung der Klosterbäche in Schäftlarn ist eines der Projekte, die Klimaschutzmanagerin Stefane Morgenstern angehen möchte. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Gemeinde Schäftlarn hat eine neue Klimaschutzmanagerin. Sie wünscht sich, dass Kommunen zu Vorbildern werden.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Stefanie Morgensterns Tesla wartet hinter dem Rathaus auf dem Gemeindeparkplatz. Dass er so gut wie neu ist, sieht man ihm an, sogar die Sitze sind strahlend weiß. In ihrer neuen Stelle als Klimaschutzmanagerin leistet er Stefanie Morgenstern gute Dienste. Denn seit Februar fährt die Wolfratshauserin regelmäßig auf den Straßen zwischen dem Landkreis München und Wolfratshausen hin und her. Die Gemeinden Straßlach-Dingharting und Schäftlarn teilen sich die Klimaschutzmanagerin in einer interkommunalen Stelle. Für das Fahrtenbuch heißt dies also: Montag und Dienstag Bürozeiten in Schäftlarn, Mittwoch und Donnerstag in Straßlach. Freitag mal so, mal so. Und wenn Morgenstern schon so viel fahren muss, ist die Klimabilanz im Elektroauto eben besser.

Stefanie Morgenstern ist bereits die zweite Klimaschutzmanagerin in den beiden Gemeinden. 2021 schufen Schäftlarn und Straßlach die gemeinsame Stelle, aber Morgensterns Vorgängerin, Eva Kellner, blieb nur etwas mehr als ein Jahr. Also begaben sich die beiden Kommunen wieder auf die Suche. Sie habe die auf zwei Jahre befristete Stelle eher zufällig in den Sozialen Medien entdeckt, erinnert sich Stefanie Morgenstern. "Dann dachte ich mir: Wenn du dich da nicht bewirbst, beißt du dir ewig in den Hintern dafür."

"Es geht nicht immer nur ums-Ganz-oder gar-nicht"

Denn die Nachhaltigkeit sei der rote Faden in ihrem Leben, beruflich wie privat, sagt Morgenstern. Privat habe sie neben dem Tesla auch eine Solarthermie am Dach und eine Solaranlage am Balkon errichtet. "Ich bin der Meinung, jeder kann nach Möglichkeiten was machen. Es geht nicht immer nur ums Ganz-oder-gar-nicht. Jeder kleine Schritt zählt", zeigt sie sich überzeugt. Weil sie aber ein bisschen mehr machen wollte als persönliche Konsumentscheidungen zu treffen, ging Morgenstern den Klimaschutz auch beruflich an: Sie studierte Holzbau in Rosenheim, arbeitete anschließend im Münchner Osten in einer Firma für Holzdämmstoffe.

Heute hat Morgenstern der Privatwirtschaft den Rücken zugekehrt. Auf ihrem kommunalem Schreibtisch landen alle Belange, die die Klimaschutzbemühungen der Gemeinde betreffen. Regelmäßige Veranstaltungen wie Ramadama und der Tag des Baumes sind das, aber auch Anliegen von Umweltverbände, Anträge für den Umweltausschuss und Diskussionen um die Windenergie im Forstenrieder Park. Ihre Aufgabe bestehe vor allem in der Koordinierung, sagt Morgenstern. Kürzlich habe sie externe Experten zusammengebracht, die eine Strategie für Photovoltaikanlagen auf kommunalen Liegenschaften erarbeiten. Als Klimaschutzmanagerin kreise ihr Tätigkeitsfeld um alles, was langfristig dabei helfe, die kommunalen Triebhausgasemissionen zu schmälern.

Seit Februar koordiniert die Wolfratshauserin Stefanie Morgenstern die Klimaschutzbestrebungen von Schäftlarn und Straßlach-Dingharting. (Foto: Manfred Neubauer)

Ihre Expertise als Holzfachfrau werde derzeit vor allem im drängenden Bereich der Energieversorgung nachgefragt, sagt Morgenstern. "Bei der Sanierung und Dämmung von Gebäuden zum Beispiel. Oder wenn es ums Heizen geht." In der Gemeinde Schäftlarn sollen derzeit Möglichkeiten ausgelotet werden, wo Photovoltaik möglich ist und wie die Energie aus den Anlagen eingespeist werden kann. Und auch, ob kommunale Gebäude an eine Hackschnitzelheizung angeschlossen werden können, werde derzeit angedacht.

"Vielen ist es wichtig, das Ortsbild mit zu verschönern"

Vor allem mit Fragen zur Förderung von Heizungen und Sanierungen werde sie oft von Bürgerinnen und Bürgern kontaktiert, sagt Morgenstern. Dann verweise sie auf Energieberatungen der Energieagentur Ebersberg, mit der die Gemeinde zusammenarbeitet. Von Seiten der Schäftlarnerinnen und Schäftlarner beobachte sie viel Engagement beim Umweltschutz, von Einzelnen, aber auch von Vereinen. "Was ich an Schäftlarn mag, ist diese Heimatbezogenheit. Vielen ist es wichtig, aus eigener Initiative das Ortsbild mit zu verschönern", sagt Morgenstern.

Solarpaneelen auf Dächern gibt es in Schäftlarn nicht selten, auch mal um eine Satellitenanlage herum. (Foto: imago premium/imago/Westend61)

Die ersten Monate als Klimamanagerin hat Morgenstern öfters in Straßlach verbracht, wo drängende Projekte anstanden, erzählt sie. "Jetzt ist Schäftlarn dran." Denn auch in dieser Kommune werden aktuell einige größere Vorhaben umgesetzt. Eines davon ist das sogenannte Ökokonto, eine Maßnahme des Freistaates: Werden durch einen Neubau Flächen versiegelt, muss irgendwo anders Grund erworben oder aufgewertet werden, wo Niederschlagswasser wieder besser in den Boden fließen kann. Um solche Grundstücke bemüht sich die Gemeinde derzeit. Ein weiteres Projekt sei die Renaturierung der Klosterbäche: "Die Gemeinde würde gerne die Betonrohre im Bach entfernen und den Bachlauf an die Oberfläche bringen." Momentan erstellt die Untere Naturschutzbehörde ein Artenschutzgutachten für die Maßnahme, was aber etwa zwei Jahre Zeit beanspruchen wird, damit mehrere Blühperioden erfasst werden können.

"Wir dürfen uns da einfach nicht entmutigen lassen"

Aber auch über die Klosterbäche hinaus hat Morgenstern noch Pläne für Schäftlarn, die sie später mal realisieren würde, wie sie erzählt: Ladesäulen für E-Bikes etwa, oder die Infrastruktur für Radwege, wo sie allerdings aufgrund von Platzmangel Schwierigkeiten für Verbesserungen sieht. Ein weiteres ausbaufähiges Standbein ist für sie die Öffentlichkeitsarbeit: "Ich möchte gerne mehr Veranstaltungen zum Klima machen und mehr Artikel in den Gemeindenachrichten veröffentlichen. Zum Beispiel könnte man eine kleine Eröffnungsfeier veranstalten, wenn Photovoltaikanlagen in Betrieb genommen werden. Damit darüber geredet wird." Die Gemeinde könne beim Klimaschutz zum Vorbild für ihre Bürgerinnen und Bürger werden, findet sie. "Die Leute sollen sagen: Wenn die Kommune das macht, kann's net so verkehrt sein. Sie sollen sehen, dass man gegen den Klimawandel was machen kann. Wir dürfen uns da einfach nicht entmutigen lassen."

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