Süddeutsche Zeitung

Schäftlarn:Schnell im Entscheiden

Christian Fürst will in Schäftlarn vieles voranbringen

Christian Fürsts erste Woche im Amt begann mit einer Beschwerde über die "Löwenzahn-Pandemie" im Friedhof. Es folgten eine Klage über die Hecke des Nachbarn, eine über den bellenden Hund. Doch ganz so harmlos blieb es nicht für den offenherzigen Bürgermeister von der CSU, der sich beim Zuhören viel Mühe gibt. Im Juli entbrannte der erste offene Disput im Gemeinderat. Der 42-Jährige traf eine weitreichende Entscheidung, gegen den Willen der erstarkten Grünen.

Wohin mit der Sporthalle? Wohin mit den Vereinen? Und wohin mit dem Gewerbe? Schäftlarn hat ein Platzproblem, und seit dem Bau des Feuerwehrhauses mit Bauhof auch nicht gerade Geld im Überfluss. Die Grünen forderten ein langfristiges Konzept für den ganzen Ort. "Ich kann nicht alles in ein Konzept einpacken, weil sonst werde ich nie fertig", sagt der Bürgermeister dazu.

In den Gemeinderatssitzungen ist Fürst stets freundlich, aber bestimmt. Diskussionen, so wirkt es, will er effektiv zu einem Ergebnis bringen. In der vergangenen Sitzung schlug er vor, auf der freien Fläche bei den Sportplätzen Gewerbe für die ortsansässigen Unternehmer anzusiedeln. Auf der Tagesordnung hatte er den Punkt als "Beratung" angekündigt und legte ihn dann direkt zur Abstimmung vor. Die Grünen, die sich auf dem Gelände eine Sporthalle vorgestellt hatten, zeigten sich überrascht.

Bereits Fürsts Vorgänger, Matthias Ruhdorfer, ebenfalls CSU, hatte in seiner allerletzten Gemeinderatssitzung versucht, über einen Bebauungsplan für Gewerbe auf dem Gelände abzustimmen. Die Grünen fühlten sich auch damals überrumpelt. Der Vorwurf lag in der Luft, einer der Gemeinderäte, der an dem Gelände für sein eigenes Gewerbe interessiert sei, werde damit bevorzugt. Die Abstimmung endete damals mit einem Patt. Fürst brachte diesmal die Mehrheit hinter sich: Zwölf Gemeinderäte waren für seinen Vorstoß, sechs dagegen.

Seine Zielstrebigkeit wird im Gemeinderat positiv aufgenommen. Wie auch schon in der vorherigen Zusammensetzung ist der Umgangston im Gremium respektvoll und versöhnlich, wenngleich mehr Spannungen spürbar sind und sich manche der neuen Gemeinderäte streitbarer geben. Für manche Entscheidungen müsse Fürst noch lernen, sich vorab mit den Fraktionssprechern zu beraten, hört man zudem aus der Gemeinde.

Für andere Entscheidungen wiederum braucht Fürst gar nicht erst den Gemeinderat zu fragen. Ganz still und leise hat er die behelfsmäßigen Pendlerparkplätze zwischen dem Restaurant Il Brigante und dem Bahnhof in Hohenschäftlarn durch Wiese und Kies ersetzen lassen. Eine kleine Dorfmitte soll dort entstehen. Und im Gemeindebrief sind nun Farben und Fotos. Als große Investition sieht Fürst den Bau einer neuen Schulturnhalle für die Grundschule vor. "Das wird uns mit so vielen Millionen belasten, dass wir für andere Projekte erst einmal kein Geld mehr haben", sagt er.

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Quelle:
SZ vom 08.08.2020
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