Süddeutsche Zeitung

Schäftlarn:Schäftlarn will Park-and-Ride-Platz erweitern

Für den Deal mit den Eigentümern des Nachbargrundstücks müssen wohl alte Bäume geopfert werden

Von Marie Heßlinger, Schäftlarn

Am S-Bahnhof in Hohenschäftlarn reichen die kostenlosen Park- and-Ride-Möglichkeiten der Deutschen Bahn oft nicht aus. Dass das Unternehmen selbst weitere Parkplätze bereitstellt, gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich. Bürgermeister Christian Fürst (CSU) hat in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch deshalb darauf gedrängt, 26 eigene Parkplätze auf dem daneben liegenden Grundstück bauen zu lassen. Die Fraktion der Gemeindeunion (GU) äußerte Kritik an der Idee: Für den Zusatzparkplatz müssten nämlich mehrere alte Bäume geopfert werden.

80 Parkplätze liegen westlich des S-Bahnhofs Hohenschäftlarn. Als vor ein paar Jahren die Bundesstraße 11 gesperrt war und viele Menschen auf die S-Bahn umgestiegen sind, zeigte sich jedoch, dass die bestehenden Stellplätze nicht ausreichen. Fürst will den Park-and-Ride-Platz deshalb nun in Richtung Norden entlang der Gleise verlängern. Bereits sein Vorgänger Matthias Ruhdorfer (CSU) hatte mit den Eigentümern des betroffenen Grundstücks einen Deal ausgehandelt und diesen notariell festgehalten. Ende 2021 läuft der Vertrag allerdings aus. Fürst machte den Gemeinderäten deshalb Druck, das Vorhaben schnell umzusetzen.

Das betroffene Grundstück westlich des Bahnhofs ist insgesamt rund 8500 Quadratmeter groß. Die unteren 635 Quadratmeter möchte die Gemeinde kaufen. Im Gegenzug wünschen sich die Grundstückseigentümer eine Änderung des Bebauungsplans, sodass sie ein zweites Haus bauen können. Dieses soll jedoch genau dort hinkommen, wo ein kleiner Laubwald steht. "Mit diesem Baurecht wird dieser Wald vernichtet, das garantiere ich", mahnte deshalb GU-Gemeinderat Michael Waldherr. Er schlug vor, zunächst die Mitglieder des Bauausschusses einen Blick auf die Gegebenheiten werfen zu lassen. Seine Fraktionskollegin Christine Keller stimmte ihm zu: Der Wald trage zu Schäftlarns grünem, dörflichen Charakter bei, sagte sie. Fürst reagierte auf die Kritik höchst ungehalten. Die Zeit laufe schließlich davon.

Für Schlichtung sorgte die Argumentation des Bauamtsleiters Andreas Porer: Die Untere Naturschutzbehörde könne auch dann, wenn die Bebauungsplanänderung bereits angestoßen sei, den Baumbestand prüfen, sagte er. In Abhängigkeit davon könne der Gemeinderat das Baufenster noch etwas verschieben - oder das Bauvorhaben auch ganz stoppen.

Die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder stimmte deshalb für das Vorhaben - einschließlich Waldherr. Nur Christine Keller votierte dagegen. Alarmiere man die Untere Naturschutzbehörde und das Parkplatz-Vorhaben werde daraufhin gestoppt, seien damit nur unnötige Kosten entstanden, argumentierte sie. Alle anderen, auch die Grünen, stuften die Kosten jedoch als gering ein.

Bürgermeister Fürst setzte sich damit erneut im Gemeinderat durch. Am Beschluss geändert wurde nach Anraten der GU jedoch, dass nicht die von den Grundstückeigentümern vorgeschlagenen Architekten, sondern unabhängige Planer beauftragt werden sollen.

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Quelle:
SZ vom 23.10.2020
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