Freizeit im Oberland:Besser biken im Isartal

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Mountainbiker auf Tour auf den Isar-Trails im Isartal. (Foto: Claus Schunk)

Das Lenkungskonzept für naturverträgliche Trails im Auwald zwischen München und Schäftlarn steht kurz vor der Umsetzung.

Von Benjamin Engel, Schäftlarn

Wie groß der Freizeitdruck rund um München ist, sieht man an den Pfaden, die Isartal zwischen der Münchner Marienklausenbrücke und der Dürnsteiner Brücke bei Kloster Schäftlarn im Süden durchschneiden, mittlerweile als Netz mit einer Gesamtlänge von mehreren hundert Kilometern. Künftig sollen nur noch 78 Kilometer lange Routen übrig bleiben – der Großteil, um die 50 Kilometer, auf Straßen und Forstwegen, sowie etwa 28 Kilometer sogenannte Trails für Mountainbiker und Trailrunner. So sieht es das Lenkungskonzept „Naturerholung Isartal“ vor, das die sensible Tier- und Pflanzenwelt im Flora-Fauna-Habitat (FFH) schützen und den Menschen trotzdem noch genügend attraktiven Freizeitraum bieten soll.

Die zentralen Partner für das Projekt sind die Landeshauptstadt und das Landratsamt sowie die Sektion München des Deutschen Alpenvereins (DAV). Vertreter der beiden Behörden sowie der Sport- und Naturschutzorganisation haben die zentralen Ziele des Lenkungskonzepts nun im Schäftlarner Gemeinderat detailliert vorgestellt. Sollte der auch für Fördermittel wichtige Bewilligungsbescheid im Jahr 2025 folgen, könnte die Umsetzung im Jahr 2026 beginnen.

„Den Verlust von Biotopbäumen betrachten wir mit großer Sorge“

„Wir wollen die Belastung auf ein verträgliches Maß reduzieren oder anders gesagt in feste Bahnen lenken“, so Michael Wagner von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt München. Insbesondere Mountainbiker setzten der Natur stark zu. Die Freizeitsportler zerdrückten Pflanzen und Tiere, verdichteten den Boden und legten auf den wild entstandenen Pfaden Wurzeln frei. Das erleichtere es Pilzen, Bäume zu befallen. „Den Verlust von Biotopbäumen betrachten wir mit großer Sorge“, sagte Wagner. Wichtig sei, die verschiedenen Nutzergruppen dafür zu sensibilisieren, sich naturschonend zu verhalten und auf den Wegen zu bleiben. Gleichzeitig gehe es darum, im Großraum München attraktive Angebote zu schaffen.

Begonnen hat das Projekt vor mehr als einem Jahrzehnt mit einem Arbeitskreis. In diesem sind mehrere staatliche Behörden vertreten, zahlreiche Gemeinden von Schäftlarn bis Taufkirchen, sowie vielerlei betroffene Interessengruppen, vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub über den Bund Naturschutz bis zur Deutschen Initiative Mountainbike; hinzu kommen Grundeigentümer wie etwa die Stadtwerke oder die Bayerischen Staatsforsten.

Die erste große Aufgabe war es, den Zustand des Isartals systematisch zu erfassen. Daraufhin gab es eine Resolution zum Schutz des Isartals, welche die damalige Landrätin Johanna Rumschöttel und Münchens langjähriger Oberbürgermeister Christian Ude (beide SPD) unterzeichneten. Ein dreijähriges Förderprojekt schloss sich an, aus dem ein Lenkungskonzept entstand. Ein Träger für das Projekt fand sich zunächst allerdings nicht. Erst im November 2022 beschloss dann der Vorstand in der Münchner Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV), diese Rolle zu übernehmen.

2,7 Millionen Euro wird es kosten, die Trails erstmals einzurichten

„Es geht darum, das viel verästelte Netz auf wenige attraktive, gut ausgebaute Wege zurückzubauen“, erklärte Bea Draese von der Münchner DAV-Sektion. Dafür könne der Alpenverein seine Expertise aus dem Wegebau im Gebirge einbringen, Feuchtstellen mit möglichst naturnahen Materialien zu überbrücken. Dafür gelte es, Gestattungen aller Grundstückseigentümer zu bekommen. „2025 bekommen wir hoffentlich den Bewilligungsbescheid“, so Draese. Anschließend könnten die Planungsleistungen vergeben werden, ehe der Wegebau voraussichtlich 2026 beginne. Bis 2028 müsse dieser abgeschlossen sein, um die Fördermittel zu sichern.

Etwa 2,7 Millionen Euro werde es kosten, die Trails einzurichten, sagte Draese. Außerdem müssten die Einstiegspunkte der zurückzubauenden Pfade unzugänglich gemacht werden. Renaturiert werden sollen diese dann von der Natur selbst, indem sie, unberührt, wieder zuwachsen. Zur Aufsicht sollen zwei Ranger im Projektgebiet unterwegs sein.

Das Vorhaben erfolgreich umzusetzen, dürfte ein langwieriger Prozess werden. Auch weil damit zu rechnen sei, dass sich ein Teil der Nutzer nicht freiwillig an die Regeln halte, sagte Wagner von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt München. Nur wer gegen Natur- und Umweltschutzvorschriften verstoße und dabei ertappt werde, könne wegen einer Ordnungswidrigkeit sanktioniert werden.

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