Schäftlarn:Grüne geben sich selbstbewusst

Schäftlarn: Antragssteller Hans Urban hatte Erfolg.

Antragssteller Hans Urban hatte Erfolg.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Schäftlarner Fischessen der Partei hat eine lange Tradition. In diesem Jahr werben die Direktkandidaten Hans Urban und Claudia Köhler für ihre politischen Botschaften und sparen nicht mit Kritik.

Von Benjamin Engel

Das Schäftlarner Fischessen symbolisiert die Erfolge der Grünen im Südwesten von München. Zum 30. Mal organisiert der Ortsverband der Partei die inzwischen traditionelle Veranstaltung am Aschermittwoch. Das schlägt sich auch im Selbstbewusstsein nieder, mit dem der Schäftlarner Grünen-Vorsitzende Anton Höck den Abend eröffnet. "Einige der Gaststätten, in denen wir begonnen haben, gibt es nicht mehr, aber uns", erklärt er.

Das Fischessen habe sich zur Veranstaltung des Isartals entwickelt - flussaufwärts und -abwärts. Im Klosterbräustüberl betont Höck, dass sich die Grünen mittlerweile mit christlichen Festen leichter täten. Er verweist auf den Lichtmess-Empfang des Tölzer Kreisverbands und jetzt den Aschermittwoch. Die Grünen seien den christlichen Werten derzeit ohnehin weit näher als die CSU.

Zum Fischessen fehlen an diesem Aschermittwoch zwei prominente Persönlichkeiten. Die Grünen-Bürgermeisterin aus Pullach, Susanna Tausendfreund, deren Ehemann tags zuvor gestorben war, und Markus Büchler, Direktkandidat für den Stimmkreis Landkreis München-Süd, der erkrankt ist. So bleiben nur Hans Urban, Direktkandidat für den Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen, und Claudia Köhler, Direktkandidatin für den Stimmkreis Landkreis München-Nord, um die politischen Botschaften anzubringen.

Mit Verve greift die Unterhachinger Gemeinderätin und Sozialreferentin den designierten Ministerpräsidenten und Finanzminister Markus Söder (CSU) an. Ihm wirft sie vor, Wohnungen günstig an Spekulanten verscherbelt und den Alpenplan für den Liftbau am Riedberger Horn ausgehebelt zu haben. "Bayern ist meine Heimat", erklärt sie. Und die lasse sie sich von niemandem verschandeln.

Ihren Heimatort Unterhaching beschreibt sie als Paradebeispiel für die Fehlentwicklungen in bayerischen Kommunen. "Wir sind von drei Autobahnen begrenzt", sagt sie. Die Anwohner müssten mit Lärm, Dreck und Verkehr leben. Auf der grünen Wiese siedelten sich Discounter an, während kaum noch Läden im Ort existierten. Alles werde zubetoniert. "Wir finden nicht einmal ein Fleckerl mehr für ein Wasserschutzgebiet", kritisiert sie. So begründet Köhler das Volksbegehren gegen den Flächenverbrauch.

Darüber hinaus beschäftigt die Grünen in Schäftlarn die Bildungspolitik. Köhler betont, dass für die Inklusion die Zahl der Lehrkräfte und der Schüler pro Klasse wichtiger sei, als über den Standort des Lifts in der Schule zu diskutieren. Die Ganztagsschule werde nur funktionieren, wenn der Freistaat mehr Geld in die Hand nehme. Am Nachmittag kein pädagogisches Personal, sondern jemandem vom Sportverein zur Betreuung zu schicken, sei der falsche Ansatz. Ihrer Ansicht nach müsste die Ganztagesschule nicht nur an Grund-, sondern längst schon an Mittelschulen etabliert sein. Denn dort hätten die Kinder daheim am wenigsten Rückhalt.

Als bodenständigen Bio-Bauern und Imker kündigt Höck den Tölzer Landtagsdirektkandidaten Hans Urban aus Eurasburg an. Der 40 Jahre alte Familienvater gibt sich bescheiden. Bio-Bauer sei er in zweiter Generation und auch die Bienenvölker habe er von seinem Vater geerbt. Angesichts von Artensterben und Nitratanreicherung im Trinkwasser frage er sich, ob es etwas bringe, was er mache, erzählt er. Der Bio-Anbau allein habe dagegen im Grunde nichts erreicht und werde es selbst dann nicht, wenn 20 Prozent der Bauern ökologisch wirtschafteten. "Wir brauchen eine hundertprozentige Wende in der Landwirtschaft", fordert Urban. Es brauche ein verpflichtendes, staatlich kontrolliertes Tierhaltungskennzeichen, ein praxistaugliches Gentechnikgesetz und mehr Forschungsgelder für den Ökolandbau. Nur zu produzieren und dann zu jammern, dass der Markt nicht da sei, gehe nicht mehr.

Was Urban zusätzlich umtreibt ist die Mobilität. "40 Jahre lang plant man schon die S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried und ich denke, das dauert noch 20 Jahre, bis die gebaut ist", erklärt er. Er kritisiert gleichzeitig, dass für die zweite Stammstrecke im Münchner Untergrund wahnsinnig viel Geld verbuddelt werde.

Für Klaus Koch, Dritter Landrat im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen, muss die Bevölkerung ihr Verkehrsverhalten grundsätzlich ändern. "Wir haben im Tölzer Landkreis bereits riesige Verkehrsprobleme", berichtet er. Zu manchen Tageszeiten bewege sich, etwa in Bad Tölz oder vom Skigebiet Brauneck in die Kreisstadt nichts mehr. Das werde sich noch verschärfen. Laut Prognosen werde die Anwohnerzahl im Tölzer Landkreis bis 2035 von 125 000 Menschen auf 137 000 steigen.

Zur bayerischen Landtagswahl im Herbst hoffen die Grünen in Schäftlarn auf ein gutes Ergebnis. Und eine Koalition mit der CSU will keiner der Landtags-Direktkandidaten ausschließen. Hans Urban blickt etwa auf das südliche Nachbarbundesland mit grün-schwarzer Regierung. "Was in Baden-Württemberg möglich ist, ist in Bayern genauso möglich", sagt er.

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