Schäftlarn:Glanzvolle Mischung

Überzeugender Auftritt des Bach-Trompetenensembles München im Kloster Schäftlarn

Von Reinhard Szyszka, Schäftlarn

Was erwartet man von Musikern die im Abstand von jeweils einer Woche in Dießen am Ammersee, in Benediktbeuern und in Schäftlarn auftreten? Wohl dass sie "tingeln", also jedes Mal das selbe Programm spielen, liegen die drei Orte doch weit genug voneinander entfernt. Aber so einfach machen es sich das Bach-Trompetenensemble München und der Organist Edgar Krapp nicht. Ihr gemeinsames Repertoire ist groß genug, dass sie es sich leisten konnten, binnen zweier Wochen drei völlig verschiedene Programme auf die Beine zu stellen. Überschneidungen gab es nur bei den Zugaben.

Arnold Mehl, der Leiter des Trompetenensembles, ist nicht nur ein hervorragender Instrumentalist, sondern auch ein stilsicherer und geschmackvoller Arrangeur barocker Orchester- und Kammermusik. Er hat etliche Werke für drei Trompeten, Pauke und Orgel gesetzt, eine etwas exotische Kombination, die jedoch so gut harmoniert und verschmilzt, dass man sich über den Mangel an Originalwerken für diese Besetzung wundert. Ist in der Barockzeit niemand auf die Idee gekommen, oder fehlten die geeigneten Musiker? Arrangements für neue Besetzungen sind aber gerade für Barockmusik zulässig, waren sich doch die barocken Meister - voran Bach - nicht zu schade, eigene und fremde Werke immer wieder neu zu instrumentieren.

Das Konzert in Schäftlarn bot gleich vier Bearbeitungen von Mehl. Den Anfang machte eine Sonat des Bach-Zeitgenossen Johann Melchior Molter. Bei diesem Werk wurde der Klassenunterschied deutlich, der einen kleinen Meister wie Molter von den Giganten Bach und Händel trennt. Molter begnügte sich mit einfachen Signalmotiven und Sequenzierungen, was auf die Dauer etwas eintönig herüberkam. Dies ist nicht den Interpreten anzulasten, sondern der mangelnden melodischen Erfindungskraft des Komponisten. Ganz anders die beiden Werke von Georg Friedrich Händel, die sich anschlossen. Edgar Krapp spielte das bekannte Orgelkonzert "Der Kuckuck und die Nachtigall" in einer Fassung für Orgel allein, farbig und fantasievoll registriert, so dass man das Orchester nicht vermisste. Und das Krönungs-Anthem "Zadok the priest" ist ein Geniestreich. Händel erreicht einen überwältigen Effekt mit dem plötzlichen Einsatz des Chores nach den Einleitungstakten des Orchesters. Die Fassung für Trompeten, Pauke und Orgel konnte hier nicht ganz konkurrieren.

Schäftlarner Konzerte

Auf der Orgelempore der Schäftlarner Klosterkirche kommen die Musiker dem barocken Himmel ziemlich nahe.

(Foto: Manfred Neubauer)

Drei kurze Flötenuhr-Stücke von Joseph Haydn brachten einen vergnüglichen Abstecher in die Zeit der Wiener Klassik. Anschließend durfte die Orgel pausieren, und die Trompeten spielten drei "Aufzüge aus Illerdießen" eines unbekannten Komponisten, sehr einfach strukturierte Signale und Rufe. Das Concerto von Gottfried Heinrich Stölzel aber ließ aufhorchen. Geschickt hatte Mehl den üppig besetzten Orchesterapparat Stölzels für drei Trompeten, Pauke und Orgel arrangiert - eine schwungvolle, strahlend optimistische Musik war das Ergebnis. Besonders hervorzuheben ist die meisterliche Schlussfuge, die zunächst von der Orgel allein angestimmt wird, bevor die Trompeten hinzutreten.

Den Höhepunkt des Abends aber bildeten zwei Werke von Johann Sebastian Bach. Mit souveräner Meisterschaft spielte Edgar Krapp Präludium und Fuge in a-Moll. Und dann erklang letztmalig an diesem Abend ein Arrangement von Arnold Mehl: die Sinfonia aus der sogenannten Ratswahlkantate "Wir danken dir, Gott, wir danken dir". In dieser Fassung hatte die Orgel die Hauptlast zu tragen, Trompeten und Pauke traten nur mit kurzen, aber überaus wirkungsvollen Einwürfen hinzu.

Das gut einstündige Programm bot eine glanzvolle Mischung zwischen Einfach und Komplex, zwischen Signaltönen und weitschwingenden Melodien, Das Bach-Trompetenensemble München und Edgar Krapp an der Orgel stellten einmal mehr ihren hohen Rang unter Beweis. Die Künstler bedankten sich für den Applaus mit zwei Zugaben: "Jesus bleibet meine Freude" von Bach sowie das "Te Deum" von Marc-Antoine Charpentier, bekannt als Eurovisionsfanfare.

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