Gastro in Schäftlarn:Curry statt Currywurst

Gastro in Schäftlarn: Sangwean Appel hat in Schäftlarn in der Starnberger Straße 30 einen neuen Thai-Imbiss eröffnet und richtet die Speisen für jeden sichtbar an. Zurzeit ist aber das Thai-Food wegen Corona nur 'To-Go' erhältlich. Die Chefin selbst beim Kochen am Wok - so stellt sie es auch im Namen des Imbiss dar: 'Thai-Imbiss, cooked by Sangwean'.

Sangwean Appel hat in Schäftlarn in der Starnberger Straße 30 einen neuen Thai-Imbiss eröffnet und richtet die Speisen für jeden sichtbar an. Zurzeit ist aber das Thai-Food wegen Corona nur 'To-Go' erhältlich. Die Chefin selbst beim Kochen am Wok - so stellt sie es auch im Namen des Imbiss dar: 'Thai-Imbiss, cooked by Sangwean'.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Sangwean Appel hat einen Thai-Imbiss neu eröffnet. Das Mitnehm-Geschäft an der Starnberger Straße scheint gut zu laufen. Die Inhaberin managt den Laden alleine, mit Unterstützung ihrer Tochter.

Dort, wo früher Würste und Pommes frites über die Theke gingen, dreht nun Sangwean Appel das Feuer auf und kippt Hähnchenstreifen in einen Wok. "Gebratenes Gemüse mit Hähnchen, zweimal", hat eine Frau bestellt. Kohl, Karotten, Brokkoli fallen in die schwarze Pfanne, dunkle Soßen, ein Schuss Wasser. Appels Bewegungen sind kompakt, sie hat starke Arme. Zwanzig Jahre hat die Thailänderin an der Seite ihres Mannes ein Fitnessstudio in Hohenschäftlarn geführt. Dann kam Corona. Und nun macht sie wieder das, womit alles begann.

"Oh!", sagt Appel, und sucht mit ihren Augen etwas an der Decke, "Oh. Stress. Stress", sagt sie, wenn sie an die Anfangszeit in ihrem kleinen Thai-Imbiss vor einem Monat denkt. "Ich war alleine, ganz alleine und die Schlange war bis draußen." Mit der Hand macht Appel eine lockere Bewegung in Richtung Türe. Sie sitzt inzwischen an einem der hellen Holztische, die sie vom Vorgänger übernommen hat. Große Portionen gebratenes Gemüse hat Appel ihrer Kundin randvoll in Aluschälchen gedrückt. Nachmittags ist es ruhig, mittags und abends kann sich die 50-Jährige vor Kundschaft kaum retten. Dabei hat sie den Sitzbereich wegen Corona noch gar nicht eröffnet. Sie kocht alles zum Mitnehmen. Italienische Restaurants gebe es im Landkreis viele. Um thailändisch zu essen, seien hingegen viele bislang nach München oder Starnberg gefahren. Appels Imbiss liegt direkt an der Starnberger Straße. "Viele fahren vorbei und sehen: Ich bin da!", sagt sie und lacht.

Appel lacht viel, sie spricht gutes Deutsch, trotzdem ist es ein bisschen schwierig, sie zu verstehen, so anders ist ihre Aussprache. Mit ihren Gästen plaudert die Köchin gerne, sagt sie - "von 9 bis 20 Uhr nur blablabla." Mit ihrer Hand macht sie Schnabelbewegungen. Beim Kundenkontakt will sie auch Deutsch gelernt haben, im Fitnessstudio gegenüber dem Hohenschäftlarner S-Bahnhof, das ihr Mann eröffnet hat und an dessen Theke sie bis zur Corona-Krise arbeitete.

"Mach Du Deinen Traum, ich meinen", sagten sich die beiden in diesem Jahr. Appels Mann zog nach Thailand, um einen Laden mit typisch bayerischen Dingen - Hirschgeweihen zum Beispiel - zu eröffnen. Und sie zog nur ein paar Straßen weiter, um thailändisch zu kochen. Inspiriert dazu hatten sie ihre Kunden im Fitnessstudio. "Sangwean, bitte machst Du Thai-Imbiss", hätten sie gebeten. "Ok, ich mache", habe sie geantwortet. Da sie in Schäftlarn wohne, habe sie schnell mitbekommen, dass Tina und Marcus Ultsch, Inhaber von "Currywurscht & Co", aufhören würden. "Wir haben ein tolles Angebot bekommen", verrät Marcus Ultsch nur über seine eigenen weiteren Pläne.

Von Montag bis Samstag beginnt Appel nun jeden Morgen um 9 Uhr mit ihren Vorbereitungen. Sie befüllt Frühlingsrollen, schnippelt Wok-Gemüse, kocht Currys und Reis vor. Ihre 19-jährige Tochter hilft ihr beim Einkaufen und verwalten. Auch von ehemaligen Kunden des Fitnessstudios habe sie Hilfe angeboten bekommen, sagt Appel. Von 11.30 Uhr bis 20 Uhr ist der Imbiss geöffnet.

Hinter der Plastikscheibe vor ihrem Kochbereich reihen sich vier verschiedene Currys in Metallbehältern. Appel rührt immer wieder darin herum. Links in einem Massamam Curry - "Kartoffeln, Hühnchen, Kokosmilch, Erdnuss", zählt Appel die Zutaten auf, daneben Panang: "Scharfe rote Soße mit Fleisch - heute Schwein." Die Zutaten stehen auch deshalb nicht auf der Speisekarte, weil sie jeden Tag ein bisschen variieren.

15.49 Uhr, eine Mutter mit ihrem Sohn kommt herein. "War das das grüne Curry, das ich gestern hatte?", fragt sie und wirkt dabei so abgeklärt, als würde sie seit einem Monat täglich mit dieser Frage hereinspazieren. "Ja", sagt Appel, "aber heute ist es rotes Curry." Ob das scharf sei? "Ja", sagt Appel, und öffnet ihre Hände einladend in Richtung ihrer beiden Gäste: "Aber ich koche für meine Leute." Will heißen: Sie kocht für die Deutschen, und nicht so scharf wie in Thailand.

Appel selbst isst nicht gerne scharf, zumindest nicht so scharf wie andere Thailänderinnen, sagt sie. Überhaupt: Sie koche gerne, aber essen tue sie nicht gerne. Dreimal sagt sie das innerhalb nur einer Stunde. Was das zu bedeuten hat? "In über 20 Jahren war ich nur zweimal in einem Thairestaurant in München", erklärt sie. "Ich bin neugierig auf andere Gerichte."

Das Kochen für andere hat in ihrer Familie Tradition. Bereits ihr Vater, ein Landwirt aus der thailändischen Provinz Phitsanulok, habe für sie und ihre fünf Geschwister gerne gekocht Eine ihrer Schwestern kocht für einen Thai-Imbiss in Innsbruck. Eine andere arbeitet in einer Hotelküche in Thailand, und eine weitere Schwester hatte einen Imbiss in Thailand. Appel selbst war mit Anfang 20 Inhaberin eines Imbisses in Bangkok. So lernte sie ihren späteren Mann kennen und zog nach Deutschland.

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