Ein Kulturzentrum für sechs Millionen Euro: Davon kann die Gemeinde Münsing nur träumen. Sie hat gerade ein kombiniertes Bürger-/Rathaus mit Kultursaal, Foyers und Freigelände für 22 Millionen Euro gebaut. Gut angelegtes Geld, denn wer in Kultur investiert, investiert immer ertragreich: in Begegnung, Gemeinschaftsgefühl, Stärkung des Zusammenhalts der Generationen, Bildung, Unterhaltung, Lebensfreude, Kreativität und Identität. Ja, sogar wirtschaftlich profitieren Kommunen von Kultur. Denn die belebt den Tourismus und damit lokalen Handel und Wandel.
Schäftlarn könnte eine derartig verheißungsvolle Kulturstätte für deutlich weniger Geld bekommen – wenn die Gemeinde sich der profanierten Kirche Sankt Benedikt annähme. Wenn die Berechnungen der Projektgruppe unter Leitung des Zweiten Bürgermeisters Marcel Tonnar stimmen, würden gut sechs Millionen Euro reichen, um den einzigartigen Saal mit der wunderbaren Akustik und der wertvollen künstlerischen Ausgestaltung profan nutzbar zu machen. Eine Kommune könnte überdies auf finanzielle Unterstützung aus anderen Quellen hoffen, denn vom Kulturfonds des Bundes über die Städtebauförderung bis zu europäischen Programmen gibt es diverse Töpfe zur Subventionierung von Kultur.
Schäftlarn müsste eigentlich besonders froh sein über eine solche Chance. Denn die Gemeinde verfügt über keinen Veranstaltungssaal, der geeignet ist für Konzerte und Kunstausstellungen oder auch nur für große Versammlungen. Sankt Benedikt aber ist, wie das Projektteam Benedikt 2.0 darlegt, für noch viel mehr zu nutzen, von Yoga bis zum Café.
Ein Traum für Ebenhausen. Und ein solcher wird es wohl auch bleiben. Denn die Gemeinde hat sich von Anfang an abgemeldet. Nun wird nach einem Investor gesucht. Was wird der wohl aus dem herrlichen Raum mit der einzigartigen Akustik machen? Egal, in welchem Lexikon man nachschlägt, die Definition ist eindeutig: „Ein Investor ist eine Person oder Organisation, die Kapital in ein Unternehmen oder Projekt investiert, um daraus einen Gewinn zu erzielen.“ Gewinn! Und damit ist hier ganz sicher kein ideeller gemeint wie Begegnung, Gemeinschaftsgefühl, Kreativität ...
Was, wenn sich bis zur ohnehin sehr knapp bemessenen Frist Anfang Oktober kein Geldgeber findet, der die entweihte Kirche als Stätte der Kultur und der Begegnung für alle ausbauen möchte? Wird dann doch wieder von Abriss die Rede sein?
Marcel Tonnar hat über Sankt Benedikt gesagt: „Dieser große Raum ist einmalig zwischen Pullach und Wolfratshausen.“ Er ist immerhin der Zweite Bürgermeister der Gemeinde. Wäre da nicht doch noch eine politische Offensive drin?