Schäftlarn:Die Ampel als Ursache des Staus

Philipp Federspieler und Franz Voggenreiter glauben, dass Schäftlarn eine überregionale Tunnellösung unter dem Forstenrieder Park braucht. Bis die Umfahrung kommt, macht Voggenreiter Vorschläge, wie das Schrankenproblem im Ort gelöst werden kann.

Von Isabel Meixner

Schäftlarn: Bahnschranken sind überall unbeliebt. Die Gemeindeunion tüftelt seit Jahren an einer Lösung. Wenn erst die Ampel und die Schranke besser koordiniert wären, würden sich nicht so lange Staus bilden können, glaubt auch Franz Voggenreiter.

Bahnschranken sind überall unbeliebt. Die Gemeindeunion tüftelt seit Jahren an einer Lösung. Wenn erst die Ampel und die Schranke besser koordiniert wären, würden sich nicht so lange Staus bilden können, glaubt auch Franz Voggenreiter.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Philipp Federspieler kennt das Problem: Jahrelang stand er in Schäftlarn im Stau, wenn er in der Früh in die Arbeit fuhr. Jahrelang erlebte er mit, wie sich der Verkehr teilweise bis zum Kreisverkehr am westlichen Ortsausgang staute und es mehrere Ampelschaltungen benötigte, bis er über die Kreuzung fahren konnte. Besonders lang dauerte es, wenn die S-Bahn durch Schäftlarn hindurchfuhr und der Verkehr anschließend nicht zügig abfließen konnte, weil die Ampel rot war.

Die Schranke, findet Federspieler, sei das eigentliche Schäftlarner Verkehrsproblem, das auch eine Umgehungsstraße nicht lösen könne. Dieser Aspekt komme ihm in der Diskussion zu kurz. Er sieht in der Umfahrung "ein großzügiges, teures Geschenk für alle Nicht-Schäftlarner" und konstatiert: "Die Ortsumgehung nützt den Schäftlarnern am allerwenigsten." Denn der innerörtliche Verkehr - der laut Bürgermeister Matthias Ruhdorfer 60 Prozent ausmacht - bleibe auch mit einer Umfahrung bestehen. Federspieler fordert deshalb, dass sich die Gemeinde kurzfristig auf eine effiziente Schrankenlösung und auf ein Verbot von Schwerlastwagen beschränkt und der Freistaat sich um eine überörtliche Lösung mit anderen betroffenen Gemeinden bemüht.

Eine Forderung, mit der Philipp Federspieler nicht alleine dasteht. Die Gemeindeunion (GU) hat bereits 2007 einen Antrag in den Gemeinderat eingebracht, der darauf abzielt, Schranke und Ampelschaltung sinnvoll aufeinander abzustimmen. In jenem Jahr fing der Rentner Franz Voggenreiter an, sich für das Verkehrsproblem zu interessieren. Er ging zu den Stoßzeiten - morgens von 7 bis 9 Uhr und nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr - immer wieder an die Kreuzung, zählte mit drei Helfern Autos und tüftelte Pläne aus, wie der Stau behoben werden könnte.

An einem Donnerstag im Jahr 2011 notierte GU-Mitglied Voggenreiter 518 Fahrzeuge, die in einer Stunde die Starnberger Straße hinunter fuhren. 332 bogen Richtung München ab, 128 nach Wolfratshausen, 58 fuhren geradeaus. Vier Tage später zählte er noch einmal - mit ähnlichem Ergebnis. "Das sind Menschen, die täglich zur Arbeit fahren", ist er sicher, auch wenn er weiß, dass seine Zählungen "nur eine Momentaufnahme" sind. Voggenreiter und die GU fordern deshalb, wie früher das Südbündnis, eine überörtliche Lösung, mit einem Tunnel von der A 95 nach Höllriegelskreuth.

Das Schäftlarner Verkehrsproblem belastet den ganzen Ort. Die ortskundigen Schäftlarner wissen, wie sie den Stau großteils umfahren können, und weichen über Niederried und den Eichendorffweg oder über die Bahnhofstraße aus. Er habe das selbst jahrelang praktiziert, sagt Federspieler. Die Autos ordnen sich dann an der Bahnschranke wieder in die Staatsstraße ein. Dieser Punkt sei das Nadelöhr Schäftlarns, sagt Voggenreiter, denn es ist der einzige Bahnübergang weit und breit.

Um diese Stelle zu entschärfen, hat Voggenreiter auf Basis seiner Verkehrszählungen Verbesserungsvorschläge errechnet, unter Berücksichtigung der Schließzeiten der Schranke, die zwischen 1:40 Minuten und drei Minuten beträgt. Je nachdem, aus welcher Richtung die S-Bahn kommt. Während dieser Zeit könnte die Ampel für die Starnberger Straße (in Voggenreiters Konzept D-Ampel genannt) für die Fahrzeuge auf der B 11 permanent grün sein, findet Voggenreiter, die anschließende Grünphase für die Autos auf der Staatsstraße dann länger sein. "Zehn Minuten lang wird die Kreuzung jede Stunde nicht voll genutzt", schätzt Voggenreiter. Das GU-Mitglied plädiert außerdem dafür, dass die D-Ampel 60 anstelle von 35 Sekunden auf Grün geschaltet ist.

Bürgermeister Matthias Ruhdorfer sieht zwei Möglichkeiten, die momentane Situation am Bahnübergang zu verbessern: Ein weiteres S-Bahn-Signal zwischen Ebenhausen und Schäftlarn könnte die Schließzeit der Schranke von derzeit drei Minuten verringern. Auch könnten Ampel und Bahnschranke über eine Anlage verbunden werden. Das würde aber mehrere 100 000 Euro kosten: "Es ist die Frage, ob sich das noch rentiert."

Was das Straßenbauamt Freising zu den Trassenvarianten der Umgehungsstraße sagt, berichtet die SZ am Dienstag, 5. März.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: