Der Abriss der katholischen Kirche St. Benedikt scheint besiegelt: „Der Erhalt des Gebäudes ist sehr unwahrscheinlich“, erklärte Schäftlarner Bürgermeister Christian Fürst (CSU) auf der Bürgerversammlung am Mittwoch. Nach der Profanierung des Kirchengebäudes im Ortsteil Ebenhausen hatten sich Bürger für eine säkulare Weiternutzung starkgemacht. Es fand sich sogar ein potenzieller Investor, der aber Geld in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro für den Rückbau haben wollte. Doch dafür sei weder bei der Gemeinde noch der Kirche genügend Geld vorhanden, sagte Fürst. Jetzt liege die Verantwortung wieder bei der Kirchenstiftung St. Michael, die für die Verwaltung zuständig ist und einen Abbruch beantragt hat. Sobald es spruchreife Pläne gibt, will sich die Gemeinde in den Prozess einbringen. Für das Areal gibt es einen Bebauungsplan, der eine öffentliche soziale Nutzung vorsieht. Fürst betonte, dass auf keinen Fall ein gewöhnliches Wohngebäude entstehen soll. „Nicht an der Stelle“, sagte er und brachte als spontane Idee eine Nutzung mit Seniorenwohnungen oder Pflegeeinrichtungen ins Gespräch.
Etwa 70 Zuhörer nahmen an der Bürgerversammlung teil, bei der Bürgermeister Fürst sowohl über abgeschlossene als auch über anstehende Projekte berichtete. Das größte Vorhaben ist der Bau einer neuen Turnhalle für die Grundschule mit Baubeginn 2027 und -ende drei Jahre später. Er wird die Gemeinde finanziell stark belasten, weshalb andere Großprojekte vorerst zurückgestellt werden müssen. Ein weiteres Thema war der gemeinsam mit der Gemeinde Baierbrunn betriebene offene Jugendtreff im Postwaggon, der vor dem Aus steht, da der einst von Post ausrangierte Waggon 75 Jahre alt und stark verrostet ist. „Der Postwaggon ist eine tolle Sache, aber wir werden uns in den nächsten Jahren nach neuen Räumlichkeiten umsehen müssen“, sagte Fürst. Die Erneuerung des Bahnübergangs in Hohenschäftlarn, die wegen neuer Vorschriften notwendig ist, wird ebenfalls größere Änderungen mit sich bringen. Die Bahn, die die Pläne derzeit mit den zuständigen Behörden abstimmt, will sich das gesamte Gebiet vom Kiosk Dallas bis zur Kreuzung an der B11 vornehmen. Auch die sogenannte Heindl-Durchfahrt werde es dann nicht mehr geben, ließ Fürst durchblicken.

Mehrere private Bauprojekte, die das Gemeindeleben beeinflussen werden, kamen ebenfalls zur Sprache. Der neue Edeka mit Metzgerei, Backstube und Tagescafé soll im Frühsommer nächsten Jahres eröffnet werden. In diesem Zug wird der Rodelweg mit Fußweg und Beleuchtung aufgewertet. Aktuelles gibt es auch vom Neubauprojekt in der Lechnerstraße 1-3 am Bahnübergang Ebenhausen. Hier wurde jüngst ein Bauantrag eingereicht, der im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses eine Gastronomie mit 150 Quadratmetern vorsieht. „Diese Planung wäre ein Gewinn, da es in Ebenhausen-Zell kein richtiges Gastroangebot mehr gibt“, betonte Fürst.
Dass das Thema Schorn wiederaufflammt, weil die Stadt Starnberg die Pläne für das umstrittene Gewerbegebiet an der Grenze zu Schäftlarn wiederaufgenommen hat, kritisierte der Bürgermeister stark. Fürst gab zu bedenken, ob statt der von Starnberg angekündigten abgespeckten Pläne nicht doch durch geschicktes Taktieren mit mehreren Bauabschnitten am Ende dem Nachbarn die ursprüngliche Größe von 20 Hektar vor die Tür gestellt würde. „Starnberg lädt den ganzen Verkehr bei uns ab“, schimpfte er und fragte: „Braucht es so ein Riesengebiet im Isartal?“ Starnberg solle sich stattdessen im eigenen Stadtgebiet auf die Suche machen, war seine Empfehlung.
Die Umgehungsstraße ist endgültig vom Tisch
Die Umgehungsstraße in Hohenschäftlarn ist endgültig vom Tisch, weil es weder eine Mehrheit im Gemeinderat noch genügend Geld gibt. Stattdessen wird diskutiert, an den Kreuzungsbereichen der Staatsstraße punktuelle Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer vorzunehmen – abhängig von der Haushaltslage. Diese ist angespannt, da eine überraschend hohe Gewerbesteuer zu einer deutlich gestiegenen Kreisumlage führte. „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“, sagte Fürst. Deshalb will die Gemeinde neue Einnahmequellen erschließen, auch durch die Förderung von Gewerbe vor Ort. Besonders der geplante Umbau der Münchner Straße soll darauf ausgerichtet sein, ansässige Betriebe zu halten. Auch vom neuen kleinen Gewerbegebiet „Am Wagnerfeld“ verspricht sich Fürst positive Impulse.
Die Anwesenden hatten nur wenige direkte Anliegen. Sie kritisierten die schlechte Straßenbeleuchtung an einigen Stellen, die Vermüllung des Bahnhofs Ebenhausen sowie die durch Mitarbeiter des Altenheims in Ebenhausen immer wieder zugeparkten Anwohnerstraßen.