Notwendig oder übertrieben?:Kritik an Abholzung im Gleisbereich

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Am Bahnhof Hohenschäftlarn wurden Bäume und Büsche abgeholzt. Erich Rühmer vom Isartalverein kritisiert das als überzogen. Die Bahn bezeichnet die Rückschnitte als notwendig. (Foto: Erich Rühmer/oh)

In Hohenschäftlarn und Ebenhausen hat die Deutsche Bahn Bäume und Sträucher entfernt. Dem Isartalverein ist der Eingriff zu rigoros.

Von Veronika Ellecosta, Schäftlarn

Im November hat die Deutsche Bahn im Zuge einer Rückschnitt-Aktion das Gebüsch am Gleis nahe der beiden S-Bahn-Stationen Ebenhausen-Schäftlarn und Hohenschäftlarn entfernen lassen. Betroffen von dieser Abholzaktion waren neben einer größeren Esche auch Niedrigbüsche wie Weiden und kleinere Sträucher. Über diese großzügige Abholz-Aktion sind nicht alle in der Gemeinde glücklich. Vom Isartalverein wird sie scharf kritisiert. Erich Rühmer, Ehrenvorsitzender des Vereins, empört sich am Telefon: "Alles rigoros abgeholzt!" Selbst junge Bäume und Büsche, die in einem Abstand von bis zu zehn Metern neben dem Bahngleis gestanden hätten, seien konsequent abgeschnitten worden, sagt der Altbürgermeister von Schäftlarn. "Als Begründung sagte die Deutsche Bahn, dass die Sträucher angeblich sicherheitsgefährdend für den Bahnverkehr sind", berichtet Rühmer, der sich im Isartalverein seit Jahrzehnten für Naturschutzbelange engagiert, entsetzt.

Auch im Rathaus sei man von der Abholzaktion der Deutschen Bahn überrascht worden, sagt Bürgermeister Christian Fürst (CSU). Die Bahn sei lediglich an die Gemeinde herangetreten, um eine kränkliche Esche in der Nähe des Fußwegs am Gleis in Ebenhausen zu fällen. Geregelt wird die Abholzung von Bäumen in Schäftlarn nämlich in der kommunalen Baumschutzverordnung. "Nach einer Begutachtung durch das Bauamt hat die Gemeinde die Genehmigung für das Fällen der Esche erteilt", sagt Bürgermeister Fürst. Eine Stunde später habe ein Mitarbeiter der Gemeinde durch Zufall entdeckt, dass die Arbeiter im Auftrag der Deutschen Bahn nicht nur die besagte Esche, sondern zudem den gesamten Bewuchs am Gleis abgeholzt hätten. Beim Rückschnitt von Sträuchern und Büschen hat die Deutsche Bahn zwar freie Hand, weil diese nicht unter die gemeindliche Baumschutzverordnung fallen. Das Unternehmen hatte die Gemeinde allerdings nicht über die geplante Abholzung des Gesträuchs informiert, sagt Christian Fürst.

Die Bahn lässt auf Nachfrage über einen Sprecher ausrichten, dass die Vegetationsarbeiten bei der S-Bahnstation Hohenschäftlarn auf einer Länge von 200 Metern notwendig gewesen seien, "da der vorgeschrieben Schutzabstand zwischen Vegetation und Speiseleitung nicht mehr gegeben war". Durch die Stromleitungen über dem Gleis laufe eine Spannung von 15 000 Volt. Um Stromüberschläge und damit verbundene Gefahren einzudämmen, müsse die Deutsche Bahn ganzjährig den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von fünf Metern zu umliegendem Grün gewährleisten, so der Sprecher. "Ganzjährig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ein Wachstumszuschlag mit hinzugerechnet werden muss, damit kein erneuter Rückschnitt in der Vogelbrutzeit notwendig wird." Die Brutzeit der Vögel fällt auf den Zeitraum zwischen März und September, in dieser Zeit sind Rückschnittsarbeiten an jeglichen Gehölzen aus Umwelt- und Tierschutzgründen gesetzlich untersagt.

Anders zeigt sich die Lage laut Deutscher Bahn an der S-Bahn-Station Ebenhausen-Schäftlarn. Dort habe man keine Vegetation zurückgeschnitten, sondern lediglich Mäharbeiten mit dem Freischneider durchgeführt, so der Bahn-Sprecher.

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