Umnutzung eines ehemaligen Sakralbaus:Benedikt 2.0: Idee sucht Investor

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Marcel Tonnar und Architektin Ekaterina Reyzbikh sehen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Sankt Benedikt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein ehrenamtliches Team hat eine Machbarkeitsstudie für die profanierte Ebenhausener Kirche erarbeitet. Von Kultur bis Yoga und von einem Café bis zur Kletterhalle wäre demnach vieles möglich.

Von Felicitas Amler, Schäftlarn

Die Ideen sind da – was fehlt, ist das Geld: Für das profanierte katholische Kirchengebäude Sankt Benedikt in Ebenhausen hat eine Projektgruppe unter Leitung des Zweiten Bürgermeisters Marcel Tonnar (Grüne) Möglichkeiten der Nutzungsänderung geprüft. Das ehrenamtliche Team hat in den Wochen nach einem Bürgergespräch im Februar verschiedene Aspekte beleuchtet, von der Statik über die rechtliche Situation und Fragen eines möglichen Denkmalschutzes bis zu konkreten Vorschlägen. Am Donnerstagabend hat es dies in einer öffentlichen Versammlung in Sankt Benedikt vorgestellt. Nächstes Ziel ist es, bis Oktober einen Investor zu finden. Die Kosten für die Sanierung inklusive eines Postens für Unvorhergesehenes werden mit mehr als sechs Millionen Euro veranschlagt.

Die ehemals katholische Kirche Sankt Agnes in Berlin-Kreuzberg ist zur Kunstgalerie umgewandelt. Hier das Kunstwerk "In Ethylene Arms" von Zsófia Keresztes. Das Foto wurde am Donnerstag in Sankt Benedikt an die Wand projiziert. (Foto: Hartmut Pöstges/Roman März, Courtesy of the artist & König Galerie/oh)

Konzert- und Theatersaal, Versammlungsraum, Café, Kino, Hort, Tagespflege, Werkstätte, Coworking-Area, Location für Hochzeiten und Geburtstage, ja, sogar Kletterhalle: All dies könnte der Raum sein, erklärte Architektin Ekaterina Reyzbikh. Und dies nach ihren Vorstellungen und Plänen teils sogar gleichzeitig. Reyzbikh hat dazu verschiedene Modelle skizziert, nicht zuletzt, um zu belegen, dass sich auch Einnahmen erzielen ließen.

Prozessbegleiterin Heidi Weinbeck vom Ingenieursdienstleister Ingérop verwies darauf, dass in Deutschland bereits 397 Kirchen „der Moderne des 20. Jahrhunderts“ umgenutzt seien, 19 davon in Bayern, was im Internet nachzulesen ist. Profanierte Kirchen dienen mal als Buchhandlung, mal als Restaurant, als Galerie oder Kletterhalle. Wechselnde Fotos solcher Umnutzungen wurden in Sankt Benedikt an die Wand projiziert.

Das in den Sechzigerjahren nach Plänen des Architekten Hans Heps errichtete Gebäude an der Lechnerstraße wurde zum vergangenen Jahreswechsel profaniert. Die Kirchenstiftung, der es gehört, und das Erzbischöfliche Ordinariat erklärten sich außerstande, die nötige Sanierung zu leisten. Das Haus ist berühmt für die Glasfenster und das großflächige Altarfresko „Das himmlische Jerusalem“ des Malers Franz Nagel und für seine erstklassige Akustik. Viele Konzerte haben dort in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden – und dies wünschen sich all jene, die um die Erhaltung kämpfen, auch in Zukunft.

Ein Enemble der Blaskapelle Hohenschäftlarn bewies mit seiner Einlage, wie gut die Akustik des Raums ist. (Foto: Hartmut Pöstges)
Das Interesse an Sankt Benedikt ist nicht nur in der katholischen Gemeinde groß. (Foto: Hartmut Pöstges)

„Einmalig zwischen Pullach und Wolfratshausen“

Am Donnerstag bewiesen musikalische Einlagen des Organisten Pierre Schuy, der Mixed Voices und der Blaskapelle Hohenschäftlarn, wie gut sich der 800 Quadratmeter große und 16 Meter hohe Raum sowohl für einen Chor als auch für ein stark tönendes Instrumentalensemble eignet. „Dieser große Raum ist einmalig zwischen Pullach und Wolfratshausen“, sagte Tonnar. Eine kulturelle Nutzung sei deswegen vor allem gewünscht. Das Gebäude soll nach seinen Worten überdies „ein Mittelpunkt, ein Gemeinschaftszentrum und Herzstück in der Gemeinde“ bleiben. Eine gemeinwohlorientierte Nutzung und ein Haus für alle Generationen sei das Ziel. Gleichzeitig müsse das Gebäude in seiner architektonischen Besonderheit und mit seiner künstlerischen Ausgestaltung als eigenständiges Kulturgut erhalten werden. Und es gehe um Nachhaltigkeit „durch einen möglichst schonenden Umgang und Erhalt der Bausubstanz sowie einen zukunftsweisenden energetisch optimierten Betrieb“. So sei eine Photovoltaikanlage auf dem Dach denkbar, die mehr Energie liefern würde, als das Gebäude brauche. Eine solche sei, so Tonnar, als Bürgersonnenkraftwerk möglich.

Kirchenpfleger Karl Egner stellte noch einmal klar, dass das profanierte Gebäude der Kirchenstiftung Hohenschäftlarn gehöre, die durch die Kirchenverwaltung vertreten werde. Diese sei, sollte sich ein geeigneter Investor finden, womöglich bereit, das Gebäude auf Erbpacht zu vergeben, sagte er. Auch Egner hatte in den Vorgesprächen zur Profanierung argumentiert: „Als Gotteshaus brauchen wir Sankt Benedikt nicht. Für Konzerte und Kultur: ja.“ Nun dankte er der Projektgruppe überschwänglich für ihr Engagement.

Die Arbeit der Gruppe soll in Kürze auch online einsehbar sein. An der Website werde noch gearbeitet: www.benedikt2punkt0.de

Weitere Informationen über Umnutzungen von Sakralbauten unter www.zukunft-kirchen-raeume.de oder www.transara.uni-bonn.de/de

"Bitte treten Sie ein", steht auf dem Schild, "unsere Kirche ist täglich von 8 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet." So war es einmal. Dass der Raum wieder zugänglich wird, darauf hoffen viele Schäftlarnerinnen und Schäftlarner. (Foto: Felicitas Amler/oh)
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