Deutschlandweit haben Eigentümer im Jahr 2023 weniger als jedes hundertste Haus erneuert. Die Sanierungsquote lag laut dem Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle nur bei 0,72 Prozent. Das ist laut Lena Maierhof von der Energiewende Oberland (EWO) viel zu wenig, um das anvisierte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Wie das Europäische Parlament heuer entschieden hat, soll es von 2040 an keine mit fossiler Energie betriebenen Heizkessel mehr geben. Geht es nach der EWO, sollen der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und die drei weiteren Mitgliedslandkreise sich bereits bis 2035 mit regional erzeugter Energie versorgen können.
Es existiert also Handlungs- und Beratungsbedarf. Dafür organisieren die EWO und die Stadt Wolfratshausen am Mittwoch, 23. Oktober, eine sogenannte Sanierungs-Roadshow im Krämmel-Forum (Hans-Urmiller-Ring 46a). Im Gespräch erklärt Lena Maierhof, was sich dahinter verbirgt und wer sich angesprochen fühlen sollte.
SZ: Frau Maierhof, bei der Roadshow können sich die Teilnehmer rund um Energiethemen beraten lassen. Für wen lohnt sich denn der Besuch?
Lena Maierhof: Die Zielgruppe sind Einfamilienhausbesitzer im Oberland. Die Veranstaltung ist Teil des EU-Projekts GO (Grenzüberschreitende Offensive) Altbau, das mithilfe des Interreg-Programms Bayern-Österreich finanziert wird. Die EWO, die Energieagentur Südostbayern, das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza), die Energieagentur Tirol und das Energieinstitut Vorarlberg arbeiten zusammen. Um Energiethemen gibt es ja einen hohen Beratungsbedarf. Die bestehenden Fachleute können die Nachfrage gar nicht abdecken. Das Projekt GO Altbau soll helfen, das auszugleichen.
Wie wird denn die Sanierungs-Roadshow in Wolfratshausen genau ablaufen?
Unser Energiemanager Andreas Scharli wird erst einen allgemeinen Vortrag zum Thema Sanierung, Dämmung und Heizungstausch halten. Als Koordinatorin spreche ich über das Projekt GO Altbau. Schließlich wird über den aktuellen Stand der Energieversorgung sowie geplante Projekte wie Fern- oder Nahwärmenetze der Kommune informiert. Wenn das vorbei ist, stehen fünf Experten im zweiten Teil für individuelle Fragen bereit. Ein Heizungsbauer und ein Elektrotechniker sind eingeladen. Ein Vertreter der Sparkasse informiert über Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten.
Welchen Mehrwert haben denn die Besucher davon? Inzwischen gibt es ja sehr viele Möglichkeiten, sich zu informieren, etwa online.
Im Netz gibt es natürlich sehr viele Informationen. Viele, die sich für Sanierung interessieren, überfordert das Überangebot allerdings eher, anstatt dass es das Gefühl auslöst, gut informiert zu sein. Eine Fachfirma wird darüber hinaus die Sachlage oft aus ihrer jeweils eigenen Perspektive darstellen. Wir bieten mit unserer Veranstaltung in erster Linie eine möglichst neutrale und ganzheitliche Beratung. Wenn es um große Summen und die konkrete Umsetzung geht, ist das wichtig.
Das neue Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung hat vor allem im Jahr 2023 viele Bürger verärgert und verunsichert. Beim Heizungstausch hat ein Großteil dann weiter auf fossile statt auf erneuerbare Energieträger gesetzt. Ein Eigentor aus Ihrer Sicht?
Es gab und gibt leider nach wie vor das Narrativ, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe das Gesetz vermasselt. Eigentlich war der zunächst angedachte Gesetzentwurf aber ganz gut, weil er ambitioniert war. In der finalen, abgeschwächten Version gibt es in jedem Fall weiterhin ausreichend Lücken, um die alte Gasheizung noch eine Weile weiterbetreiben zu können. Aber das kann ja nicht das Ziel sein, dass wir in 2024 immer noch ein Umdenken scheuen.
Wie stehen Sie denn zur Wärmepumpe?
Die Wärmepumpe ist, Stand heute, eine der effizientesten und unabhängigsten Lösungen. Wenn ich jetzt aber sage, jeder sollte eine Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben, dann kann das unser Stromnetz momentan im Winter noch nicht stemmen. Aktuell ist die Wärmepumpe zum Heizen sicher das beste Mittel der Wahl, aber eben nicht für jeden die am besten geeignetste. Eine Alternative ist etwa, sich an Fern- und Nahwärmenetze anzuschließen. Das Gute daran ist, dass dann auch die Betreiber für den Ausbau und die Umstellung auf erneuerbare Energien verantwortlich sind, und nicht der Kunde mit dem eigenen Geldbeutel.
Sanierungs-Roadshow Wolfratshausen, Mittwoch, 23. Oktober, 18 bis 21 Uhr, Krämmel-Forum; Anmeldung unter umwelt@wolfratshausen.de oder telefonisch unter 08171/214 393