Säureunfall:Aufräumen bis Samstagmorgen

Laut Kreisbrandinspektor Sydoriak musste sehr genau und ohne Hektik gearbeitet werden. Dabei entstanden hohe Kosten

Birgit Lotze

Säureunfall: Nach dem Einsatz in den kontaminierten Räumen wurden die Feuerwehrleute in den Schutzanzügen gründlich abgeduscht.

Nach dem Einsatz in den kontaminierten Räumen wurden die Feuerwehrleute in den Schutzanzügen gründlich abgeduscht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Aufräumarbeiten nach dem Säure-Unfall bei der Bene-Pharmachem in Geretsried waren langwieriger und kräftebindender als noch am Freitag angenommen. Der gesamte Einsatz dauerte länger als 30 Stunden. Mehr als 80 Helfer konnten erst in der Nacht auf Samstag nach ein Uhr das weiträumig abgesperrte Firmengelände verlassen. Kommandant Martin Kagerer, der die Gesamteinsatzleitung hatte, sprach von 45 bis 50 Feuerwehrleuten allein aus Geretsried, die pro Tag im Einsatz waren, das Rote Kreuz hatte wegen der Dauer des Einsatzes mehr als 60 Kräfte vor Ort.

Ein Feuerwehrmann wurde am Unterarm leicht kontaminiert und musste im Krankenhaus behandelt werden. Bei dem Chemieunfall in dem pharmazeutischen Unternehmen war am Donnerstagnachmittag ätzende Chlorsulfonsäure ausgetreten, eine sehr aggressiver Flüssigkeit, die Metall und organische Stoffe wie Holz und Gewebe angreift und Hustenreiz erzeugt. Die Säure war nach Angaben der Werksleitung ausgetreten, als in der Produktion ein voller Behälter gegen einen leeren ausgetauscht wurde. Die Chemikalie reagierte mit Luft und verursachte starken Nebel, der einen Brandmelder in Gang setzte.

Kreisbrandinspektor Christian Sydoriak, der selbst bei der Geretsrieder Feuerwehr aktiv ist und bei dem Einsatz beriet, sprach von drei "gut mannshohen" Behältern, die von der Feuerwehr verschlossen und dekontaminiert wurden. Sie seien für den Abtransport durch eine Spezialfirma fertiggemacht und in den vorher gesäuberten Raum zurückgestellt worden, da dieser als der sicherste Raum dafür gelte.

Auf die Bene-Pharmachem werden vermutlich hohe Kosten zukommen. Die Einsatzkräfte hatten am Sonntag ihre Rechnungen noch nicht aufgestellt. Doch allein die Chemikalienschutzanzüge, die die Feuerwehr aus Sicherheitsgründen nur einmal verwenden kann, kosten je nach Modell laut dem Kreisbrandinspektor 3500 bis 8000 Euro. Sydoriak schätzte am Sonntag, dass 15 bis zwanzig beim Einsatz benutzt wurden.

Die Feuerwehr in Geretsried ist für Chemieunfälle ausgerüstet. Bei den Aufräumarbeiten nach dem Säureunfall wurde sie von 25 Kräften des Gefahrgutzugs in Penzberg und von einem Chemiker unterstützt. Ein Fachberater der Firma Wacker aus Burghausen, dem größten Chemiestandort Bayerns, war ebenfalls zur Stelle. Die Feuerwehr stand in Kontakt mit der BASF in Ludwigshafen, um auf deren Erfahrungen bei Chemieunfällen zurückzugreifen.

Laut Sydoriak dauerte die Dekontaminierung auch deshalb so lange, weil bei Chemieunfällen außergewöhnlich genau und ohne Hektik gearbeitet werden muss. Die richtige Planung, eine permanente Überwachung, dauernder Austausch und ständiges Hinterfragen und Bewerten seien notwendig, sagte der Kreisbrandinspektor. Er lobte die sehr gute Zusammenarbeit der Einsatzkräfte, der Firma und der Behörden. Landrat Josef Niedermaier war bereits kurz nach dem Säure-Unfall auf dem Firmengelände. Die Geretsrieder Bürgermeisterin Cornelia Irmer wurde noch in der Nacht auf Samstag dort gesehen.

Die Bene-Pharmachem produziert pharmazeutische Wirkstoffe, vor allem ein spezielles Medikament gegen chronische Erkrankungen der Blase. In Geretsried stellt sie offenbar seit 2000 einen Wirkstoff her, der für Arzneimittel gegen Durchblutungsstörungen benötigt wird.

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