Süddeutsche Zeitung

Starkbierzeit:Politische Parolen zum Bock

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Die genossenschaftliche Klosterbrauerei Reutberg stellt ihr traditionelles Starkbier vor, das beim Josefifest zwischen 15. und 24. März ausgeschenkt wird. Vorstandsvorsitzender August Maerz teilt kräftig gegen die Ampelregierung aus.

Von Veronika Ellecosta, Sachsenkam

Es gibt Weisheiten aus dem bäuerlichen Leben, die stützen sich auf jahrhundertelange Erfahrungen und Naturbeobachtungen und konnten sich so ins Zeitalter der Wissenschaft retten. Eine dieser Weisheiten lautet: "Ein schöner Josefitag ein gutes Jahr verheißen mag." Nun ist es zum Josefitag noch zwei Monate hin, und auch das Wetter mag derzeit nicht viel Gutes verheißen. Eine sichere Prognose kann zumindest über das diesjährige Bockbier der Reutberger Klosterbrauerei gestellt werden. Bernsteinfarben, mit einer Stammwürze von 17 Prozent funkelt es in den Flaschen, die das erste Fass bei seiner Präsentation begleiten. Der Bock hat drei Monate lang gereift und kann seit Anfang des Jahres in der Brauerei, in Gaststätten und in Getränkemärkten erworben werden. "Ich bin ja schon seit einigen Jahren dabei, aber mir wurde gesagt, so gut wie heuer war es noch nie", wirbt August Maerz, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaftsbrauerei.

Die Bilanzen der Brauerei sind gut

Der Bock wird auch beim Josefifest der Klosterbrauerei ausgeschenkt, das dieses Jahr von 15. bis 24. März über die Bühne geht. Abzüglich der Pandemiejahre ist es die 34. Runde. Wie immer wird es ein großes Festzelt geben, eine Trachtenmodenschau, viel Bier wird fließen. Das ist ganz im Sinne der Brauerei. Nach Wochen der schlechten Nachrichten sei es Zeit für eine gute Nachricht, "so Gott will, und die Dilettanten in der Regierung", wie Maerz das Josefibock und -fest ankündigt.

Nachdem im vergangenen Jahr alles neu war, bleibt heuer laut Maerz alles beim Alten: Als Schirmherr zapft wieder Sachsenkams Bürgermeister Andreas Rammler (Unabhängige Wählerschaft) an, Braumeister hinter dem Bock ist Florian Auracher. Im Allgemeinen blickt die Genossenschaftsbrauerei auf ein gutes Jahr zurück: "Die Muppet-Show in Berlin geht bei uns auch nicht spurlos vorüber", setzt Maerz wieder an, "aber wir sind mit einem guten Ergebnis über die Runden gekommen." Mehr möchte er nicht verraten, schließlich steht die Generalversammlung der Genossenschaft noch auf dem Josefifest bevor.

Auch beim Festprogramm hält man sich in Reutberg an Traditionen: Neben dem Bierzelt gibt es ein Schafkopfrennen und ein Preisgrasobern, ein Wiagsogschneiden und das große Kesselfleischessen mit der Tegernseer Tanzmusik. Als Höhepunkt des Josefifestes darf für Maerz ein Abend des Bundesverbands deutscher Milchbauern (BDM) gelten, dem auch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) einen Besuch abstatten wird. "Der Aiwanger" sei vor seiner Regierungsbeteiligung öfter beim Zeltfest dabeigewesen, sagt Maerz, aber mit dem Ministerposten geht wohl ein voller Terminkalender einher. Auch über die Bauernproteste spricht Maerz, noch bevor das erste Fass angeschlagen wird: Er sei zwar schon ein älteres Semester, könne sich aber nicht erinnern, dass Handwerker und Bauern jemals zusammen auf die Straße gegangen seien, sagt der Vorstandsvorsitzende, selbst Zimmerer, anerkennend.

Aber Politik wird in Berlin im Regierungsviertel gemacht, in Bayern im Festzelt, und Bier braut man in Reutberg. Andreas Rammler schlägt also das Fass an, zwei Hiebe braucht er dafür, womit er sich vom vorigen Jahr gesteigert hat. Dann startet die Herrenrunde einen Josefibock-Probelauf und draußen werden die Schneeflocken dichter. Aber der Vorgeschmack auf Josefi spendet Zuversicht. Denn wenn erst einmal Josefi ist, endet auch der Winter g'wiss.

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