Süddeutsche Zeitung

Sachsenkam:Kloster-Freunden fehlt noch eine halbe Million

Der Förderverein sucht Sponsoren für Innenrenovierung der Kirche in Reutberg und will dazu gerasterte Fotografien verkaufen

Von Klaus Schieder, Sachsenkam

Kreisheimatpfleger Martin Englert hat einen Spendenturm gebastelt. Seine Arbeit zeigt den Turm der Klosterkirche Reutberg mitsamt einem Thermometer, das den Stand der bislang gesammelten Spenden für die dringend notwendige Innenrenovierung des Gotteshauses anzeigt. Der Zeiger steht derzeit bei etwa 500 000 Euro. Das ist genau die Hälfte der Summe, die der Förderverein "Freunde des Klosters Reutberg" aufbringen muss. Die Frage, wie das restliche Geld beschafft werden soll, war Thema in der Jahreshauptversammlung des Vereins.

Die Gesamtkosten für die Sanierung der barocken, 280 Jahre alten Kirche belaufen sich auf rund 2,13 Millionen Euro. Die 1,17 Millionen Euro teure Außenrenovierung übernimmt das Ordinariat München und Freising, sobald der Förderverein seinerseits 700 000 Euro für die Innenarbeiten beisammen hat, die knapp eine Million Euro kosten. Vorsitzender Gerald Ohlbaum hatte im abgelaufenen Vereinsjahr die Pfarrgemeinde St. Michael in Berg am Laim in München besucht und sich dort eine Anregung fürs Spendensammeln geholt. Um Sponsoren zu bekommen, wurden alle Kunstobjekte und Gemälde in St. Michael fotografiert, die Aufnahmen gerastert und wie eine Art quadratischer Bausteine verkauft. Auf ähnliche Weise wurde auch Geld für die Klosterkirche Schäftlarn zusammengetragen, wo man die Deckengemälde abgelichtet hatte.

Heiligenfiguren, Putten, Gemälde, der Kreuzgang - etwa 200 Objekte beherbergt die Klosterkirche in Reutberg. Der Förderverein suchte zwei Fotografen, "die profimäßig vorgehen, aber nichts verlangen", sagt Ohlbaum und lacht kurz auf. Er fand sie in Thomas Faller, Fachdienstleiter der Caritas, und Johann Kunz, Sachgebietsleiter für den öffentlichen Nahverkehr im Landratsamt. Nicht alle Motive waren einfach ins rechte Bild zu rücken. Unter der Empore gibt es zum Beispiel ein Gemälde, das mehrere Meter lang ist, aber alles andere als hoch. Faller sei mit der Kamera deshalb "am Boden rumgerutscht, er musste mehrmals seine Position änder, die Kirchenbänke waren im Weg", erzählt der Vereinsvorsitzende.

Für jeweils 1000 Euro wurden 225 gerasterte Aufnahmen in Berg am Laim verkauft. "In dieser Größenordnung denken wir eher weniger", sagt Ohlbaum, dem ein Stückpreis von 100 oder 200 Euro vorschwebt. Außerdem benötigt er die Aufnahme für eine Präsentationsmappe, die er zu jenen Unternehmen in der Region und vor allem im Tölzer Raum mitnehmen will, die auf sein Anschreiben reagieren. Diesen "Bettelbrief" werde auch Landrat Josef Niedermaier (FW) unterschreiben, sagt der Vereinschef. Noch unklar ist, welche Voraussetzungen die Kloster-Freunde erfüllen müssen, um Fördergelder zu erhalten. Dies werde seit Sommer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege geprüft, "wir warten noch auf das Ergebnis".

Der Verein wäre finanziell schon etwas weiter, wenn das Josefifest der Brauerei Reutberg für ihn lukrativer ausgefallen wäre. Er hätte den Überschuss aus den Einnahmen bekommen, den es jedoch nicht gab, nachdem das Honorar für die "Tiroler Kaiserjäger" bezahlt war - ein Blasorchester mit 70 Mann. "Die Brauerei hatte uns auch angeboten, selbst als Veranstalter aufzutreten, aber das war uns ein zu großes Risiko", sagt Ohlbaum. In seinem Jahresbericht ging er auf die festen Termine im Vereinskalender ein, den 3. Reutberger Advent, die Pilgerreise nach Loreto und Assisi, das Mariensingen und die Sommerkonzerte. Auch für 2016 wollen die Klosterfreunde wieder einen Reutberg-Kalender herausgeben, zudem planen sie eine Pilgerreise nach Österreich.

Die Neuwahlen brachten kaum Änderungen: Gerald Ohlbaum bleibt Vorsitzender, Helmut Rührmair sein Stellvertreter, Holger Emmrich ist weiter Schriftführer. Christina Paul löst Hans Kaiser als Schatzmeisterin ab.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2015
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