S 7 als öffentlicher Nahverkehr:Ausbau-Absage ist eine "absolute Schnapsidee"

S 7 als öffentlicher Nahverkehr: Die S7 fährt an ihren Außenästen wie hier zwischen Schäftlarn und Icking nur auf einem Gleis. Der Chef der Münchner S-Bahnen hat dem Ausbau eine Absage erteilt - was auf Kritik stößt.

Die S7 fährt an ihren Außenästen wie hier zwischen Schäftlarn und Icking nur auf einem Gleis. Der Chef der Münchner S-Bahnen hat dem Ausbau eine Absage erteilt - was auf Kritik stößt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber kritisiert Chef der Münchner S-Bahnen und fordert die Zweigleisigkeit.

Von Claudia Koestler

Auf rund einem Drittel des Münchner S-Bahn-Netzes teilen sich die Züge beider Fahrtrichtungen die Schienen. Nicht erst seit der Kollision zweier Bahnen auf eingleisiger Strecke bei Schäftlarn im Februar dieses Jahres fordern Politiker den Ausbau. Nun aber sorgt der Chef der Münchner S-Bahn Heiko Büttner für Wirbel: Im Mobilitätsausschuss des Münchner Kreistags zu Beginn der Woche hat er dem zweigleisigen Ausbau der Außenäste eine Absage erteilt. Die Erweiterung der Infrastruktur auf den Außenästen sei wegen zu erwartender Bürgerproteste und zu langer Planungszeiten in absehbarer Zeit kaum zu realisieren, erklärte er. Das wiederum ruft Proteste auf den Plan.

Dass nun die Münchner S-Bahn die Erweiterung eingleisiger Trassen auf den Außenästen auf zwei Gleise offenbar zu den Akten legen möchte, ist für den CSU-Stimmkreisabgeordneten Martin Bachhuber nicht hinnehmbar. "Die Anzahl der Pendler wird in den kommenden Jahren massiv ansteigen. Wer angesichts dessen das Schienennetz nicht ausbauen will, nimmt einen Kollaps des öffentlichen Schienennahverkehrs bewusst in Kauf", kritisierte Bachhuber die jüngste Aussagen von S-Bahn-Geschäftsführer Büttner.

Der zweigleisige Ausbau der S 7 nach Wolfratshausen ist Bachhuber zufolge in den Ausbauplänen seit vielen Jahren ein fester Bestandteil. "Mittel- bis langfristig brauchen wir das zweite Gleis, um die Menschen in der Boomregion München künftig reibungslos auf der Schiene transportieren zu können", betont der Bad Heilbrunner Landtagsabgeordnete. Genau diesen Plänen hat Heiko Büttner nun aber eine Absage erteilt. Der lange Zeitraum und die zu erwartenden Bürgerproteste sind für Bachhuber keine stichhaltige Argumentation: "Wenn wir den zweigleisigen Ausbau nicht zeitnah anpacken, verlagern wir den Verkehr nur auf die Straße - und das kann niemand ernsthaft wollen."

Die Prognosen der Pendlerzahlen sprechen für Bachhuber zudem eine eindeutige Sprache: Waren auf den Strecken der Münchner S-Bahn im Jahr 2018 noch rund 238 Millionen Fahrgäste unterwegs, sollen es 2040 bereits 375 Millionen sein. "Das entspricht einer Steigerung von 60 Prozent", rechnet der Abgeordnete vor. Angesichts von S-Bahnen, die bereits heute "brechend voll" seien, könne man der Steigerung des Fahrgastvolumens nur mit einem Ausbau der Schieneninfrastruktur als Grundvoraussetzung für dichtere Taktzeiten wirkungsvoll begegnen", ist Bachhuber überzeugt. Büttners Absage an den zweigleisigen Ausbau bezeichnet er deshalb als "absolute Schnapsidee".

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