Mit dem Fahrplanwechsel des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) am 15. Dezember ändert sich einiges im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, am meisten für die Nutzer der S 7. Denn die Strecke wird aufgetrennt. Auf dem bisherigen Ost-Ast ist künftig die wiedereingeführte Linie S5 unterwegs, die von der Endhaltestelle an der Kreuzstraße über den Ostbahnhof und die Stammstrecke nach Pasing und zurück fährt. Die Züge der S 7 pendeln damit nur noch auf verkürzter Strecke zwischen Wolfratshausen und dem Münchner Hauptbahnhof. Allerdings halten sie künftig nicht mehr an der Hackerbrücke. Am Hauptbahnhof kommen die Züge oberirdisch auf Gleis 36 im Starnberger Flügelbahnhof an. Das bedeutet, dass Fahrgäste erst einige Minuten durch die Ankunftshalle laufen müssen, um dort in andere S-Bahn-Linien auf der Stammstrecke umsteigen und in Richtung Stadtmitte weiterfahren zu können. Schneller geht das einen Halt vorher an der Donnersbergerbrücke.
Der MVV verspricht sich von der Umstellung weniger Verspätungen und damit „mehr Stabilität und Zuverlässigkeit im gesamten Münchner S-Bahn-System“, heißt es dazu von der Bahn. Diese soll hauptsächlich dadurch zustande kommen, dass die Stammstrecke entlastet wird.
Pro Bahn kritisiert, dass Nutzer auf dem Weg zur Innenstadt immer umsteigen müssen
Beim Fahrgastverband Pro Bahn erzeugt es Kritik, dass die S 7 künftig nicht mehr auf der bisherigen Strecke zwischen Wolfratshausen und Kreuzstraße unterwegs ist. „Die Auftrennung der S7 bedeutet für Fahrgäste entlang der Linie nach Wolfratshausen, dass sie bei Fahrten in die Münchner Innenstadt immer umsteigen müssen“, so dessen Sprecher im Bezirk Oberbayern, Andreas Barth. Er beanstandet vor allem, dass das selbst am Wochenende oder spätabends gelten soll – also zu Zeiten, in denen auf der Stammstrecke genügend Kapazität für die S7 vorhanden sei. Der Fahrgastverband bezweifle, ob die Verantwortlichen alle Konsequenzen für die Nutzer berücksichtigt hätten, die sich aus der Trennung der Äste bei der S 5 und S 7 ergeben.
Auch die Kommune Pullach im Landkreis München hatte sich bei der Deutschen Bahn über die weiten Wege beim Umsteigen am Hauptbahnhof beschwert. Deren Gemeinderat sprach sich dafür aus, dass die S 7 von Wolfratshausen weiterhin über die Stammstrecke bis zum Ostbahnhof fahren solle, damit Pendler individueller bei jeder Witterung sowie Tages- und Nachtzeit in Züge weiterer Linien umsteigen könnten. Erfolgreich war die Kommune mit ihrem Vorstoß jedoch nicht.
Für Ickings Grünen-Gemeinderat Geiger bringt die Umstellung mehr Vor- als Nachteile
Weniger kritisch bewertete der Grünen-Gemeinderat Philipp Geiger aus Icking die Umstellungen noch im Sommer. Für ihn überwiegen die Vorteile die Nachteile. Geiger erwartet, dass die Züge künftig deutlich pünktlicher sind. Wer am Hauptbahnhof in eine andere S-Bahn wolle, müsse zwar länger laufen, sagt er. Dafür aber lasse sich künftig ein Fahrrad ebenerdig zwischen den Zügen der Deutschen Bahn und denen der S 7 verladen.
Auf der Strecke bei Icking kommt die S 7 regelmäßig verspätet an. Das hat sich, wie es Geiger und sein Sohn belegt haben, über die Jahre sogar verschlechtert. Im Jahr 2022 hat das Duo zu messen begonnen. Auf Basis von 70 000 erfassten Abfahrten errechneten sie, dass im vierten Quartal 2022 noch 76,8 Prozent der Züge pünktlich waren. Zwischen Januar und Juli waren es nur 75,3 Prozent. Für S-Bahn gilt ein Zug als unpünktlich, wenn er sich mehr als sechs Minuten verspätet. Dass das Unternehmen eine deutlich höhere Püntlichkeitsquote ausweist, liegt laut Geiger daran, dass bei der Bahn komplett ausgefallene Züge nicht in die Statistik einfließen.
Der Fahrplanwechsel wirkt sich auch auf die Busverbindungen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen aus. Die Linien 370 und 378 zwischen Wolfratshausen und Geretsried sind nun samstags im Ein-Stunden-Takt unterwegs. Auch die Linie 373 fährt samstags bis Ambach stündlich, bis Seeshaupt (Landkreis Weilheim-Schongau) alle zwei Stunden in der Zeit von 8.30 bis um 17.30 Uhr. Der gleiche Takt gilt künftig laut MVV auch an Sonntagen. Die bisherige Linie 381 zwischen Deisenhofen (Landkreis München) und Geretsried heißt nun 371.