Runder Tisch im Verkehrsministerium:Verlängerung am Verhandlungstisch

Nach der Ankündigung von Horst Seehofers S 7-Spitzengespräch für den 22. Januar steigt in Geretsried und Wolfratshausen die Spannung.

Von Wolfgang Schäl

S 7 - S-Bahn

Eine Bahnschranke wie hier in Hohenschäftlarn wollen die Wolfratshauser in ihrer Stadt auf keinen Fall akzeptieren. Der geforderte Gleistunnel unter der Sauerlacher Straße hindurch würde die S 7-Verlängerung nach den bisherigen Berechnungen aber an den sehr viel höheren Kosten scheitern lassen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit gespannter Erwartung gehen die Teilnehmer des Runden Tischs zur S 7-Verlängerung, der am 22. Januar im Innenministerium stattfindet, in die Debatte. "Ich bin neugierig zu erfahren, welche Möglichkeiten sich da noch anbieten", sagte am Dienstag Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteilos). Sie sei offen für jede Anregung, die nicht das Gesamtprojekt in Frage stellt. Das sei "nicht verhandelbar", denn die Folgen wären aus Irmers Sicht fatal - sie bekomme immer wieder Anfragen von Unternehmen, wann es mit der S 7 so weit sei. "Wir sind als Standort zwingend auf die Verlängerung der Trasse angewiesen", sagt Irmer, "und was es für den Landkreis bedeutet, wenn Geretsried wirtschaftlich schwächelt, kann sich jeder selber ausmalen".

Als Kompromisslösung mit der Stadt Wolfratshausen könne sie sich einen Fußgänger- und Radfahrertunnel am dortigen Bahnhof vorstellen, sagt Irmer. Dies würde nach ihrer Erwartung eine entscheidende Entlastung bringen. Unabhängig vom Runden Tisch erhofft sich die parteifreie Geretsrieder Bürgermeisterin, "dass das Planfeststellungsverfahren zügig weitergeht", Alles in allem sei sie optimistisch, dass man zu einer Lösung finden wird.

Darauf setzt auch Landrat Josef Niedermaier (FW), der seinen Standpunkt in dem Satz ausdrückt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Schließlich handle es sich ja um ein Spitzengespräch. Man müsse sich jetzt einfach mal "anhören, wo es überhaupt noch Spielräume gibt" - eine Anmerkung, die er auch auf den in allen Diskussionen strapazierten Nutzen-Kosten-Faktor bezieht.

Ander Notwendigkeit des Verkehrsprojekts hegt Niedermaier keinerlei Zweifel - es sei bedeutend nicht nur für Geretsried, sondern für das ganze Mittelzentrum und ebenso für den Landkreis. Auch Wolfratshausen werde mit einer S 7-Verlängerung von Quell- und Suchverkehr entlastet.

Soviel Zuversicht verbreitet der Wolfratshauser Bürgermeister Helmut Forster (BVW) nicht: "Ich bin wenig euphorisch." Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) habe ja schon bei seiner Ankündigung eines Runden Tisches auf den Kosten-Nutzen-Faktor abgehoben. Und dass sich an dem Entscheidendes ändern wird, kann Forster sich nicht vorstellen. Grundsätzlich sei die Haltung des Stadtrats klar, sagt Forster mit Blick auf den Bürgerentscheid aus dem Jahr 2010, bei dem sich die Wolfratshauser mit 80 Prozent der Stimmen gegen eine Schrankenlösung entschieden hatten. Er gehe davon aus, dass sich an diesem Veto auch im neuen Stadtrat nichts ändert. Der werde zu entscheiden haben, ob er sämtliche Rechtsmittel gegen einen Planfeststellungsbescheid einlegt, der nicht im Sinne der Wolfratshauser wäre. Dass der Bescheid noch lange auf sich warten lässt, glaubt Forster nicht. Er rechne damit, dass dies schon im Frühjahr der Fall sein wird.

Wie eine solche Entscheidung auszusehen hätte, liegt für den CSU-Fraktionsvorsitzenden Manfred Fleischer auf der Hand. Wolfratshausen sei eine Stadt, in der 18 000 Einwohner auf einem sehr begrenzten Raum zusammenleben, und wegen dieser dichten Besiedelung seien die Verkehrsströme enorm. Deshalb sei das Ziel klar: Verlängern ja, aber nur in einer für Wolfratshausen verträglichen Form. Ein höhengleicher Bahnübergang, "der eine ganze Stadt teilt", ist für Fleischer "heutzutage undenkbar, nicht nur in Wolfratshausen". Wie eine praktikable Kompromisslösung aussehen könnte, das "müssen die Sachaufwandsträger entscheiden."

Vor den negativen Folgen der Schranke warnt auch die örtliche SPD, die sich aber konkrete Gedanken über eine Alternative gemacht und diese in einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten mitgeteilt hat. Es gehe jetzt darum, dass der Vorschlag des SPD- Mitglieds Hans Gärtner Verhandlungsgegenstand am Runden Tisch wird. Die SPD verfolge das Ziel, dass zu dieser detaillierten Ideenskizze eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wird.

Auf die mittlerweile veränderte politische Zuständigkeit verweist der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber. Für das Thema sei mit der neuen CSU-Alleinregierung nicht mehr das einst FDP-geführte Wirtschafts-, sondern das Innenministerium verantwortlich, und das sei noch mit Umzugsarbeiten beschäftigt. Er habe aber sowohl mit Seehofer als auch mit Innenminister Joachim Herrmann gesprochen und könne verbindlich sagen, "dass das Thema ganz oben sehr ernst genommen wird". An den Runden Tisch geladen sind auch Vertreter der Obersten Baubehörde, der DB Netz AG, der Landrat und die beiden Bürgermeister sowie deren Stellvertreter Werner Weindl, Gerhard Meinl und Peter Plößl (alle CSU).

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