Ein Anruf bei ...:"Beruflich ist das eine absolute Katastrophe"

Rufus Beck Benefiz-Familienkonzert BR Symphoniker 2018

Schauspieler und Sprecher Rufus Beck hat wie seine Kollegen derzeit keine Möglichkeit aufzutreten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Rufus Beck muss sich auf sein Zuhause in Ambach beschränken. Der Schauspieler vermisst soziale und kulturelle Kontakte

Von Benjamin Engel

Der 62-jährige Rufus Beck zählt zu den vielseitigen darstellenden Künstlern in Deutschland. Er nimmt Hörbücher auf, wurde etwa für die "Harry Potter"-Bände bekannt. Erst kürzlich hat er die Texte der Bibel eingelesen. Beck arbeitet als Schauspieler für Film und Theater und hat auch das Musical "Tabaluga" inszeniert. Derzeit hält er sich hauptsächlich in seinem Haus Ambach auf.

SZ: Herr Beck, normalerweise sind Sie als darstellender Künstler recht viel unterwegs. Wie geht es Ihnen nach einem Monat mit Kontaktbeschränkungen in Bayern?

Rufus Beck: Ich bin natürlich zu Hause. Ich bin gesund. Seit über drei Wochen war ich nicht in München, was schon merkwürdig ist. Normalerweise bin ich mindestens einmal am Tag dort. In München leben auch meine Kinder und Enkelkinder.

Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Beruflich ist das eine absolute Katastrophe. Es sind ja alle Möglichkeiten genommen aufzutreten. Theater, Konzertsäle und Veranstaltungsräume sind geschlossen, und das auf unbestimmte Zeit. Das ist ein Riesenproblem. Das gilt auch für Proben. Aber es macht auch gar keinen Sinn, ins Nichts zu arbeiten. Das ist besorgniserregend. Ich habe viele Musikerkollegen, denen nun die Existenzgrundlage entzogen ist. Man guckt in eine Nebelwand und weiß nicht, wann man den Horizont sieht.

Heißt das, dass auch Sie selbst beruflich derzeit nichts machen können?

Für den beruflichen Verdienst habe ich gar keine Möglichkeiten, weder für Filmaktivitäten noch im Theater. Das einzige, was ich machen kann, ist, Hörbücher zu produzieren. Da gibt es ein paar Pläne. Ich vertreibe mir die Zeit damit, dass ich täglich einen Podcast aufnehme und ein Hörbuch empfehle. Das ist eine kleine, kreative Herausforderung. Sonst mache ich sehr viel Sport, fahre Fahrrad oder gehe zum See. Ich bewege mich aber nur noch in Wolfratshausen, Münsing und zum Einkaufen.

Ist das auch für Sie existenzbedrohend?

Darüber mag ich gar nicht nachdenken. Buchläden dürfen ja jetzt wieder öffnen. Aber die darstellenden Künstler werden am Ende der Schlange stehen. Peter Maffay wollte auf Tour gehen. Die wird nicht stattfinden. Da hängen aber 200 Leute dran.

Kommen denn Lesungen über Online-Portale für Sie nicht infrage?

Ich werde am 1. Mai über Audible eine einstündige Live-Lesung über meinen Facebook- und Instagram-Account machen. Es gibt jetzt viele, die Texte lesen. Das ist gut gemeint, häufig aber das Gegenteil von Kunst. Das muss schon Hand und Fuß haben.

Sie gelten ja auch als leidenschaftlicher Bergsteiger. Wäre das nicht der perfekte Fluchtpunkt?

Ich fliege Gleitschirm. Aber das ist momentan ja vom Verband verboten.

Nervt es Sie nicht, nur auf das eigene Zuhause zurückgeworfen zu sein?

Ich bin privilegiert, weil ich so großzügig und schön wohnen darf. In einer Studentenwohnung mit 15 Quadratmetern wäre das schon etwas anderes. Ich vermisse natürlich soziale Kontakte, in die Arbeit, in ein Restaurant, ins Kino, Theater oder Konzert zu gehen. Man merkt jetzt so richtig, wie wichtig das ist.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?

Wenn ich morgens aufstehe, mache ich mein Fitnessprogramm: Die Fünf Tibeter, Pilates, Yoga. Ich frühstücke und lese dann ein bisschen. Dann gehe ich raus, überlege mir, wen ich anrufe, beantworte Mails, bereite meinen Podcast für die Hörbuchempfehlung vor. Nachmittags mache ich Sport, meditiere 20 Minuten. Dann wird gekocht. Ich versuche, meinen Geist und Körper zu pflegen. Alle vier, fünf Tage gehe ich einkaufen.

Gibt es schon Pläne für die Zeit nach den Kontaktbeschränkungen?

So eine Situation hat es ja noch nie gegeben, dass einfach der Stöpsel gezogen worden ist. Man kann nur von Tag zu Tag leben. Die größte Schwierigkeit ist, wo denn der Zeithorizont liegt. Die sozialen Kontakte fehlen. Aber das geht allen so. Sprachlos hat mich gemacht, als ich kürzlich gelesen habe, dass die Polizei eine Studentenparty in München-Neuhausen auflösen musste. Ich dachte, Studenten sind intelligente Menschen. Nicht auszudenken, wenn da einer Corona hat. Wie kann man nur so denken und eine Party mit 40, 50 Leuten feiern.

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