Innovation:Roche will klimaneutral heizen

Innovation: Das Roche-Werk in Penzberg möchte "grüner" werden. Ein Baustein auf diesem Weg ist das geplante Niedertemperatur-Warmwasser-System.

Das Roche-Werk in Penzberg möchte "grüner" werden. Ein Baustein auf diesem Weg ist das geplante Niedertemperatur-Warmwasser-System.

(Foto: Roche Penzberg/oh)

Das Biotech-Unternehmen in Penzberg stellt sein System zur Wärmegewinnung komplett um. Das Bundesumweltministerium fördert das Pilotprojekt mit einer Million Euro.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Roche in Penzberg ist eines der größten Biotechnologie-Zentren in Europa. Das Werk im Nonnenwald hat circa 7200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - Tendenz steigend. Ein Mehr an Gebäuden, Produktionsstätten und Mitarbeitenden bedingt aber auch einen erhöhten Bedarf an Strom, Wasser oder Gas. Seit Jahren arbeitet das Unternehmen am Standort daran, seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Umweltbelastungen weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus zu minimieren, gehört zur erklärten Firmenphilosophie von Roche. Ein weiterer Baustein auf diesem Weg ist die Umstellung auf eine CO₂-neutrale Wärmeversorgung durch die Nutzung von Abwärme, die bei der Produktion anfällt. Das Bundesumweltministerium fördert das Pilotprojekt mit rund einer Million Euro.

Abwärme nachhaltiger nutzen

Bei der Herstellung von diagnostischen Tests und biopharmazeutischen Wirkstoffen, die überwiegend in Penzberg produziert werden, entsteht Abwärme. Sie soll künftig über ein sogenanntes Niedertemperatur-Warmwasser-System, das neu aufgebaut wird, nachhaltiger genutzt werden. Heizen mit fossilen Quellen könnte damit der Vergangenheit angehören. Die Versorgung soll künftig vollständig CO₂-neutral ablaufen. Durch das neue System sollen bis 2029 jährlich rund 3900 Tonnen Treibhausgase eingespart werden.

Das Projekt befinde sich bereits in der Umsetzung, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. Inklusive Planungskosten belaufe sich die Investition auf etwa sieben Millionen Euro. Roche plane, sein bestehendes Wärmerückgewinnungsnetz zu einem Niedertemperaturnetz umzubauen, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums. Mithilfe von Wärmepumpen kann dann die Temperatur von 30 auf 45 Grad Celsius erhöht werden. Diese Pumpen sollen mit Strom laufen, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieen gewonnen wird. Auch werden vorhandene Kältemaschinen zu Wärmepumpen umgerüstet. Ziel ist es, den Einsatz von Kühltürmen zu minimieren und zugleich Wasser, Strom und Biozide einzusparen.

Innovation: Paul Wiggermann, Werkleiter bei Roche Penzberg, betont die Wichtigkeit des Projekts.

Paul Wiggermann, Werkleiter bei Roche Penzberg, betont die Wichtigkeit des Projekts.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Durch die Umstellung wird laut Presseerklärung die Wärmeversorgung der "raumlufttechnischen Anlagen" von mindestens 25 Gebäuden bis zum Jahr 2030 schrittweise CO₂-neutral. Bisher erfolgt die Wärmeversorgung am Standort Penzberg über drei Verteilnetze (Dampf, Nahwärme und Wärmerückgewinning) und umfasst die Heizungs- und Warmwasserversorgung sowie die benötigte Wärme für technologische Prozesse. Das Dampf- und Nahwärmenetz wird vollständig mit Erdgas betrieben. Das Wärmerückgewinnungsnetz nutzt das vorhandene Wärmepotenzial noch nicht vollständig aus.

Von dem Pilotprojekt erhoffen sich die Verantwortlichen von 2030 an eine jährliche Einsparung von etwa zwei Millionen Kubikmetern Erdgas am Standort Penzberg, verglichen mit konventionellen Anlagen. "Die Förderung unseres neuen Niedertemperatur-Warmwasser-Systems durch das Bundesumweltministerium sehen wir als Auszeichnung", freut sich der Penzberger Werkleiter Paul Wiggermann. "Sie zeigt, dass wir auch mit Innovationen im Bereich der Nachhaltigkeit auf die richtigen Ideen und Konzepte setzen und hier vor Ort in Penzberg einen wichtigen Beitrag dafür leisten, den CO₂-Ausstoß von Roche und unseren Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren. So unterstützen wir auch die Region und die Stadt Penzberg dabei, ihre Klimaziele zu erreichen." Die Kommune strebt die Klimaneutralität bis 2030 an.

Das Bundesumweltministerium in Berlin fördert die Umstellung über das Umweltinnovationsprogramm. Für die Förderung sei ausschlaggebend gewesen, dass das Pilotprojekt über den Stand der Technik hinausgehe und Demonstrationscharakter habe, heißt es in der Presseerklärung. Seit 1997 unterstützt das Programm Unternehmen dabei, umweltentlastende technische Verfahren einzusetzen. Knapp 1,2 Milliarden Euro wurden bislang bereitgestellt.

Zur SZ-Startseite

Energiewende
:Verheizt im Landkreis

Die neuen Regelungen der Bundesregierung zum Einbau von Wärmgeräten sind für Handwerksbetriebe aus dem Landkreis praxisfern. Für Aufträge stoßen diese an Kapazitätsgrenzen und haben mit großen Lieferengpässen zu kämpfen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: