Riesiger Speichersee geplant:Schock über Kraftwerkspläne am Jochberg

Auf 1300 Metern Höhe soll Speicherbecken von gigantischen Ausmaßen entstehen. Naturschützer sind entsetzt und kündigen gemeinsamen Widerstand gegen das Vorhaben der "Energieallianz Bayern" an.

Von Matthias Köpf

Walchensee Jochberg

In unmittelbarer Nähe des Walchensees erhebt sich der Jochberg. Auf ihm soll ein gewaltiges Pumpspeicherkraftwerk gebaut werden.

(Foto: Manfred Neubauer)

Am Jochberg oberhalb des Walchensees soll ein Pumpspeicher-Kraftwerk von gewaltigen Ausmaßen entstehen. Landrat Josef Niedermaier (FW) bestätigte am Mittwoch SZ-Recherchen, wonach die Energieallianz Bayern unter Federführung der Tölzer Stadtwerke auf rund 1300 Metern Höhe ein künstliches Becken für mindestens zwei Millionen Kubikmeter Wasser bauen will. Der Bund Naturschutz im Landkreis zeigt sich angesichts dieser Dimensionen entsetzt und kündigt energischen Widerstand an.

Das geplante Kraftwerk, das die Tölzer Stadtwerke mit 32 anderen, überwiegend kommunalen Energieversorgern aus dem ganzen Freistaat unter dem Dach der "Energieallianz Bayern" vorantreiben, solle der allseits beschworenen Energiewende dienen, sagt der Landrat, der eine Information der Öffentlichkeit für Ende Februar in Aussicht stellt und zuvor keine Details nennen will. Im Landratsamt sei im Grundsatz schon seit eineinhalb Jahren bekannt, dass der Freistaat nach Standorten für Pumpspeicher-Werke suchen lässt.

Dass sich diese Suche auf Gebiete mit dem nötigen Wasser und dem nötigen Gefälle wie eben am Walchensee konzentriere, könne niemanden überraschen, sagt Niedermaier, der auch nicht ausschließen mag, dass ein ähnliches Interesse an den Bergen rund um den Sylvensteinspeicher aufkommen könnte. Angaben, wonach das Oberbecken des geplanten Speicherwerks am Jochberg zwischen zwei und sechs Millionen Kubikmeter fassen soll, will Niedermaier nicht näher kommentieren. Unter zwei Millionen Kubikmetern lohne sich eine solches Projekt nicht, sagt er dazu nur.

Im Vergleich dazu nimmt sich der im vergangenen Sommer gebaute Speicherteich für die Schneekanonen am Brauneck mit seinen rund 100 000 Kubikmetern fast bescheiden aus. Dass sich ein Becken der geplanten Dimensionen nicht einfach in die Jochberg-Mulde südöstlich unterhalb des beliebten Ausflugsgipfels schmiegen wird, sondern den Einsatz großer Mengen Sprengstoff und Beton erfordert, ist dem Landrat bewusst. Zu den absehbaren Protesten von Bürgern und Naturschutz-Organisationen will der Landrat aber noch nicht Stellung nehmen. Niedermaier verweist dazu nur auf seine wiederholten Äußerungen, wonach man nicht einerseits dauernd die Energiewende fordern und andererseits zugleich alle einschlägigen Projekte ablehnen könne. Das Vorhaben am Jochberg sei außerdem keineswegs beschlossene Sache. Zuvor müsse es in jedem Fall ein förmliches Raumordnungsverfahren der Regierung mit einer ausführlichen Beteiligung der Öffentlichkeit geben.

Der Geschäftsführer der Tölzer Stadtwerke, Michael Hofmann, möchte am liebsten gar nicht über das Vorhaben sprechen. Dazu sei es viel zu früh, die Pläne noch viel zu vage, sagt Hofmann, der ein Interesse der Energieallianz und eine führende Rolle seiner Stadtwerke gleichwohl nicht bestreitet. Ähnlich hält es Georg Riesch als Bürgermeister der Gemeinde Jachenau. Auf deren Gebiet liegt der Jochberg samt der bei Wanderern beliebten Jocher-Alm, die dann wohl in den Fluten versinken würde.

Der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Friedl Krönauer, zeigt sich angesichts all dessen schockiert und sprachlos. Ihm sei im näheren Alpenraum aus den vergangenen Jahrzehnten kein Eingriff dieser Größenordnung bekannt, sagt der BN-Vorsitzende, der nach eigenen Angaben in den kommende Tagen den Schulterschluss mit Organisationen wie dem Alpenverein, dem Verein zum Schutz der Bergwelt, der Organisation Mountain Wilderness und dem Landesbund für Vogelschutz suchen will und starken gemeinsamen Widerstand ankündigt.

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