Klosterbrauerei Reutberg:„Wir sind noch da“

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1426 Mitglieder nahmen an der Generalversammlung der Klosterbrauerei Reutberg im gut gefüllten Festzelt am Fuße des Reutberg in Sachsenkam teil. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Genossenschaftsbrauerei leidet unter sinkendem Bierabsatz und hartem Wettbewerb. Trotzdem konnte sie ihren Jahresumsatz halten und ihren Gewinn leicht steigern. Klaus Hochwind aus Reichersbeuern löst den scheidenden Vorstandsvorsitzenden August Maerz ab.

Von Petra Schneider, Sachsenkam

Beim 35. Josefifest am Reutberg wogt am Dienstag ein Meer aus Lederhosen und Trachtenjankern durch das Festzelt, auch ein paar Dirndl sind dabei. Die Blaskapelle Dietramszell spielt zünftig auf. 1426 Mitglieder der Genossenschaftsbrauerei sind zur Generalversammlung gekommen; für sie gibt es traditionell als Dividende zwei Mass Bier und wahlweise Schweinsbraten, Hendl oder Kässpatzen.

Die Hallertauer Hopfenkönigin und die Bayerische Bierkönigin streifen durch den gut gefüllten Saal, Lokalpolitiker und Bürgermeister der umliegenden Gemeinden sind gekommen. Auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die Genossin der Reutberger Brauerei ist. Einige Überraschungen gibt es bei der diesjährigen Versammlung, und man hat den Eindruck, dass zurzeit nicht nur das Bier auf dem Reutberg gärt. So kündigt der langjährige Vorstandsvorsitzende August Maerz überraschend an, nicht mehr anzutreten. Sein Nachfolger ist Klaus Hochwind aus Reichersbeuern. Gleich zu Beginn kritisiert Aufsichtsratsvorsitzender Hans Erhard, dass immer mehr Leute „mit Anhang“ zur Generalversammlung kämen. Laut Satzung seien aber nur Mitglieder der Genossenschaft oder deren Bevollmächtigte erlaubt – was für Pfiffe im Zelt sorgt. „Das ist eine Generalversammlung und kein Kasperlverein“, schimpft Erhard, man müsse sich an die Regeln halten.

„Das ist eine Generalversammlung und kein Kasperlverein“: Aufsichtsrats-Vorsitzender Hans Erhard pochte darauf, dass nur Genossenschaftsmitglieder oder Bevollmächtigte am Jahrestreffen teilnehmen dürfen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Reutberger Klosterbrauerei, die 1677 gegründet wurde und seit 1924 als Genossenschaft organisiert ist, hat kein einfaches Jahr hinter sich. Die Zahlen, die Geschäftsführer Stephan Höpfl vorstellt, sind durchwachsen: Der Eigenbierausstoß ging zurück, die Marke von 20 000 Hektolitern konnte nicht ganz erreicht werden. Beim Fassbier, vor allem aber im Flaschenbiersegment sei das größte Minus zu verzeichnen. Als Gründe führt Höpfl den „überdurchschnittlich feuchten Sommer“ an, der dazu geführt habe, dass viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten und die Zahl der Biergartentage begrenzt war.

Dass deutlich weniger Reutberger Bier in Flaschen gekauft wird, liege am „immer härter werdenden Wettbewerb in den Getränkemärkten und im Lebensmittelhandel“, so Höpfl. Große Konzerne diktierten die Preise, mit der Folge, dass immer mehr kleine und mittlere Brauereien aufgeben müssten – eine Situation, die am Dienstag auch von anderen Rednern beklagt wird. Hohe Energiepreise und Personalkosten machten den Brauereien zu schaffen, ebenso die wieder von sieben auf 19 Prozent angehobene Mehrwertsteuer in der Gastronomie. Auch die „negative mediale Darstellung unseres Kulturguts Bier“ führe dazu, dass der der Pro-Kopf-Verbrauch sinke, sagt Höpfl.

Trotz schwieriger Zeiten erzielte die Klosterbrauerei Reutberg laut Geschäftsführer Stephan Höpfl voriges Jahr einen Umsatz von rund 4,5 Millionen Euro. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Trotz dieses Rückgangs habe der Umsatz mit 4,5 Millionen Euro fast Vorjahresniveau erreicht. Der Jahresüberschuss stieg sogar von knapp 46 000 auf 76 500 Euro. Ungeachtet der Krise auf dem Biermarkt habe man auf dem Reutberg offensichtlich „keine schlechte Arbeit gemacht“, erklärt Verkaufsleiter Sepp Hellweger. „Wir sind noch da.“ Das hochwertige Nahrungsmittel Bier werde verscherbelt, aber die Klosterbrauerei Reutberg und ihre zwei Braumeister setzten auf Qualität. 18 Vollzeit-, fünf Teilzeitbeschäftigte und ein Azubi arbeiten in der Brauerei, die 14 Biersorten produziert, neuerdings auch dunkles Weißbier und Pils. Der Mitgliederstand ist mit 5141 Genossen leicht gesunken.

Bei den turnusgemäßen Wahlen wird per Handzeichen abgestimmt. Fast alle Hände gehen bei Ernst Dieckmann, Bürgermeister von Reichersbeuern, nach oben, der sich zur Wiederwahl für den Aufsichtsrat stellt. Neu in das Gremium wird der Bichler Bürgermeister Benedikt Pössenbacher gewählt. August Maerz kündigt an, nach 15 Jahren nicht mehr als Vorstandsvorsitzender anzutreten. Er werde heuer 65 Jahre und sei gesundheitlich angeschlagen, erklärt er. Seit fünf Jahren sei die Klosterbrauerei im „Krisenmodus“. „Über das relativ gute Ergebnis sind wir selber ein bisschen überrascht.“

Zur Generalversammlung kamen auch (v.l.) der Sachsenkamer Bürgermeister Andreas Rammler, der Lenggrieser Bürgermeister Stefan Klaffenbacher, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und der frühere Sachsenkamer Bürgermeister Hans Schneil. (Foto: Harry Wolfsbauer)

März, der mit stehenden Ovationen für seine jahrelange Arbeit geehrt wird, soll bei der Generalversammlung im kommenden Jahr offiziell verabschiedet werden. Sein Nachfolger Klaus Hochwind wird den Vorsitz künftig hauptamtlich führen. Der 47-Jährige ist Vertriebsleiter bei einem regionalen Energieversorger, seit vorigem Jahr im Vorstand und hat zuletzt federführend den Reichersbeurer Faschingszug „Muafaz“ organisiert. „Miteinander san mia stark“, sagt er in seiner kurzen Rede, „lang lebe der Reutberg.“

Die Kritik von Georg Kreidl (l.) aus der Jachenau, dass die Klosterbrauerei nichts mehr investiere, wies Aufsichtsrats-Vorsitzender Hans Erhard (r.) scharf zurück. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Überraschend stellt sich am Dienstag ein weiterer Kandidat für das Amt des dritten Vorsitzenden vor: Der 37-jährige Georg Kreidl aus der Jachenau, Bierbrauer und ehemaliger Bierfahrer am Reutberg, tritt gegen Geschäftsführer Höpfl an. Er kandidiere, weil er der Meinung sei, dass in die Brauerei „nix mehr investiert wird.“ Außerdem habe er Sorge, dass die Produktion vom Kloster ins Gewerbegebiet in eine „Halle“ verlegt werde, das wolle er verhindern. Dem widerspricht Aufsichtsratsvorsitzender Erhard scharf: Man habe zwar einen Gewerbegrund in Sachsenkam gekauft, weil die Brauerei Lagerflächen brauche. „Aber wir haben nicht vor, dass wir aus dem Kloster weggehen“. Dass nichts investiert werde, sei nicht richtig. Allein in die Produktion habe man einen siebenstelligen Betrag gesteckt. Die schriftliche Abstimmung verliert der Überraschungskandidat schließlich deutlich mit 325 zu 920 Stimmen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildet wie üblich eine launige Rede von Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer beim Bayerischen Brauerbund, der die „gemeinschaftsstiftenden Effekte moderaten Trinkens“ hervorhebt. Im vergangenen Jahr seien bundesweit 90 Liter Bier pro Kopf konsumiert worden, „so wenig wie nie zuvor“. Um zu überleben, bräuchten kleinere Brauereien wie der Reutberg „eine Zeitenwende am Abendbrottisch und die Bazooka an der Supermarktkasse.“

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