Rennen statt arbeiten:Wieder tolle Stimmung

Teilnehmer loben den Geretsrieder Firmenlauf als einen der schönsten überhaupt. Nun ist das Event vorbei und die Bauarbeiten beginnen

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Technomusik pulsiert über den Karl-Lederer-Platz, das Gewimmel ist unüberschaubar. In einer langen, breiten Schleuse vor der Startlinie warten 2500 Läufer auf das Signal des Bürgermeisters, während sich noch einmal so viele Menschen an die Absperrung drücken. Die Zuschauer verteilen sich auch entlang der fünf Kilometer langen Strecke, um die Teilnehmer des elften Geretsrieder Stadtlaufs anzufeuern; manche haben sich auf den Bierbänken zwischen Verkaufsbuden niedergelassen, trinken eine Maß Bier oder verzehren einen Räucherfisch.

Der Firmenlauf wird für einige Zeit die letzte Großveranstaltung am Karl-Lederer-Platz sein. Denn nun beginnen dort die Bauarbeiten. Aber am Mittwoch ist es noch einmal voll, bunt und es herrscht beste Stimmung: So kennt man die Feste auf dem Karl-Lederer-Platz, und dieser Firmenlauf, den die Sportevent-Firma cw-running organisiert hat, ist keine Ausnahme. Hin und wieder fliegt ein besorgter Blick in die Wolken, doch das Wetter hält. Weder Regen noch knallende Hitze beeinträchtigen den Lauf - die Bedingungen sind perfekt. Als es auf 19 Uhr zugeht, zählt die Menge die Sekunden ab: Drei - zwei - eins - und der Bürgermeister bläst die Fanfare, deren durchdringender Laut über den ganzen Platz zu hören ist. Danach dauert es volle vier Minuten, bis alle Läufer die Startlinie passiert haben.

Bürgermeister Müller ist zwar selbst auch Läufer und dreht morgens regelmäßig Joggingrunden. Diesmal läuft er nicht mit, obwohl er die Startnummer eins vor dem blauen Jackett auf der Brust trägt. Irgendwer müsse ja im Start und im Ziel sein, scherzt er, "und die Rolle übernehme ich natürlich gern!" Seine Puste braucht Müller am Abend noch: Er wird nach acht Uhr die Sieger ehren.

Inoffiziell mit dabei: Vier Geretsrieder Radiomacher von Batsch!FM. Aus weißen T-Shirts haben sich die Jugendlichen lässige Hemden geschnitten, welche Jingle-Macherin Lisa-Sophie Matheis mit Sprüchen bemalt hat: "Flowerpower" und "Hier könnte Ihre Werbung stehen" steht da. Der zweite Vorsitzende Oli Sachers trägt einen rudimentär aufgemalten Sixpack. "Wir laufen mit, weil wir Präsenz zeigen wollen", sagt er, "wir sind schließlich das Stadtradio Geretsried!"

Die Läufer kommen aus dem gesamten Oberland. Sandra Saitner, eine der ersten im Ziel, ist aus Holzkirchen angereist und läuft mit ihren Kollegen von Avery Zweckform. Inzwischen ist die 33-jährige Sportskanone ist zum sechsten Mal dabei: Bei einem Lauf in Tegernsee belegte sie einmal den ersten Platz. In Geretsried macht sie mit knapp 22 Minuten den dritten. Doch auf das Ergebnis komme es ihr nicht an, sagt sie: "Das hier ist einer der schönsten Firmenläufe, mit einer tollen Atmosphäre, optimaler Teilnehmerzahl, genügend Platz - die Mischung passt einfach."

Auch regelmäßig mit dabei: der Kulturverein Isar-Loisach (KIL), der sich jeweils nach dem Motto des bevorstehenden Kulturfestivals Pipapo kostümiert. Diesmal laufen die 14 KIL-Mitglieder im Gänsemarsch durch die Straßen, gekleidet wie Gartenzwerge mit roten Mützen und Latzhosen. "In der Nachbarschaft" lautet das Thema, das die "Hinterhalt"-Wirtin Assunta Tammelleo keinesfalls nur als Aufruf zur guten Nachbarschaft zwischen Geretsried und Wolfratshausen verstanden wissen will. "Es geht im Kleinen los und hört im Großen auf", sagt sie. Gemeint sei auch die Politik. "Was soll das werden, wenn sich alle abschotten?" Ihre Botschaft gießt Tammelleo zusammen mit dem Sirenenchor in drei Lieder. Er singt "In dieser Stadt" von Hildegard Knef, "Zwei kleine Italiener" von Conny Froboess und "Ein ehrenwertes Haus" von Udo Jürgens.

Ins Auge stechen die Läufer der Oberland-Werkstätten mit ihren knallig-orangefarbenen T-Shirts, auf denen der Spruch "Es ist normal, verschieden zu sein, denn jeder Mensch ist einmalig" geschrieben steht. Als Partner der ersten Stunde ist die Organisation wieder zahlreich vertreten, 121 Läufer schickt sie ins Rennen. Bei der Siegerehrung dürfen die Teilnehmer der Oberland-Werkstätten alle auf die Bühne, um zu "We will rock you" zu stampfen. "Ohne euch wäre der Firmenlauf nicht denkbar", sagt Moderator Peter Maisenbacher.

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