Das sind Mobile Homes:Ferienhäuschen auf zwei Rädern

Drei Schlafzimmer, Küche und Bad auf 32 Quadratmetern für sechs Personen: Einige der großen Wohnwagen standen zuvor auf einem Campingplatz in Frankreich.

Von Alexandra Vecchiato, Reichersbeuern

Es sieht aus, als ob jemand mitten im Nirgendwo eine Feriensiedlung errichten möchte. Und tatsächlich wird die Asylbewerber-Unterkunft "Am Kranzer" ein Dorf für sich werden. 240 Menschen sollen dort ein Obdach finden in sogenannten Mobilheimen, kleine Häuschen in Holzoptik und mit Satteldächern. Die Bürgermeister Ernst Dieckmann (Reichersbeuern), Johann Schneil (Sachsenkam) und Anton Margreiter (Greiling) - die drei Gemeinden gehören zur Verwaltungsgemeinschaft Reichersbeuern - stellten am Donnerstag die Unterkünfte der Presse vor.

Insgesamt 40 "mobile homes" werden auf dem 16 000 Quadratmeter großen Areal aufgestellt. Derzeit laufen die Rodungsarbeiten. Sollte das Wetter mitspielen, könnte Mitte Dezember die Anlage ohne Außenbereich fertig sein. 2,7 Millionen gibt die Verwaltungsgemeinschaft (VG)für die Flüchtlingsunterkunft aus.

13 Mobilheime hat die VG gebraucht in Frankreich gekauft. Sie standen auf einem Campingplatz an der Atlantikküste. Mit Tiefladern wurden sie nach Bayern gebracht, 1300 Kilometer haben sie hinter sich. Zehn sind bereits angekommen, drei noch unterwegs. Die vier auf acht Meter großen Häuser mit drei Schlafzimmern, einem Wohn-/Essbereich und Sanitärräume sind komplett fertig eingerichtet. Sogar Besen, Geschirr, Mikrowelle und Vorhänge sind dabei. Aus Brandschutzgründen könnten die dazugehörigen Veranden leider nicht aufgebaut werden, erklärt Dieckmann. Allerdings gehörten zu jedem Haus noch Gartenmöbel. Sechs Personen finden Platz in einem Mobilheim.

27 Mobilheime haben die Gemeinden neu bestellt. Sie werden nicht ganz so ausgestattet sein wie die Gebrauchten. Die Häuser werden in Frankreich hergestellt und von der Firma "Clear Living GmbH" in Ingolstadt an Interessenten vermittelt. Die beiden Geschäftsführer Christian Lange und Jürgen Siebicke hatten die Idee, diese Mobilheime als Asylbewerber-Unterkünfte in Deutschland anzubieten. Für sie seien die Häuser eine "humanitäre Form" der Unterbringung. Es gehe um Privatsphäre, aber auch darum, "Alltag zu leben". Container-Unterkünfte wie auch Turn- oder Traglufthallen seien oft nur zum Schlafen da. Da komme Langeweile zwangsläufig auf, sagt Siebicke.

Zusätzlich zu den fahrbaren Häusern wird es zehn Container geben, in denen unter anderem die Waschmaschinen stehen werden. Sie könnten aber auch als Gemeinschaftsraum, als Klassenzimmer oder Ähnliches mitgenutzt werden. Da bestehende Jagdhäuschen auf dem Gelände, das die Eigentümerin den Gemeinden kostenlos zur Verfügung stellt, wird zum Verwaltungsgebäude umfunktioniert. Spätestens im Frühjahr 2016 sollen die Unterkünfte bezugsfertig sein. Dann könnten auch die Außenbereiche gemeinsam mit den Flüchtlingen gestaltet werden. Da der Standort weit vom Schuss ist, wird in Nähe der B 13 eigens eine Bushaltestelle eingerichtet. Von Montag bis Samstag hält dort die RVO-Linie 9553. Pro Tag gibt es einen zusätzlichen Bus. Damit die Flüchtlinge sicher zur Haltestelle kommen, wird es eine Straßenbeleuchtung und einen Fußweg geben.

Die Investition von 2,7 Millionen Euro soll sich über die Mieteinnahmen amortisieren. Das habe der Freistaat zugesichert, sagt Dieckmann. Die Gemeinden vermieten die Unterkünfte an den Landkreis. Dieser ist zuständig für den Betrieb, auch dafür, wer letztlich in den Mobilheimen untergebracht wird. Bürgermeister Schneil hofft insgeheim, dass es Familien sein werden. Denn für sie seien die Häuser am besten geeignet.

Die Anlage kann um acht weitere "mobile homes" erweitert werden. Die Häuser sollen zweieinhalb Jahre auf dem Gelände stehen, dann soll daraus das interkommunale Gewerbegebiet "Am Kranzer" werden. Es gebe die Option, die Flüchtlingsunterkunft weitere eineinhalb Jahre zu betreiben. "Aber nicht länger", betont Dieckmann.

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