Reha-Zentrum Isarwinkel:Zu lange geschwiegen

Das Tollhaus-Festival war eine verpasste Chance: Der Real-Verbund in Bad Tölz feiert sein 20-jähriges Bestehen, ohne vorher die Missstände im eigenen Pflegeheim aufzuarbeiten. Warum nur?

Von Stephanie Schwaderer

Das Tollhaus-Festival war bunt, verrückt, ambitioniert - und eine verpasste Chance. Denn zwischen Seifenkistenrennen, Kussmaschine und Reggae-Rhythmen ist ein Thema untergegangen, das dem Gastgeber, Arnold Torhorst und dem Real-Verbund Isartal, besonders am Herzen liegen dürfte: die eklatanten Missstände, unter denen Pflegebedürftige an vielen Orten leiden - auch in Bad Tölz. Claus Fussek hat Recht: Eine Einrichtung, die alte Menschen in ihren grundlegenden Rechten verletzt, die deshalb immer wieder gerügt und abgestraft wurde, hat wenig Grund zu feiern. Die Nachricht von der Teilschließung des Pflegeheims im Reha-Zentrum Isarwinkel und das Tollhaus-Festival passten daher von Anfang an schlecht zusammen. Auch wenn der Bereich Pflege nur zehn Prozent des Tätigkeitsfelds des Real-Verbunds ausmacht - zu diesem Thema hätte man gerne mehr erfahren, auch von den zuständigen Behörden, von Pflegern, von Angehörigen.

Was lässt sich gegen die elenden Zustände tun, denen immer mehr alte Menschen ausgeliefert sind? Was konkret wird in Tölz unternommen? Diese Fragen hätten beim Tollhaus-Festival in den Fokus gerückt werden sollen. Das sagt auch Torhorst. Nur hat er es nicht laut genug gesagt. Womöglich auch nicht inbrünstig genug. Seit Mitte August war ihm bekannt, dass sich die Zugpferde der Veranstaltung - Claus Fussek und Ottilie Randzio vom MDK - distanziert hatten. Spätestens dann wäre es Zeit gewesen, in die Offensive zu gehen, für die Veranstaltung zu trommeln und den Kopf hinzuhalten.

So bleibt der Eindruck von Zögerlichkeit. Torhorst hat zu spät reagiert. Auf die Absagen der Referenten. Vor allem aber auf die Fehlentwicklungen in den Pflegeheimen des Real-Verbunds .

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