Regionale Raumplanung:Jeder will "zentraler Ort" sein

Regionale Raumplanung: Der Tölzer Landrat Josef Niedermaier ist zugleich auch Chef des Planungsverbands Region Oberland.

Der Tölzer Landrat Josef Niedermaier ist zugleich auch Chef des Planungsverbands Region Oberland.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Planungsausschuss der Region Oberland streitet sich wegen der Einstufung mancher Gemeinden

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Er ist ein wichtiges Steuerungsinstrument, das kaum ein Bürger kennt: Aus dem Regionalplan für das Oberland (Region 17), der für die vier Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen Gültigkeit hat, leitet sich ab, wie Verkehrsströme geordnet werden, wo zentrale Infrastruktur angesiedelt, wo Anlagen zur Energieerzeugung erwünscht sind oder wo nach Kies gegraben werden darf. Aus diesem Grund sind manche Gemeinden nicht gut auf die laufende Fortschreibung des Planwerks zu sprechen, werden sie doch nicht ihrem Wunsch gemäß als zentrale Orte darin eingestuft. Vor allem Kommunen im Landkreis Miesbach fühlen sich benachteiligt.

Fischbachau, Bayrischzell, Schliersee, Otterfing, Irschenberg, Weyarn, Warngau und Valley, aber auch Pähl und Raisting im Landkreis Weilheim-Schongau fühlen sich übergangen, wenn sie nicht als Grundzentren mit einer gewissen regionalen Strahlkraft eingestuft werden. Doch die Experten der Regierung von Oberbayern sehen dies anders. Es gebe ein ausreichend tragfähiges Netz an Orten der Grundversorgung, es bestehe demnach kein Bedarf an einer Aufstufung zu Grundzentren, erklärte Matthias Schuh, Regionsbeauftragter des Verbands, vor Kurzem im Planungsausschuss der Region Oberland. Die Grundversorgung sei gesichert. Es gebe keinen Handlungsbedarf. Der Tölzer Landrat und Vorsitzende des Planungsverbands Josef Niedermaier (Freie Wähler) spitzte zu: "Man muss ein Defizit bei der Versorgung nachweisen können. Das ist nicht der Fall. Es gibt in diesem Bereich keine Unter-, aber auch keine Überversorgung."

Gegen diese Einschätzung wehrten sich die Vertreter aus dem Landkreis Miesbach heftig. Allen voran möchte die Gemeinde Otterfing nicht ins Abseits geschoben und neben dem alles dominierenden Mittelzentrum Holzkirchen von der Entwicklung abgehängt werden. Denn Otterfing mit seinen fast 5000 Einwohnern wünscht sich einen Vollsortimenter. Doch als zentraler Ort müsste die Kommune mindestens 7500 Einwohner haben. Vehement versuchten der Miesbacher Landrat Wolfgang Rzehak, der Otterfinger Bürgermeister Jakob Eglseder und sein Amtskollege aus Valley, Andreas Hallmannsecker, die Aufstufung zu erreichen. "Es sind mehr als 7000 Menschen, die bei uns einpendeln", sagte Eglseder. Von Norden aus dem Holzkirchner Bereich, aus vielen Gemeindeteilen von Dietramszell und gar von Wolfratshausen kämen die Leute aus vielerlei Gründen nach Otterfing. Das Verkehrsaufkommen sei demnach in der Realität ein anderes als das im Landesentwicklungsplan. "Ich bin gutmütig", sagte Eglseder, "aber so einen Papiertiger kann ich nicht haben."

Nach langer Debatte stellte der Mittenwalder Bürgermeister Adolf Hornsteiner die entscheidende Frage: "Gibt es Nachteile für die Entwicklung der Gemeinden, wenn sie nicht zu Grundzentren aufgestuft werden?" Die Antwort des Regionalbeauftragten lautete: "Nein." Nahversorger bis 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche könnten sich überall ansiedeln, größere Märkte könnten im Einzelfall genehmigt werden. Viel wichtiger als die Einstufung als zentraler Ort seien die nächsten Punkte bei der Fortschreibung des Regionalplans: Siedlungswesen und Verkehr. Dort würden die Weichen für die Zukunft gestellt.

Allerdings wird, wie im Mai beschlossen, die Bildung eines gemeinsamen Zentrums mit Dietramszell - die Gemeinde ist Grundzentrum - und Otterfing in einem eigenen Verfahren geprüft, auch wenn die Experten betonten, dass dies nicht mit den Vorgaben des Landesentwicklungsplans vereinbar sei.

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