Drei Lehrerinnen des Sonderpädagogischen Förderzentrums Bad Tölz haben ein Tanzprojekt fürs Internet gestartet. Eine von ihnen, Yvonne Schneider, musste dafür über ihren eigenen Schatten springen. Die 43-Jährige () unterrichtet seit vier Jahren an der Marie-Luise-Schultze-Jahn-Schule - neben Musik auch Deutsch, Sachkunde, Englisch und Darstellendes Spiel.
SZ: Frau Schneider, Sie tanzen offenbar gerne. . .
Yvonne Schneider: Überhaupt nicht, ich hasse tanzen! Aber ich mache sehr gerne Musik - am liebsten mit meinen Kolleginnen Doro Fritsch und Ruth Holler. Zusammen bilden wir ein kleines Musikteam an unserer Schule. Wir haben gemerkt, dass wir durch das Homeschooling die Kinder kaum noch erreichen, man sieht sich nie, höchstens mal am Bildschirm. Deshalb haben wir gesagt: Wir brauchen etwas, das uns ein bisschen aufrecht hält und uns noch eine Weile durch diese Zeit trägt.
Und da haben Sie sich hingesetzt und ein Lied geschrieben?
Wir wollten eine Aktion starten, bei der alle mitmachen können. Die Kinder sollten sich bewegen. So kamen wir aufs Tanzen. Dazu brauchten wir einen Song, den man verwenden darf, ohne kompliziert Rechte einholen zu müssen. Deshalb haben wir beschlossen, das selbst zu machen. Und dann haben wir uns eine einfache Choreografie überlegt, die tanzbar für alle unsere Schüler ist - und für Leute wie mich. Es lässt sich ja nicht vermeiden, dass man als Lehrkraft auch etwas vormachen muss.
War es schlimm?
Nein, überhaupt nicht. Es hat sich dann sogar ergeben, dass ich den Leithammel beim Vortanzen gemacht habe.
Ah, Sie sind in dem Video das pinke Einhorn? Kompliment!
Ja, das bin ich. Meine Kolleginnen haben die Kameras übernommen.
Welche Kräfte möchten Sie mit diesem Tanz wecken?
Gute Laune und Fröhlichkeit. Und vor allem wollen wir wieder das Gemeinschaftsgefühl aufleben lassen. Wir haben eigentlich ein sehr aktives Schulleben, bei dem sich alle einbringen. Das fehlt uns sehr.
Derzeit sind viele Kinder zu Hause. Sorgen Sie sich um sie und um die Eltern?
Wir machen uns Gedanken. Und wenn wir das Gefühl haben, wir erreichen ein Kind nicht, dann fahren wir zu ihm nach Hause. Eigentlich haben wir jeden Tag Kontakt zu jedem Kind - per Telefon oder Videokonferenz. Aber das ist natürlich etwas ganz anderes als Unterricht. Da geht gerade ganz viel Beziehung verloren.
Tanzen Sie denn jetzt auch regelmäßig im Online-Unterricht?
Wir üben seit Wochen und haben es so hingebogen, dass wir zur Faschingswoche mit unserem Initialfilm fertig wurden. Wir haben den Kindern Erklärvideos nach Hause geschickt, und alle haben geübt, auch in den Klassenkonferenzen mit den Lehrern.
Und für die Aufnahme am Sportplatz sind alle Kinder in die Schule gekommen?
Nein, nur die Kinder aus unseren neun Notbetreuungsgruppen. Die haben wir dann im Abstand von drei Minuten auf den Sportplatz gelotst und gemäß der Abstandsregeln positioniert. Eigentlich hatten wir uns gewünscht, auch die Kinder von zu Hause einladen zu dürfen, zusammen mit ihren Familien. Aber dafür hätten wir eine Ausnahmegenehmigung von der bayerischen Infektionsschutzverordnung gebraucht. Und die haben wir vom Landratsamt nicht bekommen. Das hat bei uns zu einem Stimmungstief geführt. Jede Anti-Corona-Demo bekommt eine Genehmigung, aber wir mit unserem guten Konzept nicht. Da waren wir schon enttäuscht. Und dann kam noch der Schnee! Wir wussten nicht, ob die Drohne überhaupt fliegen würde. Das war schon alles sehr spannend, aber dann waren wir froh, dass wir es geschafft haben.
Wie geht es nun weiter mit dem Video?
Wir sind dabei, eine Homepage aufzubauen, auf der man sich den Song runterladen und sich das Video anschauen kann. Wir würden uns freuen, wenn andere Schulen mitmachen würden, und posten dann natürlich gerne die Links zu ihren Videos.
Informationen unter www.togethertanzmit.wordpress.com