Reden wir über:Leben retten als Ehrenamt

Reden wir über: Einsatz der DLRG an der Isar: Vor allem bei Hochwasser gerate Schlauchboote immer wieder in gefährliche Situationen.

Einsatz der DLRG an der Isar: Vor allem bei Hochwasser gerate Schlauchboote immer wieder in gefährliche Situationen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Maiko Alpers ist seit 42 Jahren bei der DLRG in Geretsried

Interview von Miriam Kinzl, Geretsried

Maiko Alpers ist seit 1978 Mitglied in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Geretsried (DLRG) und seit elf Jahren Ortsverbands-Chef. Dafür verlieh ihm Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kürzlich das Steckkreuz als höchste Auszeichnung der DLRG.

SZ: Gibt es nach 42 Jahren noch Momente, in denen Sie sich ins kalte Wasser geworfen fühlen?

Maiko Alpers: Es gibt immer wieder neue Momente. Meine Arbeit ist sehr vielfältig. Ich bin Vorsitzender in Geretsried, fahre aber auch noch mit raus zu den Einsätzen, um diese zu lenken. Da gibt es immer neue Herausforderungen.

Zum Beispiel?

In den vergangenen Jahren hat der Verkehr auf der Isar stark zugenommen. In den 1970er und 1980er Jahren waren die Notrufe von der Isar nicht so vielfältig. Entweder liegt das daran, dass heute jeder ein Handy dabei hat und dann den Notruf absetzt, oder es liegt daran, dass sich das Verhalten der Menschen einfach geändert hat. Das Verhalten uns gegenüber hat sich jedenfalls dramatisch geändert.

Kommunalwahl 2020

Maiko Alpers ist seit über 40 Jahren bei der DLRG in Geretsried - und wurde dafür nun ausgezeichnet.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Inwiefern?

Es gibt immer mehr Menschen, die glauben, wir machen das Ganze hauptamtlich. Die Leute erwarten dann eine extrem schnelle und professionelle Hilfe. Und wenn es dann mal eine Minute länger braucht, dann wird man gleich mit Unverständnis empfangen.

Das Steckkreuz ist die höchste Auszeichnung der DLRG - was kann sie jetzt noch motivieren?

Die Kameradschaft, die bei uns gelebt wird, und natürlich das Helfen. Mich hat nie motiviert, dass ich Auszeichnungen kriege, egal, ob vom Staat oder vom Verein.

Warum sind Sie zur DLRG gegangen?

Ich war immer ein guter Schwimmer und bin gerne Schwimmen gegangen. Dann habe ich geschaut, was es hier in der Gegend gibt. Die DLRG war auch vor 40 Jahren schon stark in Geretsried. Mir hat es gut gefallen, so bin ich da hängen geblieben.

Wie viele Leben haben Sie gerettet?

Das habe ich nicht gezählt. Ich habe irgendwann mal gesagt, ich möchte aufhören, bevor die Zahl der Toten mehr wird wie die Zahl der Geretteten. Das wird jetzt langsam eng. Aber dass man genau zählt, wie viele man rausgezogen hat, das habe ich schon vor 20 Jahren aufgehört.

Stören Sie Vergleiche mit Baywatch?

Huch, des kann man nicht vergleichen.

Kommen die Vergleiche trotzdem?

In den Zeiten, als Baywatch aktiv im Fernsehen war und Baywatch wieder ins Kino kam, kamen natürlich mal Vergleiche, aber das ist so schnell vorbei. Das kann man überhaupt nicht vergleichen mit dem richtigen Leben.

Was ist die nächste große Herausforderung für die DLRG Geretsried?

Wir haben verschiedenen Großprojekte, die wir finanzieren müssen. Das Geld spielt immer eine große Rolle, wir sind nun mal Ehrenamtler und versuchen, über unseren Mitgliedsbeitrag alles zu finanzieren. Unsere Station am Starnberger See ist relativ marode. Wir müssen unsere Halle renovieren und unser Motorrettungsboot braucht dringend einen neuen Motor. Und jetzt kommt die Stadt ja auch noch mit Nutzungsgebühren für das interkommunale Hallenbad.

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