Reden wir über:Kindertaugliche Freizeiten

Reden wir über: Roland Herzog.

Roland Herzog.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Jugendsiedlung Hochland fordert Änderung des staatlichen Konzepts

Von PAULINA PORER, Königsdorf

Die Corona-Zahlen sinken, doch für Jugendhäuser und Zeltplätze scheinen die Aussichten für den Sommer trotzdem nicht rosig. Grund dafür ist ein neues Beherbergungskonzept, das die Bayerische Staatsregierung kürzlich festgelegt hat. Mit einem offenen Brief fordern die Verantwortlichen der Königsdorfer Jugendsiedlung Hochland eine Aktualisierung. Leiter Roland Herzog () erklärt den Hilferuf.

SZ: Herr Herzog, was möchten Sie mit Ihrem Hilferuf erreichen?

Roland Herzog: Ganz grundsätzlich, dass sich Kinder und Jugendliche in ihrer Gleichaltrigengruppe einfach erleben dürfen. So wie sie es in der Schule ja schon dürfen, sollte das auch in ihrer Freizeit und der Jugendarbeit möglich sein. Und zwar nicht nur tagsüber, sondern auch in Form von Zeltlagern, Jugend- und Kinderfreizeiten mit Übernachtungsangebot - damit Familien entlastet werden und Jugendarbeit auch wieder Jugendarbeit sein kann.

Warum stellt das neue Konzept ein Problem für die Jugendarbeit dar?

Dieses Übernachtungsangebot geht nur, wenn es auch kindertauglich organisiert werden kann. Das staatliche Beherbergungskonzept gibt vor, dass nur ein Hausstand in einer Wohneinheit beherbergt werden darf. In Jugendhäusern bedeutet das: ein Hausstand, ein Zimmer oder in Zeltlagern ein Kind, ein Zelt. Das ist weder pädagogisch sinnvoll, noch logistisch irgendwie machbar. Man hat sehr viel mehr Betreuungsaufwand, weil natürlich schneller Heimweh entstehen kann und die Kinder sich nicht gegenseitig unterstützen können, wie sie es sonst in einem gemeinschaftlichen Zelt tun würden. Und natürlich ist es auch eine finanzielle Herausforderung, wenn man mehr Zelte mieten muss. Das sind aber noch alles Dinge, die lösbar wären. Viel wichtiger ist eine Haltungs- und Wertethematik. Unserer Ansicht nach werden Kinder und Jugendliche nach wie vor als "nur kognitives Wissen wiedergebende Schülerinnen und Schüler" gesehen und nicht als Persönlichkeiten, die eine Persönlichkeitsbildung brauchen sowie soziale Kompetenzen entwickeln sollen.

Welche konkreten Änderungen wünschen Sie sich?

Es wäre schon ein riesen Schritt, wenn wir uns an den Kontaktbeschränkungen, die tagsüber gelten, orientieren könnten. So war es vergangenes Jahr. Da gab es auch in der Beherbergung die gleiche angelehnte Regelung. Das würde bedeuten, dass sich bei einer Inzidenz über 35 bis 100 zwei Hausstände treffen dürfen. Damit könnten zum Beispiel zwei Geschwisterpärchen in einem Zelt übernachten. Das wäre ideal.

Was passiert ohne Aktualisierung?

Die Jugendarbeit wird in ihren Freizeiten mit Übernachtungsangeboten still gelegt und zu einem reinen Tagesbetreuungsanbieter reduziert. Dahinter befürchte ich die Denke, dass Kinder hauptsächlich nur tagsüber betreut werden müssten, so wie sie durch die Schule betreut werden - nur in den Ferien dürften das dann die Jugendverbände machen. Wir haben die Sorge, dass Jugendverbände ihre Freizeiten im Juli und in den Sommerferien stornieren, wenn keine schnelle Aktualisierung des Konzepts bis Ende Juni vorliegt.

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