Reden wir über:Hubert, Staller und die Realität

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Von der Kripo Weilheim ist Christina Loy als Vize-Chefin zur Wolfratshauser Polizei gewechselt. (Foto: Privat/oh)

Christina Loy wechselt vom Kriminaldauerdienst an die Loisach. Jetzt muss sie nahezu alles anders machen - zum Beispiel Uniform tragen.

Interview von Veronika Ellecosta, Wolfratshausen

Christina Loy ist der frische Wind bei der Wolfratshauser Polizei. Die Kriminalhauptkommissarin wurde kürzlich zur neuen Vize-Chefin berufen und tritt in die Fußstapfen von Vorgänger Steffen Frühauf. Loy kommt vom Kriminaldauerdienst der Kripo Weilheim. Schwerverbrechen gibt es in Wolfratshausen hingegen selten, und das möge auch so bleiben, findet Loy.

SZ: Frau Loy, wie oft werden Sie gerade auf Hubert und Staller angesprochen?

Christina Loy: Das passiert mir gerade tatsächlich ständig, sei es von meinen beiden Söhnen, die mich damit von der Seite anreden, aber auch von meinen Freunden. Viele wollen wissen, ob wir Berührungspunkte haben. Aber wir haben im Alltag nichts damit zu tun. Mein Chef hat mir erzählt, dass er einmal mit Herr Girwidz angesprochen worden ist. Außerdem gibt es online ein Kontaktformular, da passiert es immer wieder, dass die Leute dort Hubert und Staller eintragen. Das sind lustige Dinge, mit denen kann ich gut umgehen.

Sie wechseln vom Kriminaldauerdienst in Weilheim in die Chef-Etage in Wolfratshausen: Was wird sich für Sie ändern?

Hier muss ich beinahe zu 180 Grad alles anders machen, beginnend bei lapidaren Dingen wie Uniform tragen. Aber auch das Betätigungsfeld hat sich geändert: Beim Kriminaldauerdienst war ich die Erstzugriffsgruppe für die Kripo, wenn es etwa Todesermittlungen, Brände oder Sexualdelikte gab. Jetzt ist der Großteil meiner Tätigkeiten administrativ, außer bei größeren Einsätzen natürlich. Ansonsten schau ich, dass der Laden läuft und halte meinem Chef und den Schichten den Rücken frei. Und die Presseansprechpartnerin bin ich unter anderem auch.

Sie sind mit den Örtlichkeiten schon gut vertraut?

Es könnte besser sein, ich arbeite aber nicht Vollzeit, weil ich ja auch Familie zuhause habe. Ich würde gerne mehr rausfahren und die Details besser kennenlernen. Derzeit kenne ich eher die Punkte, wo es zu Unfällen kommt. Und die Ausflugsgebiete sind auch dieses Jahr ein Einsatzschwerpunkt, wie etwa das Ostufer des Starnberger Sees und die Pupplinger Au. Da geht's um das Zusammenleben zwischen Fußgängern, Fahrradfahrern, Autofahrern und Anrainern. Auch Naturschutz ist dort ein Thema, der interessiert die Ausflügler kaum.

Wie hat sich Ihre Arbeit während Corona verändert?

Innerdienstlich fehlt das Soziale, und alle leiden drunter. Was das Außen betrifft, merkt man zunehmend, dass der Druck abfällt, jetzt, wo immer mehr positive Nachrichten reinkommen. Vorher war spürbar, dass die Leute oft andere angekreidet oder wenig Verständnis für die Maßnahmen gezeigt haben. Die Akzeptanz von polizeilichen Maßnahmen ist allgemein im Vergleich zum Pandemiebeginn schlechter geworden, die Luft war in den letzten Monaten einfach raus. Es war dann für uns schwierig, den Bürgern die Verstoße zu erklären. Wir haben aber nicht wild Leute angezeigt, sondern immer versucht, mit ihnen zu reden, für Verständnis untereinander und für die Einhaltung der Regeln zu werben.

© SZ vom 26.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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