Reden wir über:Frauen-Armut im Alter

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Foto: Harry Wolfsbauer (Foto: N/A)

Die Gleichstellungsbeauftragte Karin Weiß rät dringend zur Vorsorge und lädt zu einer Veranstaltung zum Thema ein

Interview Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

"Frauen leben länger . . . - aber wovon?" ist die Frage, mit der sich eine Veranstaltung der Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis, Karin Weiß, befasst. Denn die Armut ist weiblich: Frauen sind besonders oft unzureichend fürs Alter abgesichert. Das hängt oft damit zusammen, dass sie ihre Berufstätigkeit für die Familie unterbrechen. Und davon, dass viele Frauen in Minijobs oder im Niedriglohnbereich keinen ausreichenden Rentenanspruch erwerben. Die SZ sprach darüber mit Karin Weiß (Foto: Neubauer).

SZ: Wann sollen Frauen anfangen, ans Alter zu denken?

Karin Weiß: Herzhaft gesagt: gleich von Geburt an (lacht). Also, eigentlich sobald es irgendwie geht, spätestens, wenn man ins Berufsleben einsteigt. Ich weiß, das ist schwierig, ich war ja auch mal jung, da denkt man noch nicht ans Alter.

Gibt es heute noch Frauen, die glauben, durch eine Ehe seien sie auf alle Zeiten abgesichert?

Ich denke schon. Sie würden das so nicht äußern. Aber man erlebt schon viele, die sich auf die Ehe verlassen und die dann, wenn die Kinder da sind, nur geringfügig dazuverdienen. Viele denken, sie wären abgesichert.

Welchen Rat geben Sie Paaren, die Kinder bekommen?

Ich bin für eine egalitäre Teilung aller Arbeiten, die Familienarbeit, Hausarbeit, alles. Und es sollte nicht den einen Ernährer geben, jeder der beiden sollte sich dafür zuständig fühlen. Es gibt ja auch Frauen, die gar nicht so richtig loslassen mit den Kindern.

Ist der Mann meistens der Besserverdienende?

In den typischen Männerberufen auf jeden Fall, da sind die Löhne einfach besser als in den sozialen Berufen.

Und deswegen sagen die Frauen dann: Da bleibe doch lieber ich zu Hause bei den Kindern?

Ich glaube, meistens ist der Grund dafür die erlernte Rolle. Oft sagen die Frauen von sich aus, ich möchte bei den Kindern bleiben.

Wie sollen die dann für ihr Alter vorsorgen?

Die Familie müsste dafür zusätzlich Geld aufwenden - was natürlich wieder schwierig ist, sobald Kinder da sind, weil das Geld dafür gebraucht wird. Ich hoffe, dass wir bei unserer Veranstaltung noch die ein oder andere Idee dazu kriegen. Es gibt auch sicher nicht die eine allgemeingültige Antwort.

Was ist Ihr Ziel mit solchen Veranstaltungen?

Die Frauen sollen sich bewusst werden, auf was sie sich einlassen, wenn sie ihre Unabhängigkeit aufgeben.

Gleichstellungsstelle des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen und Verein Sofia Frauenseminar und Gästehaus Kochel am See: "Frauen leben länger . . . - aber wovon?", Donnerstag, 25. Juni, 19.30 Uhr, Pizzeria Enzo, Marktstraße 30, Bad Tölz. Anm,eldung unter karin.weiss@lra-toelz.de, Telefon 08041/505-307

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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