Reden wir über:Biber und Bauern

Reden wir über: Nikolaus Schöfmann

Nikolaus Schöfmann

(Foto: Hartmut Pöstges)

Nikolaus Schöfmann vermittelt bei Konflikten

Interview von Veronika Ellecosta

Nikolaus Schöfmann ist seit etwa drei Jahren Biberberater im Landkreis. Der Geretsrieder versucht, zwischen Landwirten und Naturschützern zu vermitteln, damit der Biber in seinem Revier bleiben kann, ohne bei den Bauern größere Schäden anzurichten. Denn nicht alle freuen sich über die Rückkehr des Wildtiers nach Bayern. Dieses Jahr sei es aber ruhig an der Biber-Front, erklärt er am Telefon.

SZ: Herr Schöfmann, gibt es derzeit viele Einsätze für Sie als Biberberater?

Nikolaus Schöfmann: Seit drei Wochen gibt es keine Anfragen. Das heißt aber vielleicht, dass sich viele Landwirte selber helfen und Vorfälle mit Bibern gar nicht dem Landratsamt melden.

Was machen die Landwirte, wenn sie sich selber helfen?

Manche reißen dann einfach die Dämme der Biber ein - obwohl das verboten ist. Denn dann liegt der Eingang frei und Raubtiere können in die Burg eindringen und den Nachwuchs auffressen. Weil die Biber nur einmal im Jahr Nachwuchs gebären, ist damit ein ganzes Jahr verloren. Den Damm einzureißen, bringt außerdem nicht viel. Die Biber bauen die Dämme nach dem Einreißen sofort wieder auf, und zwar noch besser und stabiler als davor.

Das heißt, die Biber bleiben sehr hartnäckig in ihrem Revier?

In einer Burg leben ja oft acht Biber: Die Eltern, der Nachwuchs aus dem ersten und der aus dem zweiten Jahr. Wenn also ein Biber in einer Lebendfalle gefangen werden soll, sind immer noch sieben dort. Außerdem sind die Biber sehr schlau. Und wenn es doch einmal gelingt, einen Biber auszusiedeln, dauert es oft keine 14 Tage und ein neuer Biber bewohnt die Burg.

Warum mögen die Landwirte die Biber nicht?

Für die Landwirte bedeutet der Biber mehr Schäden als Nutzen. Durch die Dämme werden oft Wiesen und Felder genässt, dann kann das Vieh eine ganze Saison nicht auf die Weide, und die Ernte fällt zum Teil aus. Außerdem fällt er wertvolle Bäume und verursacht auch da viel Schaden. Dafür haben wir natürlich Verständnis und versuchen, da präventiv zu handeln, damit es in schlimmsten Fällen nicht zum Abschuss kommt.

Was kann man da im Vorfeld machen?

Man kann Bäume mit Drahthosen einkleiden, dann kann sie der Biber gar nicht fällen. Er kann sich an Weiden glücklich tun, das sind für Landwirte ohnehin nicht wertvolle Hölzer. Und wenn es nötig ist, senken wir einen Damm etwas mehr ab.

Was hat der Biber denn für Vorteile fürs hiesige Ökosystem?

Er ist ein großartiger Baumeister und baut mit seinen Dämmen Biotope, die sonst nur mit viel Aufwand von Menschen geschaffen werden können. Mit den Dämmen bremst er auch Hochwasser, sodass es langsam abfließen kann. In dem ruhigeren Gewässer schwimmt dann viel Totholz, wo sich wiederum kleine Fische vor Raubvögeln wie Kormoranen verstecken können. Es gibt viel mehr Frosch- und Schmetterlingsarten dort, wo ein Biber lebt. Und die Fischarten haben sich verdoppelt, seit der Biber vor einem Jahrhundert nach Bayern zurückgekehrt ist.

Wie viele Biber leben denn mittlerweile im Landkreis?

Das kann ich nicht genau sagen, aber es ist derzeit so gut wie jedes Revier besetzt. Bayernweit soll es mittlerweile zwischen 22 000 und 23 000 Biber geben. Darüber freuen wir Naturschützer uns natürlich sehr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: