Reaktionen der Einheimischen:"Eine hässliche, teure Rostlaube"

Zu dem Brunnen, der zu Ehren des "Bullen von Tölz" am Max-Höfler-Platz entstehen soll, erhebt sich geballte Kritik.

Klaus Schieder

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Ein Denkmal in Form von mehreren Stahlplatten, die in Scherenschnitttechnik geformt sind, zeigt die Protagonisten der Serie.

(Foto: Manfred Neubauer)

Am neuen "Bulle von Tölz"-Brunnen, der am Max-Höfler-Platz entstehen und gut 20 000 Euro kosten soll, scheiden sich die Geister. Das Modell war einige Wochen lang im Tölzer Stadtmuseum zu sehen, daneben lag eine Liste aus, in der die Besucher ihr Urteil über das Denkmal für die beliebte Fernsehserie abgeben

konnten. Der Tenor der Einträge ist überwiegend kritisch. "Ich finde die Rostlaube hässlich und noch dazu viel zu teuer. Das Geld wäre für andere Zwecke besser zu verwenden", meint etwa Doris Wild. Auch andere Bürger äußern sich ablehnend. Sie bezeichnen das Projekt als "Schmarrn", sehen darin "eine Ohrfeige" für die Neue Tölzer Hotelkultur oder schlagen vor, dann die Hindenburgstraße gleich auch "in Otti-Straße umzubenennen" - nach dem Hauptdarsteller der TV-Serie, Ottfried Fischer.

Der Brunnen soll aus zwei 2,50 mal 2,50 Meter großen Stahlplatten bestehen, die am Rande wie ein Filmstreifen perforiert sind. Aus ihnen sind die Figuren der Krimi-Reihe herausgeschnitten, die vor den Platten stehen. Sie tragen ein jeweils für sie typisches Zitat aus der Fernsehserie, die 2009 beendet wurde, aber noch immer Touristen zu den Drehorten in der Kurstadt lockt. Im Stadtmuseum gab es kontroverse Diskussionen über den Brunnen, wie Birgit Groß miterlebte. "Es gab Begeisterung bei den Touristen auf der einen Seite, aber Entsetzen bei den Einheimischen auf der anderen Seite", sagt die Leiterin der Tourist-Information im Stadtmuseum. Während sich Auswärtige vor dem Modell sogar fotografieren ließen, seien vor allem kulturinteressierte Tölzer "durchaus gegen den Brunnen". Diese monierten Groß zufolge unter anderem auch, dass die Stadt einem Fernsehkommissar ein Denkmal setze, für den Architekten Gabriel von Seidl, den Gestalter der Marktstraße, oder den Schriftsteller Thomas Mann etwas Ähnliches bislang aber nicht getan habe.

Ausstellungsmacher Peter Syr, von dem der Entwurf für den Brunnen stammt, verblüfft diese Kritik nicht. Das Material aus rötlichem, an Rost erinnernden Cortenstahl "polarisiert schon", gibt er zu. Dennoch glaubt er, dass dies "gut zum 'Bullen' passt". Seiner Erfahrung nach gefällt vor allem Frauen diese Farbe, "Frauen stehen irgendwie auf Rost", sagt Syr. Im Freundeskreis des Tölzer Stadtmuseums stieß das Modell seiner Auskunft zufolge mehrheitlich auf Zustimmung. Unter den Vereinsmitgliedern seien ebenfalls kulturell Interessierte, denen sein Entwurf besser gefallen habe als ein "kitschiges Bronzedenkmal", berichtet Syr. In einem Punkt gibt er den Kritikern allerdings Recht. Für Gabriel von Seidl müsste die Stadt ebenfalls etwas tun, meint er. Dass da noch nichts geschehen sei, "ist aber nicht die Schuld des 'Bullen von Tölz', und auch nicht von mir."

Für Thomas Eberl ist der geplante Brunnen "eine super Idee". Die TV-Serie habe einen "wahnsinnigen Bekanntheitsgrad", sagt der Geschäftsführer des Kurhotels Eberl und Sohn des Stadtrats Georg Eberl (SPD). Bürger und Hoteliers in Bad Tölz unterschätzen nach seiner Ansicht, wie weit die Krimi-Reihe noch immer ausstrahle, bis nach Österreich und in die Schweiz. Über die Gestaltung des Denkmals mag er sich nicht äußern, er hat sich das Modell noch nicht angesehen.

Die Idee zu dem Brunnen, der nach Pfingsten eingeweiht werden soll, hatte Klaus Pelikan. Die negativen Kommentare überraschen den Leiter des Bürgermeister-Büros nicht. In solche Listen "tragen sich meist die Kritiker ein", sagt er. Syr ist indes zuversichtlich, dass sich die Einheimischen damit anfreunden werden: "Die Tölzer werden es dann schon auch witzig finden." Das wird wohl bei einigen nicht gelingen, wie die Stellungnahmen von Besuchern zeigen. Eine davon lautet knapp: "Finde den Brunnen abartig hässlich."

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