Reaktion auf Angebot und Nachfrage:Zwei Häuser gegen die Wohnungsnot

Schäftlarn investiert in den sozialen Wohnungsbau und errichtet zwei Gebäude im Ortsteil Hohenschäftlarn. An der Schorner Straße und der Auenstraße sollen insgesamt 13 geförderte Wohnungen entstehen.

Von Ingrid Hügenell

Senioren und Familien können sich oft die Wohnungsmieten nicht leisten, die auch in Schäftlarn stetig steigen. Derzeit sind 29 Wohnungssuchende erfasst, die sich schriftlich bei der 5500-Einwohner-Gemeinde um eine Wohnung beworben haben, berichtet Kämmerer Wolfgang Sacher; andere hätten mündlich angefragt. "Sie leben derzeit meist in Wohnungen, die sie sich nicht mehr leisten können", sagt Sacher. Die meisten seien alteingesessene Schäftlarner. Oft handle es sich um ältere, allein stehende Frauen. Aber auch junge Leute, die von zu Hause ausziehen wollen, haben Sacher zufolge Probleme, kleine, günstige Wohnungen zu finden. Gebaut werden in Schäftlarn meist Einfamilien- oder Doppelhäuser sowie Eigentumswohnungen.

Reaktion auf Angebot und Nachfrage: Günstig wohnen in Hohenschäftlarn: An der Schorner Straße 13 soll das erste von zwei Gebäuden entstehen - für etwa 1,5 Millionen Euro.

Günstig wohnen in Hohenschäftlarn: An der Schorner Straße 13 soll das erste von zwei Gebäuden entstehen - für etwa 1,5 Millionen Euro.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Deshalb wird die Gemeinde nun selbst tätig und plant in Hohenschäftlarn zwei Häuser im sozialen Wohnungsbau mit je sieben Wohnungen. Das an der Schorner Straße 13 soll zuerst errichtet werden, ein weiteres an der Auenstraße 9 folgen. Schäftlarn hofft auf Zuschüsse bis 30 Prozent aus dem Kommunalen Wohnraumförderungsprogramm des Freistaats. Die Regierung von Oberbayern, mit der die Projekte wegen der Förderung abgestimmt werden müssen, wolle noch mehr Wohnraum, sagt Sacher, und habe deshalb ein Pultdach vorgeschlagen statt des geplanten Satteldachs mit Gauben. So ließe sich zwar das Dachgeschoss besser nutzen, eine solche Gestaltung passe aber nicht in ein Dorf wie Schäftlarn, wo es in der Nachbarschaft alte Bauernhäuser gebe.

Reaktion auf Angebot und Nachfrage: So soll der Neubau aussehen, der komplett barrierefrei gestaltet wird. Je zwei Wohnungen sollen im Erd- und Dachgeschoss entstehen, drei im Obergeschoss

So soll der Neubau aussehen, der komplett barrierefrei gestaltet wird. Je zwei Wohnungen sollen im Erd- und Dachgeschoss entstehen, drei im Obergeschoss

(Foto: Grafik/oh)

Das bestehende kleine Einfamilienhaus aus der Nachkriegszeit an der Schorner Straße steht leer, es soll abgerissen werden. Der Neubau wird im Erd- und im Dachgeschoß je zwei, im Obergeschoß drei Wohnungen haben mit etwa 45 bis knapp 90 Quadratmetern Fläche. Das Haus wird durch einen eingebauten Aufzug komplett barrierefrei, auch die Bäder werden rollstuhlgerecht. Die Errichtung wird Bauamtsleiter Stefan Jocher zufolge etwa 1,5 Millionen Euro kosten. Er rechnet damit, dass erst im kommenden Jahr mit dem Bau begonnen werden kann.

An der Auenstraße 9 besitzt die Gemeinde einen Altbau mit vier Wohneinheiten. Das Haus sei feucht und könne nicht saniert werden, sagt Wolfgang Sacher, der auch für die Liegenschaften der Gemeinde zuständig ist. Wenn die jetzigen Mieter von dort in die Schorner Straße umgezogen sind, soll es abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, für den ebenfalls sieben Sozialwohnungen geplant sind.

Während sich die Gemeinderäte wegen der Fassadengestaltung des Hauses an der Schorner Straße einig waren, gab es eine längere Debatte um die Stellplätze für die beiden Häuser. Der Bedarf kann nämlich im kommunalen sozialen Wohnungsbau niedriger angesetzt werden als sonst im Ort festgelegt, um Kosten zu sparen. Insbesondere die Verpflichtung zum Bau einer Tiefgarage, wenn mehr als fünf Stellplätze gebraucht werden, treibt die Baukosten in die Höhe. Die Verwaltung hatte auf Empfehlung des Landratsamts daher vorgeschlagen, die Zahl der nötigen Stellplätze im sozialen Wohnungsbau zu reduzieren, und auf die Pflicht-Tiefgarage zu verzichten. Die Gemeinderäte Andreas Mock (CSU) und Michael Waldherr (GU) fragten, wie man das denn anderen Bauträgern vermitteln solle, die an die Stellplatzsatzung gebunden seien. Die bauten ja auch keine Sozialwohnungen, entgegnete Sacher. Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger (Gemeindewohl) sagte: "Wir haben in unseren Wohnungen auch Leute ganz ohne Auto. Wir haben Argumente für die Ausnahme. Das kann man dem Bürger doch erklären." Eine Mehrheit von 13 zu zwei Gemeinderäten votierte schließlich für die abgespeckte Stellplatz-Vorschrift.

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