Rauchverbot in Wolfratshausen:Das Klagen aus den Eckkneipen

Der Schutz der Nichtraucher beschert vielen Wolfratshauser Wirten einen kräftigen Rückgang der Gästezahlen. Aber es gibt auch eine andere Sicht der Dinge.

Philipp Bröckers

Es ist Donnerstagabend, das Wolfratshauser Lokal "Abendblatt" ist mäßig besucht. Ein paar Raucher stehen vor der Tür. So auch Georg. Früher besuchte er mit vier Freunden bis zu vier Mal wöchentlich die Gaststätte. Er selbst hält dem Abendblatt weiterhin die Treue, doch seinen Kumpels sei es zu lästig, immer wieder vor die Tür zu laufen, sagt er. Sie blieben lieber zu Hause, da könne man rauchen und auch billiger trinken.

Rauchverbot in Wolfratshausen: Im Gasthaus Abendblatt werden die Aschenbecher verbannt.

Im Gasthaus Abendblatt werden die Aschenbecher verbannt.

Seit dem Inkrafttreten des neuen und strengeren Nichtraucherschutzgesetzes am 1. August hat sich für Gaststätten in Bayern einiges geändert. Die Nichtraucher freuen sich über den Entscheid, aber die Wirte klagen. Auch Michael Feldmeier, der Inhaber des "Abendblatt". Um etwa 50 Prozent sei der Umsatz seit 1. August zurückgegangen, sagt er. "Die Raucher bleiben weg, und die Nichtraucher kommen nicht", klagt der 42-Jährige. "Wenn es hart auf hart kommt, muss ich Personal ausstellen, sonst kann ich dicht machen."

Feldmeier will versuchen, die Raucherschutzmaßnahme ab und an zu umgehen: Die Ausnahmeregelung für geschlossene Gesellschaften will er nutzen und jedes Wochenende Einladungen für Raucherabende verschicken. Wer keine Einladung hat, darf dann nicht ins Lokal.

Was allerdings als geschlossene Gesellschaft gilt, ist vom Gesetz nicht eindeutig ausgeführt. Familienfeiern, Geburtstage und Hochzeiten fallen darunter. Die Erfahrung einer Anzeige hat das Abendblatt bereits gemacht. Ein Nichtraucher aus Rheinland-Pfalz zeigte den Wirt an, weil dieser zusammen mit Sebastian Blatt, seiner rechten Hand, eine private Veranstaltung plante, bei der geraucht werden durfte. Das Tölzer Landratsamt forderte eine Liste mit den Namen jedes einzelnen Gastes an. Unter dieser Bedingung konnte die Festivität stattfinden.

"Es kommen mehr Leute zum Essen"

Frank-Ulrich John, Sprecher des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG), sieht gerade die vielen kleinen Eckkneipen als Verlierer des neuen Gesetzes. "Es gibt eine große Anzahl an Betrieben, die die Freiwilligkeit wieder will, auf der anderen Seite aber auch einige, die das Gesetz befürworten", berichtet er. Er vermutet, dass viele insbesondere kleinere Kneipen, schließen werden. Er habe keine Vergleichszahlen zum Umsatz. Die seien erst im Oktober vom Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung zu erwarten. "Wir rechnen aber damit, dass es auch Betriebe gibt, die von dem Gesetz profitieren", sagt John.

Ähnliche Erfahrungen wie Michael Feldmeier macht Dieter Sattler, Eigentümer der Biermühle am Wolfratshauser Untermarkt. Er verbringe die Hälfte der Zeit draußen vor der Tür, sagt der 57-Jährige - um aufzupassen, dass die Lautstärke die Grenze des Erträglichen nicht überschreitet. Viele Stammgäste habe er lange nicht gesehen. "Und wenn ich Samstagabends vor der Tür für Ruhe sorge, kann ich drinnen nicht ausschenken."

Auch bei Sattler hat sich das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen bereits gemeldet. In einem Schreiben heißt es, es habe eine Beschwerde eines Gastes gegeben, dass in seiner Kneipe geraucht werde und er das "Gesetz zum Schutz der Gesundheit" nicht einhalte. Das Landratsamt stellt klar, dass bei weiterer Nichtbefolgung des Gesetzes ein "offizielles Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet wird". Sattler steht hinter der Bar und schüttelt den Kopf. Zu Unrecht sieht er sich angezeigt. "Ich achte genau darauf, dass nur draußen geraucht wird."

Aber es gibt auch eine andere Sicht der Dinge. In der Gaststätte Isarwinkel in Geretsried hat Inhaber Bernhard Ücker bereits am 1. Februar 2009 das Rauchen verboten, lange bevor ein Gesetz ihn dazu verpflichtete. Bislang habe er ausschließlich positive Erfahrungen gemacht - obwohl auch bei ihm die ersten zwei Monate schwierig gelaufen seien, weil der Stammtisch wegblieb, berichtet er. Doch das habe sich eingependelt, und seitdem habe er mehr Gäste als zuvor. "Es kommen mehr Leute zum Essen", freut er sich. Ücker ist überzeugt, dass dieser Trend anhalten wird.

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