Rathaus sucht Flächen:So wohnt Wolfratshausen in Zukunft

Rathaus sucht Flächen: Die Waldramer Gärten sind fast fertig: Weil Wolfratshausen zu den engsten Kommunen Bayerns gehört, müssen neue Wohnungen auch durch Nachverdichtung entstehen.

Die Waldramer Gärten sind fast fertig: Weil Wolfratshausen zu den engsten Kommunen Bayerns gehört, müssen neue Wohnungen auch durch Nachverdichtung entstehen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadt gehört zu den am dichtest besiedelten Gemeinden Bayerns. Nun beginnt die Diskussion, wo enger gebaut werden kann - und wo nicht.

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Die Stadt gehört wegen ihrer kleinen Fläche zu den am dichtesten besiedelten Kommunen Bayerns - hinter München und Nürnberg, aber noch vor Augsburg oder Ingolstadt. 1970 Einwohner leben im Schnitt auf jedem der neun Wolfratshauser Quadratkilometer, in Geretsried sind es etwa halb so viele, in Tölz oder Miesbach noch weit weniger. 54 Prozent der gesamten Fläche sind bebaut, 1980 war es noch ein Drittel, in Tölz sind es derzeit 18 Prozent.

All diese Zahlen hat Stadtrat Josef Praller zusammengetragen und beim Monatstreffen seiner BVW am Donnerstag vorgestellt. Praller gehört wie Ulrike Krischke (BVW), Manfred Fleischer und Richard Kugler (CSU), Fritz Schnaller und Fritz Meixner (SPD) sowie Hans Schmidt (Grüne) zu einer Arbeitsgruppe des Stadtrats, die sich demnächst erstmals treffen soll, um über die Stadtentwicklung zu sprechen.

Denn der Zuzug hält seit Jahren an, die Immobilienpreise und die Mieten steigen. Dies geht zu Lasten vieler Gering- und Normalverdiener, die schon befürchten, aus der wohlhabenden Stadt verdrängt zu werden. Ob und wie dem durch Neubauten an welcher Stelle begegnet werden soll, blieb in der regen Diskussion der BVW am Donnerstag offen. Die SZ skizziert hier die Ausgangslage, basierend auch auf Prallers Ausführungen.

Zentrum

Direkt im Wolfratshauser Zentrum lassen sich vor allem Lücken füllen oder ältere Bauten durch größere neue ersetzen, wie es am Post-Gelände, am Floßkanal oder an der Sauerlacher Straße teils geschehen und teils in Arbeit ist. Auch die Siedlung am Oberen Poign wird immer dichter. Etwas größere Flächen gibt es noch an der Äußeren Beuerberger Straße, zwischen Wallberg- und Königsdorfer Straße sowie am Gleisdreieck, wo künftig der S-Bahnhof liegen soll. Dieses Areal hat die Stadt vor Jahren geerbt mit der Auflage, Wohnraum für heimische Familien zu schaffen.

Farchet

Im Stadtteil Farchet gibt es nur wenige freie Grundstücke, und doch erwartet die Stadt hier bald einen Anstieg der Bevölkerung um bis zu 300 Menschen. Denn viele ältere Häuser stehen in großen Gärten, die auch für mehrere oder größere Häuser Platz böten. Getrieben von steigenden Grundstückspreisen dürfte es an vielen Stellen zu einer solchen Verdichtung kommen. Die Stadt kann kaum eingreifen, weil es für Farchet fast keine Bebauungspläne gibt und daher jeder so groß bauen darf, wie es im Umkreis schon geschehen ist. Die Stadt kann diese bestehenden Baurechte nicht einschränken, wenn sie nicht enorme Entschädigungen leisten will. Ein großes Problem ist der zunehmende Verkehr. Abgesehen von den engen Siedlungsstraßen Richtung Nordosten hat Farchet nur eine Zufahrt über die ohnehin oft überlastete Roma-Kreuzung. Manche Stadträte tragen sich mit dem Gedanken, eine weitere Ausfahrt direkt zur B11 zu schaffen.

Waldram

Das überwiegend kleinteilig und dicht bebaute Waldram bietet kaum mehr Flächen, seit in auch in seiner Mitte neue, noch nicht bezogene Häuser entstanden sind. Die Baugenossenschaft hat vorgeschlagen, Wohnungen im Waldstück neben dem Friedhof zu schaffen, was wegen der Planänderungen einige Jahre dauern würde. Verfochten wird der Vorschlag von SPD und Grünen, BVW und CSU wollen das Waldstück lieber für den Friedhof in Reserve halten. So bleibt aktuell nur die Coop-Wiese, wo es seit den Sechzigerjahren Baurecht für größere Blocks gibt, die im Rathaus aber niemand mehr für zeitgemäß hält. Die Coop-Wiese stand immer wieder in der Diskussion, doch vor allem die CSU hat bisher alle Planungen abgeblockt. Auch Waldram hat nur eine einzige Zufahrt und auf seinen engen Straßen ein Parkplatz- und Verkehrsproblem.

Weidach

Die Weidacher, die sich 1978 nur widerwillig der Stadt Wolfratshausen hatten zuschlagen lassen, haben seither großen Wert darauf gelegt, dass der Durchgangsverkehr durch eine enge Loisachbrücke und die Bahnunterführung ausgesperrt bleibt. Zur Stadt hin wollten sie stets einen Mindestabstand mit freien Wiesen halten. Seit die Angerwiese im großen Stil bebaut wurde, sind davon nur noch einige Flächen an der S 7 geblieben, die immer wieder für künftigen Wohnbau in den Blick geraten. Auch Weidach und das östliche Nantwein wurden zuletzt immer dichter, meist aufgrund von teils großzügiger alter Baurechte aus den Zeiten der Selbstständigkeit. Die Gemeinde Weidach hatte notgedrungen nach Norden wachsen wollen, was das vereinte Wolfratshausen aber bisher verhindern will. Die Flächen bis zur unantastbaren Isarau sind als Grünland für die Landwirtschaft reserviert und stehen teils ebenfalls unter Naturschutz.

Gewerbegebiet

Das Gewerbegebiet am Hans-Urmiller-Ring verteidigen die Stadträte bisher nach Kräften gegen jede Wohnnutzung. Ob ihnen das angesichts dringend benötigter Flüchtlingsunterkünfte noch lang gelingen wird, ist fraglich. Westlich Richtung Loisach gibt es große Wiesen rund um den Walserhof, die allerdings als Überschwemmungsgebiet und daher nicht als mögliches Bauland gelten.

Geltinger Feld

Das Geltinger Feld südlich des Autobahnzubringers liegt im Abschnitt von Möbel Mahler bis zum Südende Waldrams auf Wolfratshauser Gebiet, gehört aber zu einem großen Teil der Stadt Geretsried. Beide Kommunen haben es bisher kommenden Generationen erhalten wollen. Mit der S-7-Verlängerung wird aber auch die Entwicklung des Geltinger Felds Fahrt aufnehmen. Planungen gibt es noch nicht.

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