Verkehrswende:Ein Netz fürs schnelle Radeln

Radfahrwege Hinweise

Viele Wege, viele Lücken: Das Radverkehrskonzept für den Alltags- und Freizeitverkehr im Landkreis umfasst 500 Kilometer Strecke und soll zeigen, wo ein Ausbau nötig ist. Um die nun erfassten Daten zu pflegen, wünscht sich der Klimaschutzbeauftragte Andreas Süß eine zusätzliche Stelle.

Im Landkreis gibt es ein neues Radverkehrskonzept, das 500 Wegkilometer umfasst. Damit sollen Radwege künftig beim Straßenbau mitgedacht werden. Deren Ausbau scheitert aber oft an den Grundstücksverhältnissen

Von Alexandra Vecchiato

Wer die Menschen raus aus dem Auto und rauf aufs Fahrrad bringen möchte, muss zuerst eine entsprechende Infrastruktur schaffen. Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der bis zum Jahr 2035 energieautark sein möchte, plant daher, das Radwegenetz auszubauen. Nun liegt ein Konzept vor, auf dem der Kreis aufbauen kann bei seinen künftigen Planungen. Es umfasst nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern identifiziert obendrein auch Gefahrenstellen und Netzlücken. Die Daten werden allen Baulastträgern, also auch Städten, Gemeinden und dem Staatlichen Bauamt Weilheim, zur Verfügung gestellt. So sollen Radwege in Zukunft bei Straßenbauprojekten mitgedacht werden.

Die Erstellung eines Radkonzepts für den Alltags- und Freizeitverkehr geht auf einen Antrag von Kreisrätin Cornelia Irmer (Freie Wähler) zurück. Eva Mast vom Büro "topplan" stellte am Montag im Kreis-Infrastrukturausschuss das Ergebnis für das Alltagsradwegenetz vor. Zentraler Baustein des Radverkehrskonzepts sind schnelle und direkte Verbindungen zwischen Städten und Gemeinden untereinander. Laut Mast sind Netzlücken, Wunschlinien, der Ist-Zustand, aber auch Mängel in dem Konzept, das für den gesamten Landkreis Gültigkeit haben soll, zusammengefasst worden. Etwa 500 Kilometer Radwegenetz seien analysiert worden. Davon seien fast 350 Kilometer nutzbar. Der Rest seien Lücken, die geschlossen werden müssten, sagte Mast. Man habe fast 1000 Streckeninformationen, rund 300 Problemstellen und knapp 50 Weglücken erfasst und im Detail betrachtet. Grundsätzlich sei das Radwegenetz im Landkreis nicht schlecht, sagte Mast. Dennoch müsse etwas getan werden. "Bitte sehen Sie gute Ergebnisse in Korrelation mit den anderen Werten", betonte sie. Denn 67 Prozent der Wege seien nicht allein Radfahrern vorbehalten sondern für Mischverkehr ausgelegt. Wirtschaftswege und ruhige Nebenstrecken seien unkritisch, aber Radfahrer auf stark befahrenen Straßen sollten vermieden werden. Wegen des Platzbedarfs sei das aber gerade innerorts schwierig zu lösen, sagte Mast. Ferner müssten flächendeckend Fahrradabstellanlagen errichtet werden.

Wichtig ist aus Sicht der Planerin, dass die nun erfassten Daten gepflegt werden. Zu diesem Punkt meldete sich auch Klimaschutzbeauftragter Andreas Süß zu Wort. Er kündigte im Ausschuss an, dass es im Landratsamt einen Ansprechpartner für die Kommunen geben sollte - eine Stelle, die erst neu geschaffen werden müsste.

Das Konzept für das Alltagsradwegenetz ist mit jenen der Nachbarlandkreise abgestimmt. Zudem hat es das Landratsamt nach München weitergeleitet, damit es in den Radwegeplan des Freistaats Bayern aufgenommen wird. Das ist wichtig, um Förderungen bei Vorhaben abschöpfen zu können. Süß führte aus, dass er mit Polizei und weiteren Beteiligten Verkehrsschauen mit Fokus auf den Radverkehr organisieren möchte. "Das ist der nächste Schritt", sagte er. Wichtig sei zudem, das Geoinformationssystem zu pflegen mit allen Daten über die Radwege im Landkreis. "Deshalb der Antrag auf personelle Verstärkung", sagte Süß.

Große Probleme bereitet es, die Netzlücken zu schließen. Das scheitert fast immer an den Grundstücken, die der Landkreis oder die Gemeinden nicht kaufen können. Radwege und Straßen sind rechtlich nicht gleichwertig bei einem Genehmigungsverfahren, wie Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) ausführte. Ein Radweg könne nur gebaut werden, wenn alle Grundeigentümer Ja sagten. Ein Enteignungsverfahren wie beim Straßenbau gebe es nicht, betonte Niedermaier. Er hofft vonseiten des Gesetzgebers auf "verlässliche Grundlagen" für künftige Planungen. Ebenfalls sprach der Landrat an, dass nicht nur Landkreis, Städte und Gemeinden Baulastträger seien. Für Bundesstraßen sei das Staatliche Bauamt Weilheim zuständig, das die Notwendigkeit eines begleitenden Radweges nicht immer sehe. Als Beispiel nannte Niedermaier den Radweg an der B 11 auf Höhe der Reindlschmiede. Dort habe man lange verhandeln müssen. Dass dieser nun doch entsteht - "da sind wir dankbar", sagte Niedermaier.

An Fördermitteln für den Radwegebau mangle es nicht, betonte der Landrat. Doch oft könnten die Zuschüsse nicht abgerufen werden, weil neue Radwege eben an Grundstücksverhandlungen scheiterten. Cornelia Irmer forderte die Kreisräte auf, Druck auf die Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis auszuüben, um eine Gesetzesänderung durchzubringen. "Enteignung bedeutet nicht, dass es keine Entschädigung gibt", sagte sie.

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