Süddeutsche Zeitung

Erstes Treffen im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen:Besser radeln in der Region

Ziel eines neuen Runden Tischs ist, den Radverkehr weiter zu fördern und damit den Umstieg aufs Zweirad für Bürgerinnen und Bürger attraktiver zu machen.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

"Das Thema Radfahren im ländlichen Raum ist sicher kein einfaches. Um von A nach B zu kommen, müssen nicht nur oft lange Strecken, sondern nicht selten auch einige Höhenmeter hinter sich gebracht werden": Mit dieser Erkenntnis beginnt eine Pressemitteilung zum Runden Tisch Radverkehr, der vor Kurzem zum ersten Mal im Tölzer Landratsamt auf Initiative der Radverkehrsbeauftragten des Landkreises, Veronika Böhm, stattgefunden hat. Gerade weil das Thema schwierig und vielfältig sei, sei es umso wichtiger, "dass die Förderung des Radverkehrs sowohl in der Politik als auch in der Verwaltung kein Randthema ist, sondern ein zentraler Bestandteil der Verkehrsplanung", so die Schlussfolgerung.

Etwa 30 Frauen und Männer kamen im Sitzungssaal des Landratsamtes zusammen - mit der konkreten Zielvorstellung, den Radverkehr in der Region weiter zu fördern und so das Radfahren für Bürgerinnen und Bürger attraktiver zu machen. Neben Landrat Niedermaier nahmen Vertreter der Städte und Gemeinden, darunter einige Bürgermeister, sowie die Radverkehrsverantwortlichen der Nachbarlandkreise teil. Mit am Runden Tisch saß außerdem das Staatliche Bauamt Weilheim.

E-Bikes ersetzen kein gutes Radwegenetz

Auch wenn E-Bikes weite Entfernungen und den ein oder anderen Anstieg erleichtern, braucht es dennoch eine klare Verkehrsführung inklusive gut ausgebauter Radwege, um eine sichere Mobilität auf den Fahrrad zu gewährleisten. "Ein wichtiger Schritt in diese Richtung wurde bereits 2019 getan, als der Kreistag die Erstellung des Radverkehrskonzept mit dem Schwerpunkt Alltagsradverkehr in Auftrag gab", heißt es von der Kreisbehörde. Insgesamt wurden 475 Kilometer Alltagsradwegenetz im Landkreis analysiert. "Auf Basis dieser Analyse erfolgte die regionale Netzkonzeption für den Alltagsradverkehr in Kooperation mit allen Beteiligten", erklärt Pressesprecherin Sabine Schmid.

Das fertige Konzept dient nun dem Runden Tisch Radverkehr als Arbeitsgrundlage und gemeinsames Ziel für die künftige Förderung des Radverkehrs im Landkreis. "Im Zentrum der Bemühungen aller Beteiligten steht der Bau neuer, beziehungsweise der Ausbau bestehender Radwege", so Schmid. Wenngleich dies wohl die wichtigste Maßnahme ist, um die Radmobilität im Landkreis voranzubringen, dürfte sie zugleich auch die schwierigste sein. "Die wohl größte Herausforderung beim Radwegebau ist der Grunderwerb", erklärt Martin Herda vom Staatlichen Bauamt Weilheim, dem zuständigen Baulastträger für Bundes- und Staatsstraßen und somit auch für die angrenzenden Radwegen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Die zweite Herkulesaufgabe sei es, den Anforderungen des Naturschutzes gerecht zu werden. Durch den Bau neuer Radwege werde zwar einerseits die Möglichkeit für nachhaltige Mobilität geschaffen und somit langfristig ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Auf der anderen Seite greife der Bau eines Radweges und die damit einhergehende Bodenversiegelung auch in die Natur und den Lebensraum verschiedener Arten ein.

Der Bau eines Radwegs ist ein Eingriff in die Natur. Aber...

Heißt das also: die Natur oder das Klima schützen? Nein, findet Veronika Böhm, die neben dem Radverkehr auch für den Klimaschutz im Landkreis zuständig ist. "Zwar ist der Bau eines Radweges ein Eingriff in die Natur, doch was unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten und somit die Biodiversität viel mehr gefährdet, ist die Klimaerwärmung." Bislang gilt beim Bau eines Radweges dieselbe Ausgleichs-, respektive Kompensationspflicht wie bei jeder anderen Baumaßnahme, die eine Bodenversiegelung oder einen anderen Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne Bundesnaturschutzgesetzes nach sich zieht. Das erschwert den für die Verkehrswende nötigen Ausbau des Radwegenetzes. Der Arbeitskreis hat in seiner Diskussion festgestellt, dass die Förderung nachhaltiger Mobilitätsformen für den Klimaschutz unerlässlich ist. Indem die verkehrsbedingten Emissionen gesenkt werden, wird langfristig nicht nur der Klimawandel gebremst, sondern auch die Natur geschützt.

Doch auch das bestehende Radwegenetz ist laut Kreisbehörde bei weitem nicht frei von Mängeln. Viele der im Radverkehrskonzept identifizierten Problem- und Gefahrenstellen seien zwar bereits beseitigt, doch es gebe noch immer viel zu tun. Auch bei den Abstellanlagen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten gebe es im Landkreis noch Nachholbedarf.

Die Teilnehmer des Runden Tisch Radverkehr sind sich laut Pressesprecherin Schmid einig: Der Radverkehr wird immer wichtiger, und es bedarf interkommunaler Zusammenarbeit, um das Radwegenetz entsprechend auszubauen. Bei künftigen Treffen des Runden Tisch Radverkehr wollen alle Beteiligten diese Zusammenarbeit intensivieren und so den Radverkehr in der Region voranbringen.

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