Pupplinger Au:Ode an die Staatsstraße 2073

Pupplinger Au: Alte Kiefernbestände säumen die Staatsstraße 2073.

Alte Kiefernbestände säumen die Staatsstraße 2073.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Eine Umleitung lässt Autofahrer derzeit viele Naturschönheiten zwangsentdecken.

Von Florian Zick

Es gibt durchaus ein paar berühmte Straßen. Die Route 66 quer durch die USA ist für viele immer noch gepflastert mit Sehnsuchtsasphalt. Die Via Appia in Italien ist zwar mancherorts inzwischen schon arg holprig, aber bei einem Alter von fast 2500 Jahren - da ist man gerne mal nachsichtig. Und die Champs Élysées in Paris: Für eine solche Straße wurde wahrscheinlich der Begriff "Prachtmeile" erst erfunden. Die Staatsstraße 2073 zwischen Puppling und Ascholding hatte dagegen bislang keinen Promi-Status. In den Straßenkarten dick markiert war die fünf Kilometer lange Strecke bisher allenfalls bei Nudisten, die sich in den angrenzenden Isarauen gerne zum Nacktbaden niederlassen.

Für die Staatsstraße 2073 ist diese Nicht-Beachtung eine geradezu ungerechte Schmähung. Jeder Rennradfahrer, der auf seinem Weg von München nach Bad Tölz hier durchkommt, wird das bestätigen können. Oder sagen wir besser: Jeder Mountainbiker wird das bestätigen können. Für dünne Reifen mussten vor allem auf dem nördlichen Streckenabschnitt dann nämlich doch ein bisschen zu oft Schlaglöcher geflickt werden. Ruhiges Entlanggleiten? Das geht dort nicht. Vom unebenen Straßenbelag aber mal abgesehen ist es ein richtiger Genuss, oberhalb der Isar diese kurvenreiche Straße entlang zu fahren. Den Fluss bekommt man zwar nirgendwo richtig zu Gesicht, vor allem nicht im Sommer, wenn der grüne Naturschutz-Dschungel dicht zugewachsen ist. Aber alleine schon diese Bäume: Nein, keine Palmen! Es sind alte Kiefern, deren Nadeln hier bläulich schimmern - so schön, so mediterran. Wenn man bei der Trattoria da Nonno in die Staatsstraße einbiegt, da fühlt man sich gleich nach wenigen Metern, als wäre man wirklich in Italien. Schnell noch über die Düne, dann ist man am Meer, denkt man sich. Und zumindest die sandigen Füße, die holt man sich auf den trockenen Trampelpfaden auch in der Pupplinger Au.

Durch die Sperrung der Verbindungsstraße zwischen Wolfratshausen und Egling dürfen derzeit viele Autofahrer zwangsweise die landschaftlichen Vorzüge der Staatsstraße 2073 kennenlernen. Wer von der Isarbrücke weiter Richtung Sauerlach will, wird seit anderthalb Wochen in großem Bogen durch die Pupplinger Au umgeleitet. Wo in der Stunde sonst nur ein paar Fahrzeuge durchsausen, herrscht nun verhältnismäßig reger Durchgangsverkehr. Probleme hat es dort bislang allerdings nicht gegeben - bis auf vergangenen Samstag. Weil das Sommerwetter an diesem Tag überall Ausflügler an die Isar gelockt hatte, musste die Polizei da etwa 30 Knöllchen wegen Parkens im Naturschutzgebiet kleben.

Das mit den Nudisten sei übrigens nicht mehr so ein Problem wie früher, heißt es bei der Polizei in Wolfratshausen. Über 30 Jahre hinweg hatte sich in der Pupplinger Au eine Art Swinger-Szene etabliert. Vergangenen Sommer sind neben den Nackerten deshalb auch immer wieder Uniformierte durch die Wacholderbüsche gestreift - Isarranger, Wasserwacht und Streifenbeamte. Seitdem seien dort tatsächlich fast nur noch richtige FKK-Anhänger unterwegs. Und bei dem vielen Umleitungsverkehr auf der Staatsstraße 2073 - da ist man in der Pupplinger Au auch gar nicht mehr so ungestört.

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