Prominentes Haus in Feldafing:Junge, das kann dauern!

Feldafinger Gemeinderat besichtigt Albers-Villa

Ein Hans-Albers-Museum oder eine jüdische Gedenkstätte - das sind erste Überlegungen zur Nutzung des Anwesens.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Für die denkmalgeschützte Hans-Albers-Vila gibt es noch kein Konzept einer öffentlichen Nutzung

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Die Entscheidung, dass die Albers-Villa in Garatshausen unter Denkmalschutz gestellt wird, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Davon sind zwei der Initiatoren der nun vom Bayerischen Landtag bewilligten Petition überzeugt, Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim und der Vorsitzende des Kulturvereins Garatshausen, Andreas Kapphan. Nach jahrelangem Dornröschenschlaf könnte jetzt über eine öffentliche Nutzung des Anwesens entschieden werden. Doch bis dahin ist es offenbar noch ein weiter Weg.

"Wir müssen uns jetzt ein Konzept überlegen, das tragfähig ist", sagt Sontheim. Das könne nur zusammen mit dem Kulturverein geschehen, der sich jahrelang dafür eingesetzt habe, das 12 000 Quadratmeter große Areal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Allerdings ist der Rathauschef davon überzeugt, dass die Gemeinde nun die Verantwortung übernehmen müsse. Der erste Schritt sei die Wiederherstellung des historischen Parks, der seit 2009 verwildert. Erst im zweiten Schritt könne über die Weiterverwendung der Villa entschieden werden. Zunächst müssten Ideen entwickelt und dann ein Konzept erarbeitet werden. "Und da muss der Freistaat mitspielen." Erste Überlegungen gibt es bereits, etwa ein Hans-Albers-Museum oder eine jüdische Gedenkstätte.

Denn die Lebensgefährtin des als "Blonder Hans" bekannt gewordenen Volksschauspielers, Hansi Burg, war Jüdin. Sie ist während der NS-Zeit in die Schweiz emigriert und erst nach 1945 wieder zurückgekommen. Auch nach den Umbauten, die Albers vorgenommen hatte, blieben ältere Teile der "Villa Loé" erhalten, die 1865 errichtet worden war Die Parkanlage, die früher zum Umgriff von Schloss Garatshausen gehörte, ist noch älter. Auf dem Hügel gab es nach Angaben von Andreas Kapphan einen Kalvarienberg, den der Bildhauer Hans Leinberger (etwa 1470 bis 1531) gestaltet haben soll. 1864 war die Parkanlage als Landschaftspark im englischen Stil errichtet worden. Die Villa hat eine wechselvolle Geschichte. Sie war unter anderem im Besitz von Helene von Thurn und Taxis, der Schwester der österreichischen Kaiserin Elisabeth. Hans Albers kaufte das Anwesen 1933, nach seinem Tod 1960 erbte es Hansi Burg. Diese verkaufte das Anwesen 1971 an den Freistaat unter der Auflage, dass der Besitz nach ihrem Tod "öffentlichen Erholungszwecken" dienen soll. Für Sontheim ist eine Nutzung als jüdische Gedenkstätte deshalb zu kurz gegriffen: "Die Villa hat eine 160-jährige Geschichte. Das sollte man nicht auf Hans Albers und Hansi Burg reduzieren."

Kulturvereinschef Kapphan könnte sich vorstellen, jüdische Erinnerungskultur in das Nutzungskonzept einzubeziehen. Er ist der Landtagsabgeordneten Ute Eiling-Hütig und dem neuen Landrat Stefan Frey dankbar, dass sie sich für den Denkmalschutz eingesetzt haben, den der Ausschuss für Wissenschaft und Kunst im Landtag am Mittwoch befürwortet hat. Doch damit ist laut Kapphan nur ein Teilziel erreicht; denn eine Entscheidung zur Nachfolgenutzung stehe noch aus. Mit Blick darauf, dass sich der Freistaat seiner Verpflichtung, das Gelände öffentlich zu machen, seit nunmehr 50 Jahren entziehe, ist Kapphan nur "verhalten optimistisch". Die Auflage von Hansi Burg sei nicht erfüllt worden, sagt er vor dem Hintergrund, dass dort von 1978 bis 2009 die Landesanstalt für Fischerei untergebracht war. Anschließend wollte der Freistaat das Anwesen verkaufen, was der Kulturverein 2011 verhindern konnte. Jetzt besteht die Chance, dass die Gemeinde das Gelände pachtet. "Wir müssen mit Bayern reden, und es wäre schön, wenn wir uns einigen", sagt Bürgermeister Sontheim.

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