Projekt:WG-Partner gesucht

Projekt: Kreisbäuerin Ursula Fiechtner.

Kreisbäuerin Ursula Fiechtner.

(Foto: Hartmut Pöstges)

"Wohnen für Hilfe" will Jung und Alt zusammenbringen

Von Benjamin EMonts, Bad Tölz

In der Region München suchen etliche junge Menschen verzweifelt nach bezahlbarem Wohnraum, während Senioren oft alleine in ihren zu großen Wohnungen leben - und vereinsamen. Beides müsse aber nicht sein, findet Ute Reuter, die sich ehrenamtlich im Tölzer Seniorenbeirat engagiert. Gemeinsam mit Kreisbäuerin Ursula Fiechtner und der Münsinger Seniorenbeauftragten Helga Lehner will sie deshalb das Projekt "Wohnen für Hilfe" im Landkreis etablieren. Die Idee dahinter ist ganz einfach: Junge Menschen, die sich den teuren Wohnraum hier nicht leisten können, ziehen bei allein lebenden Senioren ein. Ihre Miete zahlen sie in Form von Arbeitsstunden: Sie erledigen Einkäufe, arbeiten im Garten und leisten den Senioren Gesellschaft.

"Es ist ein Geben und Nehmen, ein zukunftsweisendes Konzept", sagt Seniorenbeirätin Reuter. In München und mehr als 30 anderen Städten hat sich das Projekt bereits als tauglich erwiesen. Seit 1996 kümmert sich in München der Seniorentreff Neuhausen um die alternativen Wohngemeinschaften. Die Nachfrage ist immens. Die Zahl der Bewerber ist etwa acht- bis zehnmal so groß wie die Zahl der freien Plätze. Ende 2017 betreute der Seniorentreff Neuhausen allein im Stadtbereich 52 Wohngemeinschaften, weitere 28 bildeten sich im Landkreis München.

Das Zusammenleben werde dabei vertraglich geregelt, betont Reuter. Der Student oder Auszubildende trage die Nebenkosten und verpflichte sich, pro Quadratmeter Wohnfläche etwa eine Stunde im Monat - in welcher Form auch immer - Hilfe zu leisten. Die Miete wird ihm im Gegenzug erlassen, was bei den derzeitigen Mietpreisen in München eine große finanzielle Entlastung für die jungen Menschen bedeutet. "Bei einer guten Partnerschaft ist das ein Win-Win-Geschäft für beide", sagt Reuter.

Kreisbäuerin und Freie Wähler-Kreisrätin Ursula Fiechtner will das Projekt tatkräftig unterstützen. "Die Leute haben Vertrauen in mich, ich glaube, ich kann als Multiplikator wirken", sagt sie. Als Vertreterin der ländlichen Region kenne sie etliche ältere Menschen, die inzwischen allein in ihren Bauern- und Landhäusern wohnten. "Es ist sehr viel Wohnraum da, der nicht mehr genutzt wird. Und der älteren Generation fehlt die Ansprache. Frischer Wind wäre da gut."

Fiechtners Hilfe wird auch nötig sein, um das Projekt anzukurbeln. Bislang gibt es weder Interessenten noch eine Institution, die sich bereit erklärt hätte, das Konzept maßgeblich zu unterstützen. Reuter ist jedoch überzeugt: "Wir brauchen eine öffentliche Stelle als Vermittler, der die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt, Sprechstunden begleitet und die Partnerschaften betreut." Möglicherweise das Landratsamt. "Wir haben da an eine Halbtagsstelle gedacht."

Ein erster Schritt soll nun aber sein, Interessenten zu finden. Ansprechpartnerinnen sind Ute Reuter per E-Mail unter utereuter@t-online.de oder telefonisch Helga Lehner unter der Nummer 08177/658.

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